Politik

Razzien gegen "Oldschool Society" Terroristen wollten schon bald zuschlagen

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Erst im November 2014 hatten sich mindestens vier Rechtsextreme zusammengeschlossen, um Anschläge gegen Asylbewerber und Muslime zu begehen. Nun wurden sie festgenommen. Die Polizei stellte Sprengmittel mit "großer Sprengkraft" sicher.

Die mutmaßlichen Rechtsterroristen der Gruppe "Oldschool Society" (OSS) wollten nach Erkenntnissen von Ermittlern schon in naher Zukunft ausländerfeindliche Anschläge verüben. Möglicherweise sollte das erste Attentat schon am kommenden Wochenende stattfinden, vermuten die Ermittler nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur. Entsprechende Hinweise gebe es aus der internen Kommunikation von Mitgliedern, die abgehört worden sei. Mit den von der OSS geplanten Bomben hätten demnach Menschen verletzt oder getötet sowie Gebäude stark beschädigt werden können.

Die vier mutmaßliche Rechtsextremisten waren auf Betreiben der Bundesanwaltschaft festgenommen worden. Sie werden beschuldigt, sich zu der rechtsterroristischen Vereinigung "Oldschool Society" (OSS) zusammengeschlossen zu haben. Fotos, Videos und Texte im Internet machen die Gesinnung der Verdächtigen deutlich.

Die Verdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit, drei Männer und ein Frau im Alter von 22 bis 56 Jahren, sollen Anschläge auf Moscheen, Asylbewerberunterkünfte und namhafte Salafisten beabsichtigt haben. Die vier Verdächtigen hatten für Anschläge bereits Sprengmittel mit "großer Sprengkraft" beschafft. Bei der Razzia gegen die OSS in fünf Bundesländern wurden zudem Wohnungen von fünf weiteren Beschuldigten durchsucht.

Bezug zu "Hogesa"

Bei einem Festgenommen handelt es sich um den 56-jährigen "Präsidenten" der Vereinigung. Er soll Ermittlerkreisen zufolge in Augsburg durch ein Einsatzkommando der GSG9 festgenommen worden sein. Sein 39-jähriger "Vizepräsident" sowie die 22-jährige Frau in der Gruppe seien in Sachsen und ein 47-jähriges Mitglied in Bochum festgenommen worden. Gegen weitere mutmaßliche OSS-Mitglieder wird laut Bundesanwaltschaft ermittelt, sie befinden sich aber auf freiem Fuß.

Die Gruppe soll spätestens seit November 2014 bestehen. Damals hätten sich neun Rechtsextremisten im sächsischen Frohburg südlich von Leipzig zu einer Gründungsveranstaltung getroffen. Im Laufe der Überwachung haben sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen Erkenntnisse verdichtet, dass die Rechtsextremisten durchaus in der Lage gewesen seien, ihre Ziele umzusetzen, hieß es weiter.

Im Internet finden sich zuhauf Fotos, Videos und rechtsradikale Botschaften der verdächtigen OSS-Gründer. "Ich sehe nicht zu, wie mein Vaterland krepiert", heißt es da etwa, und auf Facebook finden sich Fotos der Gruppe bei einem Aufmarsch der "Hooligans gegen Salafisten".

"Pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft"

Dass sich zumindest die Männer der Gruppe seit längerem kennen, macht ein Video von ihnen auf Youtube deutlich, das im Januar 2013 eingestellt wurde. Ihre Radikalisierung zeigt sich in einem erst sieben Monate alten Clip. Dort lautet das Motto der Vereinigung "Eine Kugel ist nicht genug". Zudem heißt es: "Die Oldschool Society erhebt sich. National. Volksgerecht. Sozial." Im Video wird überdies zur "Revolution" aufgerufen und vor einer "Systemknechtschaft" gewarnt, in der "Ehre und Stolz" verlorengingen. Der mutmaßliche Kopf der OSS bittet auf Facebook Gleichgesinnte, keine Fotos von Adolf Hitler hochzuladen, weil das Ärger gebe.

An Vorsicht mangelte es der Gruppe offenbar bei der Vorbereitung von terroristischen Anschlägen: Ermittlerkreisen zufolge kam ihnen der Verfassungsschutz bei der Beschaffung von Sprengmitteln auf die Spur. Diese Erkenntnisse waren letztlich der Auslöser für die Festnahme- und Durchsuchungsaktionen, an denen 250 Polizisten in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern mitwirkten.

Laut Bundesanwaltschaft wurden bei dem Quartett "pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft" sichergestellt. Was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt, blieb zunächst unklar. Offen ist bislang auch, ob die Gruppe schon konkrete Anschlagsziele hatte. Dies werde nun ermittelt, hieß es in Karlsruhe. Dort sollte das Quartett bis Donnerstag dem Haftrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt werden, der über die Verhängung von Untersuchungshaft zu entscheiden hat. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere sprach von einem bedeutenden Ermittlungserfolg.

Quelle: ntv.de, che/AFP/dpa/rts

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