Mit hauchdünnem Vorsprung Van der Bellen gewinnt Wahl in Österreich
23.05.2016, 16:36 Uhr
Van der Bellen siegt mit nur wenigen Tausend Stimmen Vorsprung.
(Foto: dpa)
Der von den Grünen unterstützte Alexander Van der Bellen ist neuer Präsident Österreichs. Der 72-jährige Politiker siegt knapp mit 50,3 Prozent der Stimmen vor dem Rechtspopulisten Norbert Hofer. Hofer hatte kurz zuvor seine Niederlage eingeräumt.
Lange Zeit hat es bei der Stichwahl zum österreichischen Bundespräsidenten nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichtem Vorteil für den Rechtspopulisten Norbert Hofer ausgesehen. Nach Auszählung auch der Briefwahl-Stimmen ging der Grüne Alexander Van der Bellen schließlich hauchdünn als Sieger aus der Abstimmung hervor. Nach den Angaben von Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) gewann Van der Bellen mit 50,3 Prozent vor Hofer, der 49,7 Prozent erreichte.
FPÖ-Kandidat Norbert Hofer akzeptierte seine Niederlage: "Natürliche bin ich heute traurig. Ich hätte gerne für Euch als Bundespräsident auf unser wunderbares Land aufgepasst", schrieb der 45-Jährige auf Facebook.
Am Sonntag erhielten laut Hochrechnungen der von den Grünen unterstützte van der Bellen ebenso wie der rechte FPÖ-Kandidat Hofer exakt 50 Prozent der Stimmen. Erst die am Montag ausgezählten über 700.000 Stimmen der Briefwähler entschieden über den Sieg. Ihre Stimmen waren zunächst nicht in das vorläufige amtliche Ergebnis eingegangen.
Erfolg und eine glückliche Hand
Die deutschen Grünen gratulierten Van der Bellen zum Wahlsieg. "Wir freuen uns, dass unser Nachbarland mit ihm ein Staatsoberhaupt bekommt, das für ein offenes und pro-europäisches Österreich steht", sagte Co-Parteichef Cem Özdemir. Eine der dringlichsten Aufgaben des neuen Bundespräsidenten sei nun, das gespaltene Land wieder zusammenzuführen, sagte Özdemir. Die Grünen seien überzeugt, dass der 72-Jährige diese Aufgabe annehmen und "Hoffnung statt Angst zum Prinzip seiner Politik" machen werde.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck gratulierte Van der Bellen zu seiner Wahl. Er hob vor allem die pro-europäische Haltung seines künftigen Amtskollegen hervor. "Sie übernehmen dieses verantwortungsvolle Amt in einer Zeit großer Herausforderungen für Europa. Ich freue mich, dass Sie sich als überzeugter Europäer auch im Rahmen Ihrer neuen Aufgabe für eine starke, verlässliche und langfristig auch vertiefte Europäische Union einsetzen wollen." Gauck betonte die "hervorragenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. "Für Ihre Amtsführung wünsche ich Ihnen Erfolg und stets eine glückliche Hand."
Nach Ansicht der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry die die Wahl in Österreich ein Beweis für den Beginn einer neuen Ära der europäischen Politik. Im Nachbarland zeige das "Erstarken der FPÖ, dass es diesen großen Konsens nicht mehr gibt", sagte die Chefin der Alternative für Deutschland in Berlin. "Das Ergebnis des zweiten Wahlgangs ist ein starkes Beispiel dafür, dass Mehrheiten jenseits der etablierten politischen Parteien möglich sind", fügte sie hinzu. Demokratie brauche Kontroversen. Ihre Partei unterhalte "normale Beziehungen" zur FPÖ, aber "wir sind uns nicht in allen Punkten einig", erklärte Petry.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts