Politik

Kunst und Architektur bedroht Unesco wirft IS "kulturelle Säuberung" vor

Assyrische Skulptur im Bagdader Nationalmuseum: Was sich nicht verkaufen lässt, wird zerstört.

Assyrische Skulptur im Bagdader Nationalmuseum: Was sich nicht verkaufen lässt, wird zerstört.

(Foto: REUTERS)

Die reiche und uralte kulturelle Erbe des Iraks ist laut den UN akut von der Zerstörungswut des IS bedroht. Kirchen, Schreine oder Kunst hat in der radikal-sunnitischen Ordnungvorstellung der Extremisten keinen Platz - es sei denn, es lässt sich damit Geld verdienen.

Die Zerstörung von historischen Gebäuden und Schriftstücken durch Kämpfer des Islamischen Staats (IS) hat die Unesco von einer "kulturellen Säuberung" in den von der Dschihadistenmiliz kontrollierten Gebieten im Irak sprechen lassen. In Städten wie Mossul oder Tikrit hätten die Extremisten demnach in enormem Ausmaß Schreine, Kirchen und Manuskripte vernichtet, wie die Chefin der UN-Organisation, Irina Bokowa, in Paris sagte.

Der IS kämpft für die Durchsetzung eines Kalifats mit radikal-sunnitischer Auslegung. Nach dieser Lesart ist die Verehrung von Monumenten oder Schreinen ein Götzendienst, weshalb deren Zerstörung legitim ist. Im Juli zum Beispiel sprengten Kämpfer des IS in Mossul den Schrein Nabi Junus, der von Muslimen und Christen als Grab des Propheten Jonah verehrt wurde.

Auch der Direktor des Bagdader Nationalmuseums, Kais Raschid, prangerte in Paris die Zerstörung von Bauwerken an, deren Entstehung zum Teil bis in die Zeit der Assyrer über 600 Jahre vor christlicher Zeitrechnung zurückgeht.

Irakische Behörden können nur Schäden erfassen

Doch nicht alles wird vom IS als "gottlos" vernichtet. Immer häufiger tauche mittlerweile assyrische Kunst auf dem europäischen Markt auf, so Raschid. Über Informanten, unter anderem der Mafia, sei der IS über den potenziellen Wert der Kunstschätze informiert und verkaufe wertvolle Stücke auf dem Schwarzmarkt.

Die irakischen Behörden könnten derzeit nicht viel mehr tun, als die Zerstörungen und Plünderungen zu erfassen. "Wir müssen warten und alles tun, um sie (die Kunstschätze) zurückzuholen", sagte Raschid. Als Beispiele für Zerstörungen in jüngster Zeit nannte der Kunstexperte Angriffe auf das Museum in Mossul, das zweitwichtigste im Irak, und die öffentliche Verbrennung von rund 1500 Handschriften aus Klöstern und anderen heiligen Stätten.

Laut Bukowa wurden alle Unesco-Mitgliedstaaten und alle großen Museen weltweit sowie der internationale Kunstmarkt, die internationale Polizeibehörde Interpol und die Welthandelsorganisation (WTO) zu höchster Vorsicht mit Blick auf Objekte aufgefordert, die von Plünderungen stammen könnten. Die Unesco informierte zudem die an den US-geführten Luftangriffen gegen IS beteiligten Länder über die geografische Lage aller wichtigen Kulturstätten im Irak, um weitere Schäden zu verhindern.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP

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