Deutschlands Skandal-Drohne Von der Leyen holt den "Euro Hawk" zurück
04.10.2014, 19:22 Uhr
Ein Prototyp der Aufklärungsdrohne "Eurohawk" während eines Testfluges in Machning im Januar 2013.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Jahr ist es her, dass der damalige Bundesverteidigungsminister de Maiziére das umstrittene Drohnen-Projekt "Euro Hawk" beerdigt hat. Die Kosten waren enorm gestiegen, eine Zulassung fraglich. Jetzt steht der "Euro Hawk" vor einem möglichen Neustart.
Die Drohne "Euro Hawk" steht möglicherweise vor einem Comeback. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet, dass das Verteidigungsministerium das unbemannte Flugzeug wieder zu Testzwecken fliegen lassen will. Das sei eine Konsequenz aus einem umfassenden Rüstungsgutachten, das an diesem Montag vorgelegt werden sollte. Auch das für den "Euro Hawk" entwickelte Aufklärungssystem "Isis" solle so weiter geprüft und möglicherweise in eine andere Drohne integriert werden.
Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold gehört zu jenen, die das befürworten. "Alle Alternativen kosten mehr Geld", sagt er dem "Reutlinger Generalanzeiger". "Entweder etwas Vernünftiges beschaffen und zu Ende führen oder aber ganz verzichten. Alles, was dazwischen liegt, wenig kann, aber auch viel Geld kostet, ist eher fragwürdig. Deshalb macht es Sinn, wenn man jetzt die Fertigstellung des "Euro Hawk"-Projektes als eine der möglichen Varianten mit untersucht."
Das Projekt völlig einzustellen hieße nach Ansicht von Militärs, dass die Bundeswehr eine Fähigkeitslücke hätte. Einige Hundert Millionen Euro wären in den Sand gesetzt, auch deshalb, weil das fast 300 Millionen Euro teure "Isis"-System nicht mehr benötigt würde.
"Isis" selbst ist allerdings auch noch nicht einsatzbereit. "Das Sensorik-System ist entgegen anderen Behauptungen nicht zu Ende getestet", sagt Arnold. Doch "es wäre ganz fatal, wenn man es nun völlig auf den Kompost wirft und irgendwo ein Produkt kauft". "Isis" ist bislang offenbar nur unter Laborbedingungen getestet worden.
Seit einem Jahr eingemottet
Im vergangenen Jahr hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Entwicklung des "Euro Hawk" wegen massiver Probleme bei der Zulassung für den deutschen Luftraum und drohender Mehrkosten von 500 bis 600 Millionen Euro gestoppt. Seit zwölf Monaten steht sie nun ungenutzt in einem Hangar im bayerischen Manching.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen lässt jetzt von einem außenstehenden Unternehmen die 15 größten Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr noch einmal nachrechnen. "Ich halte das für richtig", sagt Arnold. Benötigt werde künftig ein Unternehmen, das internationale Expertise habe. Eine Oberaufsicht sei nicht nötig. Langfristig sieht Arnold "nur eine eigenständige europäische Entwicklung. Dazu braucht man mehrere Partner".
Der "Euro Hawk" hat den Steuerzahler bis zum Abbruch des Projekts bereits 600 Millionen Euro gekostet, davon 288 Millionen für die Aufklärungstechnik.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa