Politik

Zweites Duell gegen Clinton Trump geht nicht zu Boden

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Donald Trump geht angezählt in die zweite Fernsehdebatte der US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten. Dort kämpft er mit allen Mitteln gegen Hillary Clinton.

Die zweite Debatte im US-Präsidentschaftswahlkampf erinnerte stark an einen Schwergewichtsboxkampf – mit dem Unterschied, dass sich die Kandidaten im Ring nicht einmal die Hand gaben, bevor sie sich einen wilden Schlagabtausch lieferten. Da keiner von beiden zu Boden ging, wankten sie bis zum Ende verwundet umher.

Vor der Debatte gab es keinen Handschlag zwischen Trump und Clinton - danach schon.

Vor der Debatte gab es keinen Handschlag zwischen Trump und Clinton - danach schon.

(Foto: imago/UPI Photo)

Allerdings zeigte der Republikaner Donald Trump, dass das Rennen um das Weiße Haus trotz der jüngsten Enthüllungen noch nicht entschieden ist. Zu Beginn der Debatte musste er sich gegen das am Freitag von der "Washington Post" veröffentliche Video verteidigen, auf dem zu hören ist, wie er sich vulgär darüber äußert, wie er Frauen sexuell nötigt. Im Laufe des Abends gewann Trump jedoch an Selbstsicherheit und konnte dadurch die zweite von drei Fernsehdebatten hauchdünn für sich entscheiden. Allerdings hatte er im Vorfeld auch einiges getan, um die Erwartungen zu senken.

Dennoch war es eine nicht zu unterschätzende Leistung des 70-jährigen Milliardärs, der durch seine obszönen Aussagen in dem Video von 2005 zwei katastrophale Tage hinter sich hat. Inhaltlich blieben Trump und auch seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton ihren bisherigen Wahlkampfaussagen treu. Trump attackierte vor allem Clintons politische Vergangenheit als US-Außenministerin. Ihm zufolge hat sie in dieser Rolle zur rapiden Ausbreitung der Terrormiliz Islamischer Staat beigetragen. "Den IS gibt es mittlerweile in 32 Nationen, gut gemacht, Hillary", sagte Trump ironisch.

Clintons E-Mail-Skandal und die 33.000 gelöschten Nachrichten von ihrem privaten Mail-Server waren ebenfalls ein gefundenes Fressen für Trump. "Wenn ich gewinne, werde ich meinen Justizminister anweisen, einen Sonderermittler einzusetzen, der sich die Sache ansieht", sagte Trump. "Und ehrlich, du solltest dich schämen."

Trump bringt vier angebliche Clinton-Opfer mit

Clinton hielt dagegen und sagte, sie sei froh, dass jemand mit Trumps Charakter nicht über die Gesetze des Landes bestimme. Darauf Trump: "Weil du dann im Gefängnis sitzen würdest." Unter Trumps Anhängern ist diese Forderung sehr populär. Anders als im ersten TV-Duell schreckte der Republikaner dieses Mal auch nicht davor zurück, die Ehe der Clintons in Spiel zu bringen.

Schon vor Beginn der eigentlichen Debatte, die im "Town Hall"-Format in St. Louis im Bundesstaat Missouri veranstaltet wurde, hatte Trump zum ersten Schlag gegen Clinton ausgeholt, indem er eine improvisierte Wahlkampfveranstaltung nur wenige Stunden vor der Debatte organisierte. Bei dem Auftritt, der bei Facebook live zu sehen war, zeigte sich Trump mit vier Frauen, von denen drei – Paula Jones, Juanita Broaddrick und Kathleen Willey – in der Vergangenheit Bill Clinton sexuelle Belästigung und sogar Vergewaltigung vorgeworfen haben.

Die Vierte im Bunde, Kathy Shelton, behauptet, dass ein Mann, der sie vergewaltigt hat, zu lediglich zehn Monaten Haft verurteilt wurde. Für das geringe Strafmaß sei Hillary Clinton verantwortlich, die den Mann als Pflichtverteidigerin vertrat. Shelton ist jetzt 54 Jahre alt, der Fall trug sich in den 1970er-Jahren zu. Die Vergewaltigung soll passiert sein, als Shelton zwölf Jahre alt war. Jones, Broaddrick, Willey und Shelton saßen bei der Debatte im Publikum. Über Sheltons Twitter-Account wurde Clinton derweil fleißig attackiert.

Clinton redet sich um Kopf und Kragen

Mit Blick auf das Video, das ihn die Unterstützung von mindestens 49 republikanischen Politikern gekostet hat, sagte Trump: "Ich bin sicherlich nicht stolz darauf. Aber das war nur Geschwätz." Moderator Anderson Cooper fragte mehrfach nach, ob er damit meine, dass er nicht wirklich Frauen ohne deren Zustimmung begrapscht habe. Dieser Frage wich Trump zunächst aus und sagte lediglich, "niemand" habe mehr Respekt vor Frauen als er. Schließlich sagte er: Nein, er habe das nicht getan.

Clinton lieferte eine wie gewohnt solide Leistung ohne große Höhepunkte. Die 68-Jährige versuchte, Trumps Unerfahrenheit in Sachen internationale Beziehungen ins Spiel zu bringen, und machte Anspielungen auf eine mögliche Verbindung Trumps zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Clinton tat dies auch, um von ihren kürzlich auf WikiLeaks veröffentlichten Reden abzulenken. In einer dieser Reden bei einer privaten Spendenveranstaltung sagte sie, dass ein Politiker eine öffentliche und ein private Meinung zu Dingen haben sollte – ein Thema, das ohne Trumps Video die öffentliche Debatte in den USA dominieren würde.

Angesprochen auf diese Aussage, redete sich Clinton um Kopf und Kragen. Sie versuchte, das Ganze unter Verweis auf den wohl bedeutendsten US-Präsidenten, Abraham Lincoln, zu erklären. Dieser war dafür bekannt, verschiedenste Argumente zu nutzen, um Gesetze durch den Kongress zu drücken. Trump erkannte seine Chance und sagte: "Sie hat gelogen. Und jetzt schiebt sie die Lüge dem großen Abraham Lincoln zu." Lincoln jedoch, der in den USA auch als "Honest Abe", ehrlicher Abraham, bekannt ist, habe jedoch nie gelogen. "Das ist der große Unterschied zwischen Abraham Lincoln und dir." Dabei zeigte Trump eine Aggressivität, die weder beleidigend noch herablassend wirkte. Nach den kleinen Schmutzeleien zu Beginn kam er am Ende immer besser in Fahrt.

Aufgeben wird Trump mit Sicherheit nicht – im Gegenteil. Für die verbleibenden vier Wochen bis zur Wahl müssen wohl beide Lager mit weiteren Enthüllungen über ihren jeweiligen Kandidaten rechnen. In den Umfragen liegt Trump im Moment zwar hinter Clinton. Doch Auftritte wie der am Sonntagabend zeigen, dass das Rennen noch nicht entschieden ist.

Quelle: ntv.de

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