Politik

Machtkampf im Weißen Haus Trump geht auf Distanz zu Bannon

Hat er die Gunst des US-Präsidenten verloren? Steve Bannon (r.), hier in einer Besprechung mit Trump.

Hat er die Gunst des US-Präsidenten verloren? Steve Bannon (r.), hier in einer Besprechung mit Trump.

(Foto: dpa)

"Steve ist ein guter Kerl, aber ...": Mit diesen Worten weckt US-Präsident Trump neue Zweifel an der Zukunft seines bisherigen Chefstrategen. Kann sich Trumps Schwiegersohn Kushner gegen Bannon durchsetzen?

US-Präsident Donald Trump hat in einem Interview mit einem Boulevardblatt indirekt einen Machtkampf unter seinen Top-Beratern Jared Kushner und Stephen "Steve" Bannon bestätigt. Zugleich ging er auf Distanz zu seinem umstrittenen Chefstrategen Bannon. Auf die direkte Frage, ob er Bannon noch vertraue, habe Trump ein klares Ja vermieden, berichtete der "New York Post"-Reporter Michael Goodwin.

"Steve ist ein guter Kerl, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen es in Ordnung bringen, oder ich werde es machen", sagte Trump. Er möge Bannon, betonte der Präsident, aber er sei erst spät in seinen Wahlkampf einbezogen gewesen. "Ich bin mein eigener Stratege."

"Oder ich werde es machen"

US-Medien werteten die Aussagen Trumps als Hinweis darauf, wie es um das Machtgefüge im engsten Zirkel um den Präsidenten derzeit steht. Demnach scheint sich die Waage deutlich zugunsten von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner zu neigen. Mit dem von Trump angedrohten Machtwort ("oder ich werde es machen") deute sich sogar ein möglicher Abgang Bannons aus dem Weißen Haus an, hieß es.

Verbündete Bannons hätten "überrumpelt" und "verstört" auf den Bericht reagiert, berichtete der politische Newsletter "Axios" unter Berufung auf Insider. Vor einer Woche erst hatte der überraschende Abzug Bannons aus dem einflussreichen Nationalen Sicherheitsrat neue Spekulationen über Machtkämpfe im Weißen Haus ausgelöst. Trump hatte das Gremium ohne nähere Angabe von Gründen umstrukturiert. Seitdem gehört Bannon diesem einflussreichen Zirkel, in dem auch Geheimdienstinformationen auf den Tisch kommen, nicht mehr an.

Ex-"Breitbart"-Chef

Bannon ist eine der schillerndsten Figuren in der Machtarchitektur des Weißen Hauses. Als Investmentbanker reich geworden, zog er zunächst als Chef der rechten Internetseite "Breitbart" gegen das Establishment zu Felde, bevor er als Trumps Wahlkampfmanager und später als Vordenker im Weißen Haus die "Dekonstruktion" des Staates als oberstes Regierungsziel ausgab.

Seit Tagen mehren sich in den USA Berichte, dass der Machtkampf unter Trumps Top-Beratern im Weißen Haus womöglich vor der entscheidenden Eskalation steht. Dabei gehe es um einen Richtungsstreit, heißt es, zwischen eher liberal-moderaten Vertretern um Trumps Schwiegersohn Kushner und den deutlich rechtspopulistischen Kräften um den umstrittenen Bannon. Der 63-Jährige gilt als Verfechter der "America first" ("Amerika zuerst")-Politik Trumps.

Kushner am Ohr des Präsidenten

US-Medien hatten bereits über einen bevorstehenden Umbau der Top-Berater-Ebene im Weißen Haus spekuliert. Am vergangenen Freitag sollen sich Bannon und Kushner mit dem Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus, in Trumps Anwesen in Florida zu Gesprächen getroffen haben. Ergebnisse dieser angeblichen Aussprache wurden nicht veröffentlicht.

Vor allem der Einfluss von Trumps Schwiegersohn Kushner scheint in den vergangenen Wochen gestiegen zu sein. Der 36-Jährige Ehemann von Trumps Tochter Ivanka - der wohl engsten Vertrauten des Präsidenten - hat wichtige Aufgaben übernommen. Er berät Trump unter anderem in Fragen des Mittleren Ostens, Israels, Chinas, Mexikos und Kanadas. Kushner verfügt wie Bannon über keinerlei außen- oder sicherheitspolitische Erfahrung. Kushner soll außerdem den Regierungsapparat umkrempeln.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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