Politik

NS-Vergangenheit von Mitarbeitern Verfassungsschutz will Klarheit

1950 wurde der Verfassungsschutz gegründet. Fünf Jahre nach dem Ende des Krieges kamen bei der Behörde auch Mitarbeiter unter, die schon dem Nazi-Regime dienstbar waren. Jetzt sollen die Verstrickungen von Historikern untersucht werden.

Nach dem Bundesnachrichtendienst und dem Bundeskriminalamt leuchtet nun auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) NS-Bezüge von früheren Mitarbeitern aus. In den nächsten drei Jahren werden die beiden Bochumer Historiker Constantin Goschler und Michael Wala die Organisationsgeschichte des BfV seit seiner Gründung 1950 bis 1975 erforschen, wie der Inlandsnachrichtendienst in Köln mitteilte. Die Forscher wollen unter anderem untersuchen, wieviele Mitarbeiter mit NS-Vergangenheit beim BfV in dessen Frühzeit arbeiteten, welche Funktionen sie innehatten und welche Auswirkungen ihre Tätigkeit für den Verfassungsschutz hatte.

Fromm legt großen Wert auf eine unabhängige Untersuchung.

Fromm legt großen Wert auf eine unabhängige Untersuchung.

(Foto: dpa)

Bei der Vorstellung des Forschungsvorhabens in der Kölner BfV-Zentrale unterstrich Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm, beide Wissenschaftler würden bei ihrer Arbeit "in keiner Weise" beeinflusst. Zugleich zeigte sich Fromm "sehr gespannt" auf die Ergebnisse des Projekts. Mit Blick auf die Geschichte des Inlandsgeheimdienstes fügte Fromm hinzu: "Es ist nicht unwichtig, wenn man sich darüber im Klaren ist, woher man kommt." Zuvor hatten bereits der für das Ausland zuständige Bundesnachrichtendienst (BND) im bayerischen Pullach ein ähnliches Forschungsprojekt gestartet, ebenso das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden.

Öffentlichkeit "ganz wichtig"

Das BfV hatte das Forschungsvorhaben im vergangenen November öffentlich ausgeschrieben. Diese Art der Ausschreibung "war uns ganz wichtig", unterstrich Fromm. Nach Erkenntnissen aus den 1960er Jahren sollen damals etwa zwei Prozent der BfV-Mitarbeiter eine nationalsozialistische Vergangenheit gehabt haben. 1972 war der damalige BfV-Präsident Hubert Schrübbers wegen seiner Funktionen in der NS-Justiz in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden.

Goschler und Wala hoben hervor, der über ihr Forschungvorhaben geschlossene Vertrag sichere ihnen "vollständige wissenschaftliche Unabhängigkeit" zu. Die beiden Wissenschaftler vom Historischen Institut der Bochumer Ruhruniversität wollen ihre Forschungsergebnisse nach Abschluss des Projekts öffentlich machen. Wala bezeichnete es als "von zentraler Wichtigkeit", dass die beiden Historiker bei ihrer Arbeit Zugang auch zu Verschluss-Sachen des Inlandsnachrichtendienstes haben.

Quelle: ntv.de, AFP

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