Für Vielfalt, Freiheit und Toleranz Tausende Pegida-Gegner auf den Straßen
20.01.2015, 01:07 Uhr
Tausende Menschen demonstrieren in Deutschland - die einen für Freiheit, Vielfalt und Toleranz, die anderen gegen die "Islamisierung des Abendlandes". Dort, wo demonstriert wird, sind die Kräfteverhältnisse klar verteilt.
Trotz des Demonstrationsverbotes in Dresden wegen Terrordrohungen sind in etlichen deutschen Städten wieder Anhänger und Gegner der islamkritischen Pegida-Bewegung auf die Straße gegangen. Dabei gelang es den Pegida-Organisatoren nicht, viele Tausende Anhänger wie sonst in Dresden zu mobilisieren - die Zahl der Gegendemonstranten war meist weitaus größer.
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Erstmals gingen auch in dänischen Städten Pegida-Anhänger auf die Straße. In Kopenhagen waren es nach Polizeiangaben rund 200 Demonstranten, in Aarhus kamen etwa 30. Sie trafen auf eine Überzahl an Gegendemonstranten. "Die Märsche waren friedlich und ruhig", sagte ein Polizeisprecher. In der norwegischen Hauptstadt Oslo fand am Abend die zweite Pegida-Demo statt. Der norwegische Rundfunk meldete, die rund 70 Teilnehmer seien von Gegendemonstranten mit Schneebällen beworfen worden.
In Dresden, dem Ausgangspunkt der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida), waren sämtliche Kundgebungen aus Sicherheitsgründen verboten worden. Grund war eine Morddrohung von Islamisten gegen Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Einen Eilantrag eines Pegida-Gegners gegen das Verbot lehnte das Verwaltungsgericht Dresden ab. Ein größeres Aufgebot der Polizei war im Einsatz, um die Befolgung des Versammlungsverbotes sicherzustellen. Schon nächsten Montag will Pegida aber wieder in der sächsischen Landeshauptstadt demonstrieren.
Die größte Anti-Pegida-Demonstration gab es in München. Dort beteiligten sich etwa 10.000 Menschen an einer Kundgebung für eine offene und tolerante Gesellschaft unter dem Motto "Tanz den Pegida - ein Arbeiterfasching". Das waren allerdings nur noch etwa halb so viele wie vor einer Woche, dem ersten Montag nach den islamistischen Anschläge von Paris. Einzelne folgten dem Aufruf der Veranstalter und trugen Karnevalsperücken oder Kostüme - einer verkleidete sich komplett als Zebra und sagte: "Ich bin aus Afrika, und trotzdem haben mich alle lieb."
Für den Berliner Pegida-Ableger Bärgida gingen rund 400 Menschen auf die Straße. Einige hundert Gegendemonstranten zogen unter dem Motto "Gemeinsam gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung" vom Bundeskanzleramt Richtung Alexanderplatz. Zur Teilnahme hatte auch der Türkische Bund aufgerufen. Eine Gruppe von rund 200 linken Demonstranten verhinderte mit einer Straßenblockade auf der Karl-Marx-Allee die geplante Strecke der Bärgida-Demonstration vom Alexanderplatz zum Strausberger Platz. Die Gegendemonstranten protestierten mit "Haut ab"-Rufen.
In Braunschweig musste eine Pegida-Demonstration abgebrochen werden, bevor sie richtig angefangen hatte. "Zu gefährlich", sagte ein Polizeisprecher. Nach Polizeiangaben waren rund 250 Anhänger der Bewegung Bragida ("Braunschweig gegen die Islamisierung des Abendlandes") in der Stadt, diese wurden von Gegendemonstranten förmlich eingekreist. Rund 5000 Menschen demonstrierten gegen die islamkritische Bewegung.
In Magdeburg sahen sich rund 600 Magida-Anhänger etwa 6000 Gegendemonstranten gegenüber. Die Polizei verhinderte mit einem starken Aufgebot, dass die Gruppen direkt aufeinandertrafen. Viele der Magida-Anhänger schwenkten schwarz-rot-goldene Fahnen und skandierten "Wir sind das Volk". Gegendemonstranten riefen "Nazis raus" und "Haut ab". Auf einem Plakat hieß es: "Wirr ist das Volk". In Leipzig demonstrierten etwa 5000 Menschen gegen den Pegida-Ableger Legida. Legida kündigte seine Kundgebung für Mittwoch an.
In Wiesbaden haben rund 10.000 Menschen gegen Pegida protestiert. Der Oberbürgermeister der hessischen Landeshauptstadt, Sven Gerich, sagte: "Wiesbaden ist unsere Stadt, egal, ob wir alteingesessen oder neu hinzugezogen sind. Wir alle sind hier zuhause".
In Würzburg nahmen laut Polizei etwa 1200 Bürger an einem Demonstrationsmarsch vom Hauptbahnhof zum Unteren Markt teil. In Nürnberg versammelten sich annähernd 1000 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus. Am anderen Ende der Republik demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 2500 Menschen an einer Kundgebung des Bündnisses "Für ein buntes Flensburg" gegen Rassismus und für Toleranz.
Weitere Kundgebungen gab es in Düsseldorf, Kassel, Osnabrück, Wiesbaden, Stralsund und Saarbrücken.
Pegida-Ableger in Dänemark
In Dänemark sind zu Wochenbeginn erstmals mehrere hundert Anhänger des Ablegers der Pegida-Bewegung auf die Straßen gegangen. In der Hauptstadt Kopenhagen fanden sich etwa 200 Pegida-Unterstützer ein. Viele von ihnen hielten Titelseiten der französischen Zeitung "Charlie Hebdo" und Schilder mit der Aufschrift "Nein zu Gewalt und Rassismus" in den Händen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Damit wollen sich die Pegida-Anhänger von Rassisten abgrenzen, ihnen geht es nach Angaben der Organisatoren um Kritik am islamischen Fundamentalismus.
An einer Gegendemonstration im Kopenhagener Stadtteil Nörrebro, in dem viele Studenten und Einwanderer wohnen, nahmen nach Angaben der Behörden rund 300 Menschen teil. In der zweitgrößten dänischen Stadt Aarhus standen etwa 30 Pegida-Anhänger 300 Gegnern gegenüber. Im westlichen Esbjerg nahmen rund 100 Anhänger der Organisation Stoppt die Islamisierung von Dänemark an Protesten teil, hier gab es rund 400 Gegendemonstranten.
Der Organisator der dänischen Pegida, Nicolai Sennels, hatte am Wochenende erklärt, die Kundgebung solle der Mittelschicht die Gelegenheit geben, "ihre Besorgnis hinsichtlich eines gewalttätigen Islam auszudrücken". Die Bewegung der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) war im Oktober in Deutschland entstanden. In Dresden gingen seitdem montags regelmäßig tausende Pegida-Anhänger auf die Straße.
Quelle: ntv.de, fma/AFP/dpa