"Sie exportieren neue Boston-Bomber" Trump verprellt den australischen Premier
02.02.2017, 07:42 Uhr
Eine Vereinbarung mit Australien durchkreuzt Trumps Pläne: Der US-Präsident muss trotz seines Einreiseverbotes Flüchtlinge aufnehmen - diese Zusage hatte noch Obama gegeben. In einem Telefonat mit Australiens Premier Turnbull platzt Trump deshalb der Kragen.
US-Präsident Donald Trump soll bei einem Telefonat mit seinem australischen Amtskollegen, Premierminister Malcolm Turnbull, ausfällig geworden sein. Das berichtet die US-Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf Offizielle im Weißen Haus. In dem Gespräch, für das eigentlich eine Stunde angesetzt worden war, soll sich Trump besonders verärgert über die Verpflichtung der USA geäußert haben, 1250 Flüchtlinge aus einem Lager Australiens in Papua-Neuguinea aufzunehmen - eine vertragliche Bindung aus der Zeit Barack Obamas. Demnach bezeichnete der 70-Jährige die Vereinbarung als "den schlechtesten Deal aller Zeiten". Nach 25 Minuten habe er das Gespräch schließlich abrupt beendet.
Dem australischen Premier soll Trump gesagt haben, dass er im Laufe des Tages bereits mit vier Staatschefs gesprochen habe, darunter auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sein Telefonat mit Turnbull sei aber "bei Weitem der schlimmste Anruf von allen" gewesen, soll der Präsident erklärt haben. Auf den Bericht angesprochen, wollte Turnbull den Vorfall weder bestätigen noch dementieren. Er betonte aber, sein Land habe eine "sehr starke" Bindung zu den Vereinigten Staaten. "Es ist besser, wenn solche Dinge - solche Gespräche - frei heraus, offen und unter vier Augen behandelt werden."
Trump sieht das aber offenbar anders. Am Mittwochabend twitterte er: "Ist das zu glauben? Die Obama-Administration hat zugestimmt, tausende illegale Einwanderer aus Australien aufzunehmen. Warum? Ich werde mir diesen dämlichen Deal ganz genau anschauen!" Dem Bericht der "Washington Post" zufolge hat der Präsident in früheren Gesprächen mit anderen Staatschefs einen ähnlich rüden Ton angeschlagen - etwa gegenüber dem mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto. Dass er aber auch einen so engen Verbündeten wie Australien derart vor den Kopf stößt, ist allerdings bemerkenswert.
Trump: "Ich werde geschlachtet"
Tatsächlich landet die Zusage an Australien zu einem ungünstigen Zeitpunkt auf Trumps Schreibtisch. Erst am vergangenen Freitag hatte er ein Dekret unterzeichnet, das Bürgern aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten für 90 Tage die Einreise in die USA verweigert. Auch Flüchtlinge, etwa aus dem Bürgerkriegsland Syrien, werden vorerst nicht mehr ins Land gelassen. Dass Trump nun 1250 Einwanderer - darunter auch aus dem Iran oder dem Irak - ins Land lassen muss, untergräbt zumindest teilweise diesen Einreisestopp. Im Gespräch mit Turnbull soll er beklagt haben, dass er "geschlachtet werden wird" für diesen Deal.
Australien warf der US-Präsident angeblich vor, die "nächsten Boston-Bomber" in die USA exportieren zu wollen. Bei dem Anschlag waren 2013 drei Menschen getötet und 260 verletzt worden. Der Tat überführt wurden die beiden aus Kirgisistan stammenden Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew. Sowohl Turnbull als auch der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, haben aber mittlerweile bestätigt, dass sich Trump an die Vereinbarung halten wird. Die 2500 Menschen in dem Lager werden unter kläglichen Bedingungen gehalten - auch deshalb hatte Obama zugesagt, die Hälfte von ihnen ins Land zu holen.
Quelle: ntv.de, jug/dpa