Politik

Freund oder Feind? Ungeliebter Trump besucht die Schotten

Heimatgefühle: Donald Trump in Aberdeenshire 2011.

Heimatgefühle: Donald Trump in Aberdeenshire 2011.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im US-Wahlkampf sieht es blendend aus für Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Doch bei einer Reise in die Heimat seiner Mutter dürfte dem Republikaner vor allem eines entgegenschlagen: Abneigung.

Donald Trump macht in dieser Woche einen kleinen Ausflug. Er unterbricht seinen Wahlkampf als republikanischer Präsidentschaftsbewerber und reist nach Europa. Dort eröffnet er sein restauriertes Luxusressort in Turnberry an der schottischen Südwestküste. Zu der Anlage gehören Präsidentensuiten in einem Leuchtturm zum Preis von mehr als 3500 Pfund pro Nacht und natürlich die Golfanlage mit Blick auf das Meer, Trumps ganzer Stolz.

Trump bei einem Besuch auf dem Trump Turnberry Ressort im vergangenen Jahr

Trump bei einem Besuch auf dem Trump Turnberry Ressort im vergangenen Jahr

(Foto: REUTERS)

Der Milliardär hat ein besonderes Verhältnis zu Schottland. Seine Mutter Mary Macleod kam im Alter von 20 Jahren von einem Bauernhof auf der Isle of Lewis nach Manhattan. Trump, der mehrere Golfplätze und Hotels in Schottland besitzt, bezeichnet sich gern als halben Schotten. Betont, wie wichtig es ihm ist, sich in strukturschwachen Regionen zu engagieren. Dankbarkeit kann Trump jedoch nicht erwarten. Ganz im Gegenteil, viele Briten sind dem 69-Jährigen in herzlicher Abneigung verbunden.

Die Gründe dafür sind sowohl Trumps Verhalten als Unternehmer als auch seine Äußerungen als Präsidentschaftskandidat. 2012 wurde einer von Trumps Golfressorts, nördlich von Aberdeen an der schottischen Ostküste, fertiggestellt. 800 Hektar mitten in einem Naturschutzgebiet. Viele Menschen leisteten heftig Widerstand. Anwohner weigerten sich, ihre Anwesen an Trump zu verkaufen. Der reagierte forsch, baute deren Grundstücke mit Erdwällen zu und pflanzte hohe Bäume, die die Sicht auf die Nordsee versperrten. Trump kündigte damals 6000 neue Arbeitsplätze an. Laut Recherchen des "Independent" waren es bis Anfang 2016 nur 150.

Nördlich von Aberdeen: das einstige Naturschutzgebiet, auf dem Trump vor Jahren eine Golfanlage bauen ließ.

Nördlich von Aberdeen: das einstige Naturschutzgebiet, auf dem Trump vor Jahren eine Golfanlage bauen ließ.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Viele Schotten nehmen Trump seine Rücksichtslosigkeit bis heute übel. Umso mehr triumphierten sie im vergangenen Jahr. Ende 2015 klagte Trump gegen den Bau eines Offshore-Windparks vor seinem Golfklub an der schottischen Ostküste. Vergeblich. In einer Erklärung beschimpfte der Amerikaner die schottische Regierung als "dumm, kleingeistig und beschränkt". Der nächste Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Auslöser waren Trumps Äußerungen im Wahlkampf. Trump forderte, Muslime nicht mehr in den USA einreisen zu lassen. Dabei verwies er unter anderem auf Teile Londons, in denen die Radikalisierung angeblich so weit fortgeschritten sei, dass Polizisten um ihr Leben fürchten müssten.

#TrumpFacts und Moscheebesuch

Die Reaktionen darauf waren heftig. Auf Trumps Golfplätzen kam es zu Protesten. Im Internet spotteten Briten unter dem Hashtag #TrumpFacts. Die schottische Regierung stellte die Zusammenarbeit mit Trump ein. Dieser sei nicht mehr geeignet, als Mitglied des Netzwerks "Globalscot" für den Wirtschaftsstandort Schottland zu werben. Die Universität Aberdeen entzog Trump die 2010 verliehene Ehrendoktorwürde in Betriebswirtschaftslehre. Seine Äußerungen seien mit dem Ethos und den Werten der Robert Gordon University nicht vereinbar. Die European Tour, der Dachverband der europäischen Profi-Golfer, lässt es offen, ob die Scottish Open im kommenden Jahr wie geplant in Trumps Golfressort stattfinden.

Damit nicht genug: Eine Vereinigung schwarzer Anwälte (Society of Black Lawyers) forderte die britische Innenministerin Theresa May auf, Trump nicht mehr ins Land einreisen zu lassen. Die britische Regierung kann einer Person die Einreise verweigern, wenn es dem Gemeinwohl dient. Bis Januar unterschrieben 600.000 Menschen in Großbritannien eine Petition für ein Einreiseverbot. Drei Stunden debattierte das Parlament daraufhin, ohne am Ende ein entsprechendes Verbot auszusprechen. Cameron nannte Trumps Äußerungen dumm. Wenn dieser Großbritannien besuchen würde, "würde er uns als seine Gegner vereinigen". Labour-Chef Jeremy Corbyn kündigte an, Trump in eine Moschee in seinem Wahlkreis einzuladen.

Und Trump? Der reagierte wie immer: trotzig. Jede Einschränkung der Reisefreiheit werde ihn zwingen, alle jetzigen und künftig geplanten Investitionen in Großbritannien einzustellen. Das hindert ihn jedoch nicht daran, sein Luxusressort nach den Renovierungsarbeiten wieder zu eröffnen. Trump mag der künftige Präsidentschaftskandidat der Republikaner sein. Doch wenn es um Geld geht, ist die Politik für ihn immer noch zweitrangig.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen