Schlussspurt im Wahlkampf Trump hat Clinton wieder in Sichtweite
02.11.2016, 07:15 Uhr
Plötzlich wieder im Aufwind: Donald Trump.
(Foto: AP)
Die E-Mail-Affäre verfehlt ihre Wirkung im US-Wahlkampf nicht: Erstmals seit langer Zeit führt Donald Trump in einer Umfrage. Bei ihren Wahlkampfauftritten machen beide Kandidaten die Charakterschwäche des anderen zum Thema.
Wenige Tage vor der Wahl in den USA liegt Donald Trump in einer Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC erstmals seit Mai wieder vor Hillary Clinton. Der Republikaner kam mit 46 Prozent auf einen Punkt mehr als die Demokratin. Als Grund wurde ein abnehmender Enthusiasmus für Clinton vermutet. Während Trumps Werte seit der neuen FBI-Veröffentlichung zu E-Mails aus Clintons Umfeld am Freitag zugenommen hätten, seien Clintons gesunken. Es ist das erste Mal seit Mai, dass Trump in einer Umfrage der "Washington Post" und von ABC führt.
Andere Umfragen sehen dagegen nach wie vor Clinton mit Abstand vorne. Beim Portal Realclearpolitics, das seit Monaten einen Querschnitt aller Umfragen erhebt, führt sie im Durchschnitt mit 2,2 Punkten. Vor gut zwei Wochen betrug der Abstand allerdings noch 7 Prozentpunktpunkte.
Entscheidend für den Ausgang der Wahl ist die Zahl der Wahlmänner, die die Kandidaten in allen Bundesstaaten auf sich vereinigen können. Die Mehrheit liegt bei 270. Auch hier liegt Clinton in den maßgeblichen Erhebungen weiter deutlich vor Trump.
Auch in den wichtigen Swing States wie Pennsylvania, Colorado, Virginia oder North Carolina liegt Clinton vorn. Lediglich im bevölkerungsreichen Florida, das wegen seiner vielen Wahlmänner besonders wichtig ist, stellt sich die Lage ausgeglichen gar - mit leichten Vorteilen für Trump.
Insgesamt schätzt das Portal Fivethirtyeight von Statistikguru Nate Silver Clintons Siegchancen bei der Wahl aber noch immer auf über 70 Prozent.
Frauenbild contra Korruption
In den Schlusstagen des Wahlkampfs versuchte Clinton - unbeeindruckt von Umfragen und E-Mails - den Fokus auf das Frauenbild von Trump zu lenken. Bei einem Auftritt in Fort Lauderdale in Florida sagte sie, Trump habe in den vergangenen Jahren viel Zeit damit verbracht, Frauen zu erniedrigen und zu beleidigen. Trump wäre ein Präsident, "der mehr als die Hälfte der Bevölkerung beleidigt".
Auch Trump spielte die Charakter-Karte aus und bekräftigte seine Korruptionsvorwürfe gegen Hillary Clinton und ihren Mann, Ex-Präsident Bill Clinton. "Die Clintons stehen für die schäbige Vergangenheit, und wir werden die helle und saubere Zukunft sein", sagte er in einer Wahlkampfrede in Eau Claire im Bundesstaat Wisconsin. Seine Anhängerin skandierten dort den Anti-Clinton-Schlachtruf: "Sperrt sie ein!"
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP