Angriff auf Kiew "Selbstmord"? Ukraine rechnet mit Kriegsende in wenigen Wochen
22.03.2022, 11:20 Uhr
Während die russische Armee von Erfolgen im Osten der Ukraine berichtet, will die Ukraine mehrere Luftangriffe abgewehrt und Panzer zerstört haben. Die Regierung in Kiew glaubt, dass die Kämpfe um das Land in zwei bis drei Wochen enden könnten.
Die russische Armee hat einen weiteren Vormarsch in der Ostukraine gemeldet. Kämpfer der selbsternannten "Volksrepublik" Donezk seien weitere vier Kilometer in ukrainisches Gebiet vorgerückt, teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit. Es werde um die Eroberung dreier Dörfer in der Nähe der Stadt Donezk gekämpft. Südwestlich davon sei das Dorf Uroschajne eingenommen worden.
Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Nach Angaben aus Moskau haben die Kämpfer im Gebiet Luhansk die Kontrolle über mindestens drei weitere Siedlungen erlangt. Bei den Kämpfen seien mehr als 40 Soldaten der Ukraine und Militärfahrzeuge "zerstört" worden, sagte Konaschenkow.
Aufseiten der Ukraine hieß es, dass eigene Streitkräfte weiterhin russische Truppen angriffen. Dabei seien sie in bestimmten Gebieten auch erfolgreich. Konkrete Details zu Bodenkämpfen wurden nicht genannt. Binnen 24 Stunden seien neun Ziele in der Luft von Einheiten der ukrainischen Luftwaffe, Luftabwehr und Bodentruppen getroffen worden, hieß es weiter. Insgesamt habe man zuletzt eine "erhöhte Aktivität" russischer Flugzeuge festgestellt. Die ukrainischen Verteidigerinnen und Verteidiger hätten in den Regionen Donezk und Luhansk 13 Angriffe abgewehrt und dabei militärische Technik, darunter 14 Panzer, zerstört.
Fluchtkorridore in Mariupol sollen öffnen
Derweil geht die Regierung der Ukraine nach eigenen Angaben davon aus, dass die Kämpfe mit Russland innerhalb von zwei bis drei Wochen enden könnten. Das sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Olexij Arestowytsch, in einem Fernsehinterview. Das Hauptziel der russischen Truppen sei, die Hauptstadt Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Aber dies zu versuchen sei "Selbstmord", erklärt Arestowytsch.
In der stark umkämpften und von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol sollen am heutigen Dienstag nach Regierungsangaben drei Fluchtkorridore geöffnet werden. Das teilte die Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft mit. Die Menschen sollen demnach aus den umliegenden Orten Berdjansk, Jurjiwka und Nikolske in die Großstadt Saporischschja gebracht werden. Es sei klar, dass es nicht genügend Plätze gebe, sagte Wereschtschuk weiter. Deswegen bitte man die Bürgerinnen und Bürger, den Anweisungen der Behördenvertreter vor Ort zu folgen und organisiert zu den Bussen zu gehen.
Wereschtschuk versprach, niemand werde zurückgelassen. Man führe weiter täglich Evakuierung durch, bis alle Menschen aus der Stadt gebracht worden seien. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums leben noch bis zu 130.000 Bewohner in der Stadt am Asowschen Meer - einst waren es rund 440.000. Russland und die Ukraine werfen einander immer wieder gegenseitig vor, die Flucht der Menschen über humanitäre Korridore zu behindern.
Quelle: ntv.de, mbe/dpa/rts