Nach Beleidigung von Geringverdienern Romney zahlt geringe Steuern
21.09.2012, 21:56 Uhr
US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney hat laut eigenen Angaben 2011 nur 14 Prozent Steuern gezahlt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mitt Romneys Wahlkampf droht ein neuer Rückschlag: Erst beleidigt der republikanische Präsidentschaftskandidat Geringverdiener, weil sie dem Staat auf der Tasche liegen und keine Steuern zahlen. Nun kommt heraus: Romney selbst zahlt dem US-Fiskus nur einen Mini-Betrag. Andere Großverdiener sind da weitaus solidarischer.
Der schwerreiche US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney hat im vergangenen Jahr rund 13,7 Millionen US-Dollar (10,5 Millionen Euro) verdient und darauf nur rund 14 Prozent Steuern gezahlt. Zudem gab der Gründer und ehemalige Chef einer Private-Equity-Firma bekannt, dass er seit 1990 im Durchschnitt rund 20 Prozent Steuern auf sein Einkommen gezahlt habe. Romneys Einnahmen stammen vor allem aus Investments, Dividenden und Zinseinkünften, die in den USA deutlich geringer besteuert werden als Lohn oder Gehalt. Rund 4 Millionen US-Dollar habe Romney im vergangenen Jahr gespendet.
Romney war schon länger wegen seiner Steuererklärungen im Wahlkampf in die Kritik geraten. Bisher hatte der Republikaner lediglich die Steuererklärungen für 2009 und 2010 veröffentlicht - viel weniger als für Präsidentschaftskandidaten üblich. Die Steuerbescheide aus früheren Jahren hielt Romney unter Verschluss.
Der Multimillionär hatte lediglich offengelegt, im Jahr 2010 auf Einnahmen von fast 22 Millionen US-Dollar einen Steuersatz von 13,9 Prozent gezahlt zu haben. US-Präsident Barack Obama und seine Frau selbst haben 2011 dagegen laut ihrer Steuererklärung auf der Webseite des Präsidialamts 20,5 Prozent Steuern gezahlt – allerdings bei einem Einkommen von 789.647 US-Dollar (knapp 608.000 Euro). Der Spitzensteuersatz liegt in den USA bei 35 Prozent.
Romneys Steuerquote dürfte daher Wasser auf die Wahlkampfmühlen der Demokraten sein. Im Kampf um die Wähler der Mittelschicht hat sich Obama auf Romneys persönliche Finanzen eingeschossen und versucht seinen republikanischen Herausforderer seit langem als superreichen Großverdiener zu brandmarken, der sich nicht für die Sorgen der Mittelklasse interessiert. In TV-Wahlkampfspots warf Obama Romney vor, sein Geld in Steueroasen in der Karibik zu bunkern.
PR-Fiasko bei Wahlveranstaltung
Romney, früher Manager bei der Investmentfirma Bain Capital, hatte selbst dazu beigetragen, das Image als abgehobener Großverdiener zu verfestigen, das ihm die Demokraten aufdrücken wollen. In einem heimlich mitgeschnittenen Video hatte sich Romney geringschätzend über fast die Hälfte der US-Amerikaner geäußert – die 47 Prozent der US-Bevölkerung, die als Geringverdiener in den USA fast keine Steuern zahlen. Sie seien von der Regierung abhängig und würden dem Staat auf der Tasche liegen. "Es ist nicht meine Aufgabe, mich um diese Leute zu kümmern", hatte Romney gesagt. Seit diesem PR-Fiasko bemühte sich Romney um Schadensbegrenzung. "Mein Wahlkampf dreht sich um die 100 Prozent in den USA und ich sorge mich um sie", wurde Romney nicht müde zu betonen.
Die extrem niedrigen Steuern für Großverdiener sind inzwischen selbst Millionären ein Dorn im Auge. Unter der Führung von US-Starinvestor Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates haben sich inzwischen fast hundert Milliardäre zu einer Spendeninitiative zusammengeschlossen: Sie wollen mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke spenden. Buffett selbst hatte in einem vielbeachteten Artikel in der New York Times die Politik aufgerufen, die "Superreichen nicht länger zu verhätscheln"- er würde einen geringeren Steuersatz zahlen als jeder andere seiner Angestellten.
Quelle: ntv.de, hvg/dpa/AFP