Politik

"Das ist sehr unfair!" Trump beklagt sich über Proteste

In Portland blieben die Proteste nicht friedlich. Einige Demonstranten warfen Scheiben ein und zündeten Mülleimer an.

In Portland blieben die Proteste nicht friedlich. Einige Demonstranten warfen Scheiben ein und zündeten Mülleimer an.

(Foto: AP)

In vielen US-Städten gehen auch in der zweiten Nacht nach der Präsidentschaftswahl Tausende Menschen auf die Straße, um gegen Donald Trump zu protestieren. Die Schuld dafür sucht der künftige Präsident bei den Medien.

Die Proteste gegen den künftigen US-Präsidenten Donald Trump reißen nicht ab - auch am zweiten Tag nach der Wahl trieb die Wut über den Sieg des Republikaners wieder Tausende Menschen in mehreren US-Städten auf die Straßen - darunter New York, Chicago, Denver und Dallas.

Der Immobilienmilliardär reagiert auf die offene Ablehnung mit blankem Unverständnis. In einem Tweet, den der 70-Jährige in der Nacht absetzte, gab er den Medien die Schuld an den Protesten. Er habe "eine sehr offene und erfolgreiche Präsidentschaftswahl gehabt", schrieb Trump. "Nun protestieren professionelle, von den Medien angestachelte Demonstranten. Sehr unfair!"

Zuvor war bereits einer seiner größten Unterstützer, der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, in die Offensive gegangen und hatte die Demonstranten im Interview mit dem Fernsehsender Fox News als wehleidig beschimpft. "Sie sind ein Haufen verwöhnter Heulsusen", sagte der Trump-Vertraute und empfahl ihnen, erst einmal abzuwarten, wie sich die USA unter Trump entwickeln werden. In einem Jahr würden sie "in einem viel besseren Land leben als jetzt", versprach Giuliani. "Falls nicht, könnt ihr dann weinen."

Trump hatte sich nach dem Wahlsieg gegen Hillary Clinton deutlich moderater gezeigt als während des Wahlkampfes, in dem er immer wieder mit populistischen, fremden- und frauenfeindlichen Äußerungen für Schlagzeilen gesorgt hatte. Kritiker warfen ihm vor, das Land bewusst spalten zu wollen. In seiner ersten Rede als designierter Präsident hatte Trump allerdings versprochen, er wolle der Präsident aller Amerikaner sein. Den Obamas, die er im Wahlkampf noch als einen "Haufen Babys" und "Verlierer" bezeichnet hatte, zollte er nach seinem Besuch im Weißen Haus am Donnerstag plötzlich den größten Respekt.

Rechtmäßige Proteste? Nur bei anderen!

Wie angespannt die Lage mittlerweile ist, zeigte sich in der Nacht bei Protesten in Portland im US-Bundesstaat Oregon. Die Polizei sprach von einem "Aufruhr" und einem "kriminellen und gefährlichen Verhalten" einiger Demonstranten. Sie warfen Fensterscheiben ein, besprühten Autos mit Graffitis und zündeten Mülleimer an. "Viele in der Menge versuchten, die Anarchisten von den Zerstörungen abzuhalten", twitterte die Polizei von Portland. "Doch diese lehnten das ab. Andere riefen die Menge dann dazu auf, die Demonstration zu verlassen." An dem Protest hatten etwa 4000 Menschen teilgenommen.

In anderen Städten blieben die Demonstrationen friedlich. Trumps Unverständnis für solche Aktionen war im Übrigen nicht immer so groß. Noch vor vier Jahren - nach der Wiederwahl von Präsident Obama - hatte er die Wahl als "Farce" bezeichnet, die Menschen zum zivilen Ungehorsam aufgerufen und einen "Marsch auf Washington" gefordert.

Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen