Politik

IS-Mann bezichtigt V-Mann Terrorverdächtiger erstaunt Ermittler

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(Foto: dpa)

Kurz vor Weihnachten nimmt die Polizei in Karlsruhe einen jungen Mann fest, der einen Anschlag auf den dortigen Weihnachtsmarkt geplant haben soll. Nach den ersten Ermittlungen tut sich ein Rätsel auf: Der Verdächtige bezichtigt selbst den V-Mann, der ihn verriet.

Der Fall eines kurz vor den Festtagen wegen eines möglichen Anschlags auf den Karlsruher Weihnachtsmarkt verhafteten 29-Jährigen gibt Rätsel auf. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung", des NDR und des WDR wird Dasbar W., ein Deutscher irakisch-kurdischer Herkunft, vor allem durch die Aussagen eines V-Mannes des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg belastet.

Den V-Mann soll Dasbar W. bei einem Lehrgang für Gabelstapler-Fahrer kennengelernt und sich ihm anvertraut haben. Nach Aussagen des Informanten berichtete Dasbar W., den Auftrag für einen Anschlag direkt von einem hochrangigen Funktionär der Terrormiliz "Islamischer Staat" erhalten zu haben. Dieser habe früher bereits im Generalsrang dem irakischen Diktator Saddam Hussein gedient.

Dasbar W. habe zudem gesagt, direkt mit dem IS-Mann in Verbindung gestanden zu haben, dieser habe ihn auch finanziell unterstützt. Zunächst sei es um Pläne für einen Anschlag in Belgien oder Frankreich gegangen. Auch aus Angst vor Repressalien gegen seine Familie habe Dasbar W. den Anschlag begehen wollen.

Die Ermittlungsbehörden gehen dem Verdacht nach, dass eine Eislaufbahn nahe des Karlsruher Schlosses das mögliche Ziel gewesen sein könnte. Dasbar W. soll sich bei Paketdiensten als Fahrer beworben haben, um an ein Fahrzeug für die Attacke zu kommen.

Ein Ablenkungsmanöver?

Ungewöhnlich an dem Vorgang ist allerdings, dass Dasbar W. den V-Mann bereits seinerseits Ende November bei der Polizei anzeigte. In einer Vernehmung bei der Karlsruher Polizei erklärte er am 27. November, er habe einen Bekannten, dem er einen Anschlag zutraue. Als mögliches Ziel nannte er den Karlsruher Weihnachtsmarkt. W.'s Verteidiger Marc Jüdt erklärte gegenüber den Medien, dass sein Mandant die Vorwürfe bestreite. Er habe keinerlei Pläne für einen Anschlag gehabt. Noch am Morgen seiner Festnahme sei er erneut bei der Polizei gewesen, um auszusagen.

Nach den bisherigen Ermittlungen wird Dasbar W. zwar vor allem, aber nicht nur durch die Aussagen des V-Mannes belastet. So soll abgehörte Kommunikation belegen, dass er Propaganda-Videos für den IS erstellt und verbreitet hat. Die Aussagen gegen den V-Mann werten die Ermittlungsbehörden dagegen als Versuch der Irreführung. Womöglich habe Dasbar W. erkannt, dass dieser ein V-Mann sei und dann versucht, den Verdacht von sich abzulenken.

Von den weiteren Ermittlungsergebnissen wird nun abhängen, ob der Fall als möglicher verhinderter Terror-Akt gezählt wird. In diesem Jahr zählen die Sicherheitsbehörden drei verhinderte und einen erfolgten islamistischen Anschlag.

Quelle: ntv.de, nsc

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