Nachfolger für Giffords gesucht Demokraten kämpfen um Sitz
12.06.2012, 19:46 Uhr
Gabrielle Giffords mit ihrem möglichen Nachfolger Ron Barber.
(Foto: AP)
In Arizona wird ein Nachfolger für die bei einem Attentat schwer verletzte Abgeordnete Giffords gesucht. Für die Demokraten wäre es ein wichtiger Erfolg nach der Pleite in Wisconsin. Die Republikaner versuchen indes, auch diese Wahl zum Votum über Obama zu machen.
Ihren Platz in der Geschichte hat Gabrielle Giffords sicher, ihren Platz im US-Abgeordnetenhaus gibt sie nun jedoch ab. Am 8. Januar 2011 wurde die Demokratin aus Arizona, die alle nur Gaby nennen, Opfer eines Attentats. Sechs Menschen starben damals, Giffords erlitt eine schwere Kopfverletzung. Die 42-Jährige kämpfte sich zurück, nahm ihre Arbeit wieder auf, aber im Januar legte Giffords ihr Amt doch noch nieder, um sich auf ihre Heilung zu konzentrieren. Nun wird in einer Wahl ihr Nachfolger im Kongress gesucht.

Jesse Kelly hatte 2010 gegen Giffords verloren. Nun will er den Kongresssitz doch noch gewinnen.
(Foto: AP)
Die Wähler entscheiden in Arizonas 8. Wahlbezirk, ob der Demokrat Ron Barber oder der Republikaner Jesse Kelly Giffords Sitz einnehmen wird. Für Arizona ist es nur eine Zwischenlösung: Bei der landesweiten Wahl im November werden alle Kongresssitze neu gewählt. Für die Präsidentschaftswahlen aber ist das Duell durchaus von Interesse. Schließlich ist es eine Neuauflage des Kampfes zwischen der ultra-konservativen Tea Party und den liberalen Demokraten in einem sogenannten "Swing State".
Diskussion um Obamas Geburt
Denn Arizona, eigentlich ein Bundesstaat, der fest in republikanischer Hand ist, könnte im Herbst durchaus an Obama fallen. Noch liegt Romney dort in Umfragen rund sechs Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber, doch Obamas Team hat den Staat im Südwesten definitiv im Blick - was die Republikaner dort offenbar nervös macht.
Im Mai hatte der Innenminister des Bundesstaates, Ken Bennett, gedroht, Obama nicht zur Wahl zuzulassen. Angeblich müsse er "Sorgen" von Bürgern nachgehen, wonach Obama möglicherweise nicht in den USA geboren wurde. Gemeint war wohl vor allem der Kreuzzug der sogenannten "Birther"-Bewegung, die in Arizona vom kontroversen Sheriff Joe Arpaio angeführt wird. Der wird gerade von den Behörden unter die Lupe genommen, unter anderem wegen dem Vorwurf rassistischer Fahndungsmethoden. Am Ende musste Bennett einsehen, dass Obamas Geburtsurkunde durchaus keine Fälschung ist, wie die "Birther" um Arpaio behaupten. "Sollte ich den Staat [Arizona] blamiert haben, tut es mir leid", sagte Bennett.
Der Schatten von Wisconsin
Nun versucht mit Jesse Kelly ein ultra-konservativer Republikaner, in Arizona einen Erfolg gegen die Demokraten einzufahren. Giffords Sitz zu erobern wäre dabei ein ähnlich harter Schlag für Obama und seine Partei wie die .
Dort jubelte der ultra-konservative Tea-Party-Republikaner Scott Walker: Er wurde im Amt des Gouverneurs bestätigt, obwohl zuvor über eine Million Menschen per Unterschrift seine Abwahl gefordert hatten. In der demokratischen Partei war danach auch Kritik an Obama laut geworden: Der Präsident habe sich nicht genügend in den Wahlkampf eingebracht.
Der trat den Vorwürfen nun entgegen. Natürlich hätte er ein anderes Resultat lieber gesehen, so Obama, doch als Präsident habe er "eine Menge andere Aufgaben" zu erfüllen. Dass die Niederlage der Demokraten im Nordwesten auch ihm Probleme machen könnten, glaubt er hingegen nicht. "Wisconsin fand unter speziellen Umständen statt", sagte Obama einem Radiosender des Bundesstaates.
Etappensieg für Demokraten
Die Romney-Kampagne reagierte sofort und erinnerte in einer Mail an die Termine Obamas am Freitag vor der Abstimmung: Er sammelte Spenden. Und am Tag der Wahl habe er dem Sänger Jon Bon Jovi "einen Flug in der Air Force One spendiert".
In Arizona sieht es so aus, als würde den Demokraten eine weitere Pleite erspart bleiben. Kandidat Kelly hatte seinen Wahlkampf vor allem gegen die Obama-Regierung geführt, weniger gegen seinen Kontrahenten Barber. In aktuellen Umfragen liegt Barber mit rund 53 Prozent der Stimmen deutlich vor Kelly, der nur auf 41 Prozent kommt. Giffords Sitz zu halten wäre auch mehr als ein Erfolg für das Prestige. Im Herbst wollen die Demokraten im US-Abgeordnetenhaus die Mehrheit zurückerobern - ein schweres Unterfangen, bei dem ein Sieg in Arizonas 8. Wahlbezirk sehr willkommen wäre.
Quelle: ntv.de