Staats-Kontrolle wird ausgeweitet Türkei nimmt weitere HDP-Mitglieder fest
12.12.2016, 10:49 Uhr
Ein großer Teil der kurdischen Provinzen ist bereits unter Kontrolle.
(Foto: dpa)
Die Türkei antwortet mit Großrazzien auf den Anschlag in Istanbul. Danach sitzen über Hundert Mitglieder der pro-kurdischen Partei HDP in Gewahrsam. Es wird ihnen eine Verknüpfung zur radikalen PKK vorgeworfen.
Die türkische Polizei hat in mehreren Städten Razzien gegen die pro-kurdische Oppositionspartei HDP durchgeführt und mehr als 220 Menschen festgenommen. Darunter seien Bezirksvorsitzende der Partei, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Ihnen werde Propaganda für oder Mitgliedschaft in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. In der Hauptstadt Ankara wurden laut Anadolu 17, in Istanbul 20 Menschen festgenommen, darunter auch der Parteivorsitzende in Istanbul. Weitere Polizeieinsätze gab es demnach im südtürkischen Adana, in Manisa und Mersin.
Das Büro im Stadtteil Beyoglu wurde in der Nacht verwüstet. Bücher lagen auf dem Boden verstreut und Schmierereien wurden an die Wand gesprüht. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu kündigte erneut einen entschlossenen Kampf gegen den Terror an. Aufgabe der Regierung sei es, "Terrororganisationen" und ihre "Marionetten" aus der Region "für immer zu eliminieren", sagte er.
Luftangriffe auf PKK im Nordirak
Die Türkei antwortete zudem mit Luftangriffen auf die PKK im Nordirak. Dem Militär zufolge wurde bei den Einsätzen am Sonntagabend unter anderem eine zentrale Stellung der PKK zerstört. Ingesamt war von 12 Zielen die Rede. Die türkische Luftwaffe greift seit Monaten immer wieder Ziele in den Bergregionen des Nachbarlandes an, wo sie PKK-Kämpfer vermutet.
Das radikale Vorgehen war zu erwarten, nachdem sich eine Splittergruppe der PKK hatte zu dem Anschlag in Istanbul mit 44 Toten - darunter 36 Polizisten und 8 Zivilisten - bekannt hatte. Die "Freiheitsfalken Kurdistans" wie sich die militante Gruppierung nennt, gab auf ihrer Webseite bekannt, dass die türkische Bevölkerung nicht Ziel des Anschlags war.
Kurdische Provinzen unter Zwangsverwaltung
Seit dem Putschversuch vom 15. Juli geht die türkische Führung verstärkt gegen die pro-kurdische Opposition im Land vor. Im November waren die Parteivorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag, wegen Terrorvorwürfen festgenommen worden. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
In der Südosttürkei hat die Regierung zahlreiche Bürgermeister der kurdischen Partei DBP, dem kommunalen Ableger der HDP, abgesetzt und die Bezirke unter Zwangsverwaltung gestellt. Sie brachte damit weite Teile der mehrheitlich kurdischen Provinzen im Südosten des Landes unter ihre direkte Kontrolle.
Quelle: ntv.de, vni/dpa/rts