Politik

Seit zweieinhalb Wochen ohne Nahrung Timoschenko beendet Hungern

Julia Timoschenko leidet an den Folgen eines Bandscheibenvorfalls.

Julia Timoschenko leidet an den Folgen eines Bandscheibenvorfalls.

(Foto: dapd)

Seit dem 20. April isst sie aus Protest nichts, jetzt will die ukrainische Oppositionsführerin ihren Hungerstreik beenden. Über die kommenden zwei Wochen muss sie von einem deutschen Arzt in der Ukraine zunächst wieder an Nahrung gewöhnt werden. Dann soll auch mit der Behandlung ihrer Rückenschmerzen begonnen werden.

Die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko will am Mittwoch ihren Hungerstreik beenden. Das sagte ihre Tochter Jewgenija Timoschenko nach einem Besuch im Gefängnis in Charkiw. Die Ex-Regierungschefin verweigert aus Protest gegen ihre Haftbedingungen seit dem 20. April die Nahrungsaufnahme.

Nach Angaben ihrer Tochter wird die 51-Jährige ebenfalls am Mittwoch in das örtliche Eisenbahner-Krankenhaus verlegt. Dort wird sie von dem Neurologen Lutz Harms von der Berliner Charité zunächst "aus dem Hungerstreik geführt". Nach zwei Wochen Erholungszeit soll dann die Behandlung ihrer Rückenschmerzen einsetzen. Die ehemalige Ikone der "Orangenen Revolution" leidet unter einem schweren Bandscheibenvorfall. Die Behandlung durch ukrainische Ärzte lehnt sie ab.

"Meine Mutter sieht schlecht aus", sagte Jewgenija Timoschenko. Sie sprach von einem "Ohnmachtszustand" und niedriger Körpertemperatur. "Julia hat bis zu zehn Kilo Gewicht verloren." Die Politikerin leide unter einem "chronischen Schmerzsyndrom", sagte Harms. "Das kann nicht mit Physiotherapie und ein paar Tabletten behandelt werden und wird nicht nur drei Tage dauern".

Jalta-Gipfel steigt nicht

Am Freitag hatten deutsche Ärzte die Politikerin erneut in der Ukraine besucht. Zudem berieten deutsche Diplomaten mit Timoschenko darüber, wie der Konflikt gelöst werden könne. Auch mit der ukrainischen Regierung war das Auswärtige Amt nach eigenen Angaben im Gespräch.

Die Ukraine ist gemeinsam mit Polen Gastgeber der Fußball-EM im Juni und Juli. Die Gruppenspiele der deutschen Mannschaft finden in Charkiw - nur wenige Kilometer von Timoschenkos Gefängnis entfernt - und in Lemberg statt. Die EU-Kommission hatte am Donnerstag angekündigt, die Spiele in der Ukraine geschlossen zu boykottieren. Auch in Deutschland wurden Forderungen laut, Politiker sollten den Spielen in der Ukraine fernbleiben.

Die Ukraine verschob derweil einen von etlichen Staatsoberhäuptern boykottierten Regionalgipfel. Grund sei die Nichtteilnahme geladener Gäste, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Regierungssprecher. Aus Protest gegen die Inhaftierung Timoschenko wiesen unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck und sein tschechischer Kollege Vaclav Klaus die Einladungen aus Kiew zurück.

Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa

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