Politik

Rebellenhochburg laut Staatsfernsehen gefallen Syrische Armee erobert Kusseir zurück

Begräbnis der TV-Korrespondentin Yara Abbas in Homs. Die Journalistin war zuvor im umkämpften Kusseir ums Leben gekommen.

Begräbnis der TV-Korrespondentin Yara Abbas in Homs. Die Journalistin war zuvor im umkämpften Kusseir ums Leben gekommen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die strategisch bedeutende Stadt Kusseir an der Grenze zum Libanon ist laut dem syrischen Fernsehen wieder in den Händen der Armee. Trotz Forderungen der UN nach einem Waffenstillstand in der Region wurde die Rückeroberung damit fortgesetzt. Indes herrscht bei den Nato-Partnern Uneinigkeit, ob in dem Bürgerkrieg bereits Giftgas eingesetzt wurde.

Die syrische Armee hat nach Angaben des Staatsfernsehens die Region um die umkämpfte Stadt Kusseir zwischen der Hauptstadt Damaskus und dem Mittelmeer vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. "Unsere heldenhaften Streitkräfte haben Sicherheit und Stabilität zurück nach Kusseir gebracht", berichtete der Sender. Bei der Einnahme seien zahlreiche Rebellen getötet oder festgenommen worden. Die nahe der Grenze zum Libanon gelegene Kleinstadt Kusseir war rund ein Jahr von den Rebellen kontrolliert worden. Vor drei Wochen begann dann die syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz eine Offensive zu ihrer Rückeroberung. Bei den zuletzt heftigen Kampfhandlungen war es auch immer wieder zu Vorfällen im Libanon gekommen.

Durch ihre Lage zwischen den von mehrheitlich regierungstreuen Alawiten bewohnten Küstengebieten und der Hauptstadt hat Kusseir strategisch besondere Bedeutung. Ungeachtet der Tatsache, dass Tausende Zivilisten in der Stadt eingeschlossen waren, setzte die syrische Armee zuletzt Kampfflugzeuge, Raketen und Artillerie zur Rückeroberung ein. Die Vereinten Nationen hatten angesichts des Leids der Zivilbevölkerung einen Waffenstillstand für die Stadt gefordert, um Verletzte aus der Rebellenhochburg in Sicherheit bringen zu können. Geschätzte 1500 Menschen seien demnach dringend auf medizinische Versorgung angewiesen gewesen, wie UN-Sprecher erklärten. Angaben zu neuen Opferzahlen gibt es bisher nicht.

Frankreich sieht Giftgaseinsatz als erwiesen an - USA zögern

Unterdessen zeigt sich Frankreich gewiss, dass die syrische Armee das Giftgas Sarin eingesetzt hat. Außenminister Laurent Fabius sagte, aus untersuchten Proben gehe eindeutig hervor, dass das Nervengift Sarin verwendet worden sei. Dabei gebe es "keinen Zweifel, dass es das Regime und seine Gehilfen waren", erklärte er. Es lägen nun alle Optionen auf dem Tisch, sagte Fabius, einschließlich der militärischen. "Es wäre inakzeptabel, wenn die Verantwortlichen für diese Verbrechen nicht bestraft würden." Großbritannien forderte daraufhin eine sofortige Untersuchung der Vereinten Nationen in dem Land. Die UNO brauche "vollständigen und ungehinderten" Zugang, verlangte der britische Außenminister William Hague. "Das Ausmaß der Grausamkeiten", die in Syrien geschähen, werde "immer klarer".

US-Präsidialamtssprecher Jay Carney sagte dagegen in Washington, es würden weitere Beweise benötigt. "Wir brauchen mehr Informationen", sagte er. US-Präsident Barack Obama hatte den Einsatz von Chemiewaffen durch die Regierung von Präsident Baschar al-Assad als "rote Line" bezeichnet, mit der "die Spielregeln verändert" würden. Weil einige Akteure aufgrund Obamas  damaliger Äußerungen die Vorbedingungen für eine US-Militärintervention erfüllt sehen könnten, ist es höchst brisant, dass mit Frankreich nun erstmals  ein westliches Land den Einsatz von Chemiewaffen durch die  Assad-Regierung für klar erwiesen hält. Auch die UN-Untersuchungskommission zu Syrien spricht in ihrem neuesten Bericht von glaubwürdigen Hinweisen für den Einsatz von  Chemiewaffen in begrenzter Menge bei mindestens vier Gelegenheiten, allerdings durch beide Konfliktparteien. Dabei seien weder die Art der  Kampfstoffe, der Typ der Waffensysteme noch die genauen Urheber bekannt. Die Führung in Damaskus weist die Vorwürfe von sich und beschuldigt die Rebellen, chemische Waffen einzusetzen.

Quelle: ntv.de, AFP/Reuters

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