Republikaner-Kür Alle Mann gegen Romney
05.01.2012, 18:33 Uhr
Hat noch gut Lachen: Mitt Romney.
(Foto: AP)
Iowa war gestern. Bei der aufwendigen Kandidaten-Kür der US-Republikaner richten sich nun alle Augen auf den Neuengland-Staat New Hampshire. Mitt Romney gilt als Favorit. Doch als wahrer Test gilt die Vorwahl im Staat danach: Im konservativen South Carolina.
Der hauchdünne Auftakt-Sieg von Mitt Romney bei den Vorwahlen der US-Republikaner hat seine Konkurrenten erst richtig angestachelt. Sie schießen nun aus vollem Rohr: Romney sei als Liberaler ein politisches Chamäleon, der seine Positionen je nach Stand der Dinge ändere, sagte Kandidat Newt Gingrich in der Hauptstadt von New Hampshire, Concord, wie die "Washington Post" berichtete. Romney gibt sich gelassen: "Wenn Newt oder jemand anderes mir am Zeug flicken will: Mein Kreuz ist breit genug dafür."
Der Multimillionär Romney hatte bei der Vorwahl am Dienstagabend mit einer winzigen Mehrheit den ersten Platz erreicht. Die nächste Abstimmung steht am kommenden Dienstag (10. Januar) im vergleichsweise liberalen Neuengland-Staat New Hampshire an. Als wichtiger Härtetest für Romney gilt allerdings die Vorwahl im konservativen Südstaat South Carolina (21. Januar). Eine Vorentscheidung im Kandidatenfeld wird traditionell nach der Entscheidung in Florida (31. Januar) erwartet. Der bevölkerungsreiche "Swing State" ist zwischen Republikanern und Demokraten besonders heiß umkämpft.
Santorum hetzt gegen Romney

Macht fehlendes Geld mit großem persönlichem Engagement wett: Rick Santorum
(Foto: AP)
Der zum Auftakt in Iowa überraschend starke Außenseiter Rick Santorum sprach Romney als Herausforderer der Republikaner jede Siegeschance bei der Präsidentenwahl im November ab. Romney sei ein "farbloser, langweiliger Karriere-Politiker, der gegen (Präsident) Barack Obama verlieren wird", schrieb der als erzkonservativ eingeschätzte Santorum in einer Mail an seine Parteifreunde.
Gingrich kündigte im US-Fernsehen de facto an, sich mit Santorum gegen Romney verbünden zu wollen. Gemeinsam planten sie, "Romney die Zugehörigkeit zur Mitte der republikanischen Partei abzusprechen".
Eine Boeing voll mit Journalisten
Der in der Finanzwirtschaft zu Reichtum gekommene Romney demonstrierte nach dem Sieg in Iowa seine mächtige Wahlkampforganisation, die auch durch große Spenden ermöglicht wird. In einer Boeing 737 voll mit Journalisten sei er noch am Tag des Wahlerfolgs von Iowa Richtung New Hampshire geflogen, berichtete die "New York Times". Zugleich habe Romney die Zahl der Werbespots in den Fernsehsendern jener Bundesstaaten deutlich erhöht, in denen in Kürze Vorwahlen anstehen.
Es gilt als sicher, dass der Außenseiter Santorum bei dieser Kampagne nicht mithalten kann. Am Mittwoch hatte sich zudem der republikanische Präsidentschaftskandidat von 2008, John McCain, öffentlich hinter Romney gestellt.
Romney siegesgewiss
Romney gilt als Kompromisskandidat der Republikaner, um die wichtigen Stimmen der politischen Mitte zu gewinnen. Die Kandidatin der Tea-Party-Bewegung, Michele Bachmann, hatte nach ihrem schlechtem Abschneiden gleich nach der ersten Vorwahl aufgegeben.
Romney, der der religiösen Minderheit der Mormonen angehört, gab sich nach dem Erfolg in Iowa siegessicher. "Wir werden das Weiße Haus verändern und Amerika wieder auf die Beine stellen", rief er Anhängern in der Wahlnacht zu. Der 64-Jährige gilt laut Umfragen als landesweiter Favorit. Allerdings trat der ehemalige Gouverneur von Massachusetts schon einmal in dem Kandidaten-Rennen an - und verlor.
Romney steht bei seinen Mitbewerbern seit langem im Verdacht, ein politischer Wendehals zu sein. So setzte er in Massachusetts eine Gesundheitsreform durch, die der von Obama sehr ähnelt - stimmt jetzt aber in die Republikaner-Kritik an der Obama-Reform ein.
Quelle: ntv.de, dpa