Gräben, Mauern, Partisanenkrieg Ukraine beginnt Bau der Anti-Russland-Linie
10.09.2014, 21:56 Uhr
Die Grenze nach Norden soll in Zukunft besser gesichert werden.
(Foto: dpa)
Die Feuerpause der ukrainischen Streitkräfte und der Separatisten im Osten des Landes nutzt Kiew zur Umstrukturierung der Armee. An der Grenze zu Russland entsteht ein Tausende Kilometer langer Verteidigungswall. Russland testet eine Interkontinental-Atomrakete.
Die Ukraine hat mit dem Bau von Befestigungsanlagen an der Grenze zu Russland begonnen. "Geplant sind zwei Verteidigungslinien", teilte die Pressestelle der "Anti-Terror-Operation" in Kiew mit. Unabhängig davon will Regierungschef Arseni Jazenjuk entlang der Grenze auch eine rund 2300 Kilometer lange Mauer bauen lassen.
Seit Beginn der Waffenruhe gruppiert Kiew seine Einheiten im Konfliktgebiet um, teilte Poroschenko zuvor mit. Dies sei nicht für einen Angriff auf Separatisten gedacht, sondern für die Verteidigung des Staatsgebiets. "Wir müssen bereit sein zum Partisanenkrieg", sagte er. Einen Einsatz ausländischer Soldaten schloss er aus. Mit Blick auf den angeblichen Abzug russischer Kämpfer sagte er: "Das gibt uns die Gelegenheit für eine friedliche Lösung des Konflikts."
Inzwischen sollen die Namen von 90 russischen Soldaten bekannt sein, die angeblich im Ostukraine-Konflikt getötet wurden. Moskau beteuert, die Soldaten seien während ihres Urlaubs privat in die Kampfzone gereist.
Putin positioniert sich klar
Zuvor hatten sich Poroschenko und Kremlchef Wladimir Putin in einem Telefonat zufrieden über die Feuerpause geäußert. In Moskau zeigte Putin jedoch erneut seine Sympathien für die Separatisten. Der Präsident habe in einer Kirche Kerzen für die Aufständischen angezündet, meldete die Agentur Interfax. "Ich habe die Kerzen für jene aufgestellt, die gelitten haben, als sie die Menschen in Noworossija schützten", sagte Putin. Noworossija, also Neurussland, nennen auch die militanten Separatisten das umkämpfte Gebiet im Osten des Nachbarlandes.
Russland will auf die von der Nato beschlossene Truppenverstärkung in Osteuropa "adäquat" reagieren. "Wegen dieser neuen Bedrohungen ist Russland gezwungen, seine Sicherheit zu stärken", sagte Putin und kündigte eine neue Militärdoktrin bis Jahresende an. Als Zeichen der Stärke testete Russland eine atomar bestückbare Interkontinentalrakete vom Typ Bulawa.
Die ukrainische Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko forderte für eine stärkere Anbindung an westliche Sicherheitsstrukturen ein Referendum über einen Nato-Beitritt. Dieses solle gleichzeitig mit der Parlamentswahl am 26. Oktober stattfinden, schlug sie vor.
Strafmaßnahmen aus Kiew
Um den Separatisten im Osten des Landes zumindest ein Stück entgegen zu kommen, stellte Poroschenko mehr Autonomierechte für die Ostukraine in Aussicht. Eine Abspaltung des von den Rebellen kontrollierten Gebiets schloss er aber aus. Am kommenden Mittwoch soll sich das Parlament in Kiew mit dem Thema befassen. Der Präsident brachte zudem ein Gesetz auf den Weg, das Strafmaßnahmen gegen Russland ermöglicht. Moskau hatte den Entwurf scharf kritisiert.
Für den Einsatz im Krisengebiet Donbass übergab Deutschland dem ukrainischen Roten Kreuz Hilfsgüter im Wert von einer Million Euro. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte vor einer Gesundheitskrise in der Ukraine. Hunderttausende Flüchtlinge müssten unter schlechten hygienischen Verhältnissen leben, hieß es. Die ukrainische Justiz untersucht inzwischen die Kämpfe in der Stadt Ilowaisk im Osten des Landes. Dort wurden amtlichen Angaben zufolge bei Kämpfen mehr als 200 Soldaten getötet. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob führende Militärs Fehler gemacht haben.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa