"Keine Science Fiction mehr" Täglich Cyberangriffe auf Bundesregierung
14.04.2015, 10:20 Uhr
Estlands Ministerpräsident Taavi Rõivas empfängt Ursula von der Leyen.
(Foto: dpa)
Kriege finden schon lange nicht mehr nur auf Schlachtfeldern statt, sondern längst auch im Internet. Und anders als bei konventionellen Waffen gibt es jeden Tag Angriffe auf die Bundesregierung. Das Cyberwar-Zentrum der Nato hat nun errechnet, wie viele.
Die Attacken erfolgen täglich: 15 bis 20 "hochwertige Angriffe" pro Tag auf das Netz der Bundesregierung wurden 2014 entdeckt, wie aus einer Aufstellung des Verteidigungsministeriums hervorgeht. Die Bundeswehr registrierte im vergangenen Jahr Zehntausende Angriffe auf ihre IT-Systeme. Und erst vor wenigen Tagen legten Dschihadisten durch einen großangelegten Hacker-Angriff den französischsprachigen Sender TV5 Monde über Stunden lahm.
Der Cyberwar sei "keine Science Fiction mehr, sondern in der sicherheitspolitischen Gegenwart angekommen", schreibt das Ministerium von Ursula von der Leyen. Und wie bei der konventionellen Verteidigung zu Wasser, zu Lande und in der Luft soll auch bei der Abwehr von Cyber-Attacken in der Nato zusammengearbeitet werden. Erste Pläne dazu wurden 2011 im Bündnis beschlossen. Dabei geht es beispielsweise um Schutzmechanismen oder um die Frage, ob und wie auch ein Cyber-Angriff den Bündnisfall auslösen kann.
Diese politischen, juristischen und technischen Aspekte werden am Kompetenzzentrum der Nato zur Abwehr von Cyber-Angriffen in der estnischen Hauptstadt Tallinn erforscht, das von der Leyen nun besucht. Dort werden Studien erstellt aber auch Übungen abgehalten, in denen verschiedene Angriffsszenarien durchgespielt werden. Estland selbst war 2007 Opfer eines massiven Cyber-Angriffs, der das öffentliche Leben für mehrere Tage stark beeinträchtigt hatte.
Deutschland beteiligt sich an der Finanzierung des 2008 eingerichteten Zentrums, an dem derzeit rund 50 Mitarbeiter aus 16 Ländern arbeiten. Es ist eines von rund 20 Kompetenzzentren der Nato, die sich mit den verschiedensten sicherheitsrelevanten Themen befassen.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP