US-Demokratin in Europa "Trump ist eine Peinlichkeit"
14.05.2016, 17:02 Uhr
"Gefährlich, spaltend, betrügerisch": Protest gegen Trump in Washington.
(Foto: REUTERS)
Beim Nominierungsparteitag der US-Demokraten im Juli entscheiden nicht nur die Delegierten aus den 50 Bundesstaaten, aus der Hauptstadt Washington und aus den Überseegebieten, wer Präsidentschaftskandidat der Partei wird. Auch die "Democrats Abroad", die außerhalb der USA lebenden Demokraten, schicken stimmberechtigte Vertreter.
Die weltweiten Vorwahlen der Auslandsdemokraten gewann Bernie Sanders. Neun Delegierte sind auf ihn festgelegt, die Anhänger von Hillary Clinton entsenden vier Vertreter. Wer die Auslandsdemokraten im Juli in Philadelphia vertritt, wird bei der "Democrats Abroad Global Convention" entschieden. Dieser "globale Parteitag" findet derzeit im Berliner Willy-Brandt-Haus statt, in der Parteizentrale der SPD.
Von der Hillary-Fraktion wurde die in Frankreich lebende Rechtsanwältin Salli Swartz zur Delegierten gewählt.
n-tv.de: Glückwunsch zur Wahl! Seit wann leben Sie in Frankreich?
Salli Swartz: Ich lebe seit 37 Jahren in Paris, seit 1979. Aufgewachsen bin ich in Philadelphia und Boston.
In Ihrer Bewerbungsrede haben Sie gesagt, dass es für Sie der erste Nominierungsparteitag sein wird. Warum engagieren Sie sich bei den Democrats Abroad?
Weil ich Demokratin bin! Und weil ich glaube, dass man sich engagieren muss! Ich dachte, es sei an der Zeit, etwas mehr zu machen. Hillary braucht uns!
Clintons Konkurrent Bernie Sanders ist für amerikanische Verhältnisse ein durchaus ungewöhnlicher Kandidat, und er ist auch ungewöhnlich erfolgreich. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Ich glaube nicht, dass er ein ungewöhnlicher Kandidat ist. Es gab schon mehrfach Kandidaten, von denen man sich zunächst nicht vorstellen konnte, dass sie erfolgreich sein würden - Bill Clinton war seinerzeit auch so ein Kandidat. Bernie hat von dieser Wut profitiert, die durch die Banken-Krise ausgelöst wurde. Sein Programm unterscheidet sich nicht so sehr von den demokratischen Grundideen. Es gibt nur ein Problem mit Bernie: Wer soll für all das bezahlen, was er ankündigt? Ansonsten halte ich sein Programm nicht für falsch und auch nicht für besonders ungewöhnlich. Vielleicht erscheint er ungewöhnlich, weil viele Menschen nach rechts gerückt sind, so dass er etwas linker wirkt. Ich glaube, dass er ein toller Kandidat ist. Aber Hillary ist einfach besser.
Warum ist sie besser?
Hillary ist besser, weil sie mehr Erfahrung hat als Bernie, vielfältigere Erfahrungen. Sie ist glaubwürdiger als er, und ich halte sie für klüger als Bernie. Sie weiß, wie man Deals aushandelt, was wichtig ist, wenn man Präsidentin der USA ist.
Umfragen sagen, dass sie eine der unbeliebtesten Präsidentschaftskandidaten seit Jahrzehnten ist.
Ich weiß nicht. Ich finde, sie hat ein fantastisches Programm. Sie könnte vielleicht ein bisschen wärmer mit ihrem Publikum umgehen, aber so ist sie nun einmal, das ist ihre Persönlichkeit. Sie wurde konservativ erzogen, sie weiß, was sie tut, und sie ist einfach nicht warm und flauschig. Irgendetwas haben die Leute immer an Politikern auszusetzen.
Wie erklären Sie Ihren französischen Freunden den Erfolg von Donald Trump, den die Republikaner aller Voraussicht nach zu ihrem Präsidentschaftskandidaten wählen werden?
Ich kann das nicht erklären. Das ist eine der größten Peinlichkeiten, mit denen ich als Amerikanerin im Ausland je leben musste. Ich kann ihnen nur zwei Dinge sagen. Erstens: An Trump sieht man, dass sich in Amerika wirklich jeder um die Präsidentschaft bewerben kann. Und zweitens: Er ist eine Peinlichkeit und ich hoffe, dass er nicht gewinnt. Deshalb mache ich Wahlkampf für Hillary!
Wird es den Republikanern gelingen, ihre zerstrittene Partei wieder zu einen?
Ich habe nicht die geringste Ahnung, was die Republikaner machen. Ich habe noch nie verstanden, was sie machen.
Glauben Sie, dass Trump eine Chance hat, ins Weiße Haus zu kommen?
Niemals. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die amerikanische Wahlbevölkerung verrückt genug ist, Trump zu wählen. Aber man weiß nie.
Nicht nur die Republikaner, auch die amerikanische Gesellschaft insgesamt ist gespalten. Wird es dem nächsten Präsidenten oder der nächsten Präsidentin gelingen, die Gräben zu überbrücken?
Das Land ist tief gespalten, ich bin nicht sicher, ob es je so tief gespalten war. Politik ist ein schmutziges Geschäft geworden. Ich glaube, das ist in erster Linie die Schuld der Republikaner. Sie habe aggressiv blockiert. Das hat dazu geführt, dass viele Menschen geneigt sind, extreme Positionen einzunehmen. Das ist sehr schade.
Mit Salli Swartz sprach Hubertus Volmer
Quelle: ntv.de