Politik

Mehrere Namen überraschen US-Ranking kürt Trump zur "mächtigsten Person Europas"

09.12.2025, 19:39 Uhr
imageVon Lukas Märkle
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Erhält wieder einen Preis: Donald Trump. (Foto: picture alliance / newscom)

Die politischen Entscheidungen von Donald Trump haben direkte Auswirkungen auf die Gegebenheiten hierzulande. Für ein US-Magazin ist er damit der derzeit einflussreichste Politiker Europas. Doch neben dem US-Präsidenten schafft es auch eine Linken-Politikerin auf die Liste.

In einem US-Ranking zu den mächtigsten Personen in Europa nimmt mit US-Präsident Donald Trump erstmals ein amerikanischer Politiker die Spitzenposition ein. "Niemand hat in diesem Jahr mehr Einfluss in oder auf Europa ausgeübt als der US-Präsident", heißt es in der Rangliste der "28 mächtigsten Personen" des US-Magazins "Politico" zur Begründung.

Normalerweise beinhaltet die jährlich veröffentlichte Liste nur Europäer. "Aber wenn es jemals einen Moment gab, in dem eine Ausnahme gemacht werden sollte, dann ist es jetzt. Trumps Schatten liegt so schwer über den europäischen Hauptstädten, dass seine Entscheidungen – oder Ausbrüche – alles neu gestaltet haben, von den Verteidigungsbudgets über die Handelspolitik bis hin zur Innenpolitik."

Die USA erheben mit Trump an der Spitze auch weiterhin den Anspruch, massiv auf Europa Einfluss zu nehmen. Die US-Regierung beklagt in ihrer neuen Sicherheitsstrategie einen angeblichen Verlust der Demokratie und der Meinungsfreiheit in Europa. Der Kontinent stehe vor großen Problemen, heißt es in dem Dokument. Dazu zählen nach Ansicht der US-Regierung unter anderem die "Zensur der freien Meinungsäußerung und die Unterdrückung der politischen Opposition, abstürzende Geburtenraten sowie der Verlust nationaler Identitäten und des Selbstvertrauens". Ziel müsse es sein, "Europa bei der Korrektur seines derzeitigen Kurses zu helfen", so Trump gegenüber "Politico".

Merz führt Unions-Trio an

Hinter Trump folgen die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz. Der Christdemokrat erhält den Titel: "der unwillige Radikale". Er wird gelobt für das massive Ausgabenpaket in Form des Sondervermögens für Infrastruktur und zur Aufrüstung der Bundeswehr. "Nur zwei Wochen vor Ende der Legislaturperiode des scheidenden Parlaments setzte Merz ein Ausgabenpaket durch, das jahrzehntelange Schuldenvermeidungspolitik zunichtemachte", heißt es zur Begründung. Dass die Partei damit ein Versprechen aus ihrem vorherigen Wahlkampf einkassierte, kommt nicht zur Sprache.

Hervorgehoben wird seine außenpolitische Positionierung, die Deutschlands Bedeutung als internationaler Akteur steigere, während er innenpolitisch mit Unbeliebtheit zu kämpfen habe. Im aktuellen RTL/ntv Politiker-Ranking sehen auch nur 32 Prozent der Deutschen das Land bei Merz "in guten Händen". Neben Merz finden sich mit "der eisenern Hand" Ursula von der Leyen (Platz 7) und dem "Strippenzieher" und EVP-Fraktionschef im Europaparlament, Manfred Weber (Platz 11), zwei weitere Deutsche aus der Union auf der Liste.

Eine deutschsprachige Politikerin aus einem komplett anderen politischen Spektrum gibt ihr Debüt auf der Rangliste: Heidi Reichinnek positioniert sich als "die virale Stimme" auf Platz 24. Dabei wird in der Begründung besonders auf ihre auf Social Media erfolgreiche Rede rund um die gemeinsame CDU-AfD-Abstimmung im Deutschen Bundestag zur Migration eingegangen. "Reichinnek bietet ein mögliches Modell: kompromisslos progressiv in sozialen Fragen, radikal in wirtschaftlichen Fragen und versiert in der schnellen, emotionalen Sprache der Online-Politik", so "Politico".

Europäische Rechte prominent vertreten

Hinter Merz folgen gleich mehrere rechte bis rechtsextreme Politiker in Form von Marine Le Pen an vierter Stelle und Nigel Farage auf Position sechs. Der britische Politiker wird als "Schattenanführer" bezeichnet, der mit seiner Partei den Ton in der britischen Politik setze, obwohl diese gerade einmal fünf Sitze im Parlament innehat. Er sei der Hauptgegner des regierenden Labour-Premierministers Keir Starmer. Dieser findet sich an zehnter Stelle in dem Ranking wieder.

Damit liegt Starmer einen Platz hinter der Erstplatzierten des Vorjahres, dem "Vorbild" Giorgia Meloni. Die italienische Ministerpräsidentin, die ihr Land in politisch vergleichsweise ruhige Fahrwasser gebracht hat, sei der Beweis dafür, dass eine "rechtsextreme Politikerin mit neofaschistischen Wurzeln" ein Gründungsmitglied der EU und eine wichtige Wirtschaftsmacht regieren kann, ohne dass dies zu einem Zusammenbruch führe, wird die Entscheidung für die 48-Jährige erläutert.

Mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán (Platz 12), dem tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš (Platz 21) und dem polnischen Präsidenten Karol Nawrocki (Platz 23) folgen noch drei weitere Rechte auf der Rangliste. Der regelmäßig bei verschiedenen Themen als Bremser innerhalb der EU auftretende Orban wird dabei als "Kopfschmerz" betitelt. In seinen 15 Jahren an der ungarischen Regierungsspitze sei er zur Galionsfigur der illiberalen Rechte Europas herangewachsen und wirke als Vorbild für andere Akteure. Die AfD spielt in der Auflistung rechter Personalien keine Rolle.

Selenskyj als "Joker"

Der in einigen Bereichen ideel mit den Vorgenannten übereinstimmende russische Autokrat Wladimir Putin findet sich bereits auf Position fünf der Rangliste wider. Der "Provokateur" sei seit über einem Jahrzehnt der größte "Störfaktor" für Europa. Seine Positionierung wird mit dem von ihm begonnenen Angriffskrieg und den daraus resultierenden europäischen Gegenmaßnahmen begründet. "Seine Übergriffe haben den europäischen Staats- und Regierungschefs einen Schauer über den Rücken gejagt, die nun verzweifelt versuchen, sich in einer Welt zurechtzufinden, in der sie möglicherweise nicht mehr darauf zählen können, dass Washington ihnen zu Hilfe kommt", heißt es mit Blick auf den langsamen Rückzug der US-Amerikaner aus Europa.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj landet deutlich weiter hinten: auf Position 14. Er sei der "Joker im Kartenspiel" erklären die Autoren mit Blick auf das erste Aufeinandertreffen Selenskyjs mit Trump und Vizepräsident JD Vance in dieser Amtszeit. In dem völlig eskalierten Austausch im Oval Office wies Trump den ukrainischen Staatschef mit den Worten zurecht: "Du bist nicht in einer guten Position. Du hast im Moment keine guten Karten."

Die Autoren sehen Selenskyj vor enormen Herausforderungen, innenpolitisch durch die Korruptionsskandale und im Friedensprozess mit dem Kreml. "Der ukrainische Präsident hat sich daran gewöhnt, in die Defensive zu gehen. Er wird all seine Anpassungsfähigkeiten benötigen, um das nächste Kapitel zu überstehen."

Quelle: ntv.de

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