Rückgang erstmals seit 2008 Weniger Familien erhalten Erziehungshilfe
29.10.2021, 11:02 Uhr
Alleinerziehende bekommen deutlich häufiger Hilfe als zusammenlebende Elternpaare.
(Foto: picture alliance / dpa)
Durch die Pandemie sind mehr Familien auf sich alleine gestellt. Demnach werden im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger Erziehungshilfen gewährt. Besonders auffällig ist der Rückgang bei Familien, die vor Ort beraten werden. Nach einem Höchststand im Jahr 2019 hat die Zahl nun den Tiefststand erreicht.
In der Corona-Pandemie haben weniger Familien staatliche Hilfe bei der Erziehung bekommen. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 963.000 sogenannte erzieherische Hilfen für junge Menschen unter 27 Jahren gewährt. Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren das rund fünf Prozent weniger als im Vorjahr. "Damit ist die Zahl erzieherischer Hilfen nach einem kontinuierlichen Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008 und ihrem Höchststand im Jahr 2019 erstmals zurückgegangen", berichteten die Wiesbadener Statistiker.
"Hintergrund der Entwicklung im Jahr 2020 sind vermutlich die allgemeinen Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie." Erzieherische Hilfen sind Beratungs-, Betreuungs- oder Hilfeangebote bei persönlichen oder familiären Problemen und zur Lösung von Erziehungsfragen oder bei Trennung und Scheidung. Das Spektrum reicht von Erziehungsberatungen über sozialpädagogische Familienhilfen bis hin zu Heimerziehungen. Träger solcher Angebote sind zum Beispiel Jugendämter, Caritas oder Diakonie. Im Jahr 2020 waren die erzieherischen Hilfen zu 71 Prozent an Minderjährige, zu 11 Prozent an junge Volljährige und zu 18 Prozent an ganze Familien gerichtet.
Am häufigsten wurden der Statistik zufolge Erziehungsberatungen vor Ort in Anspruch genommen - "im Jahr 2020 allerdings deutlich seltener als in den Vorjahren", wie die Statistiker feststellen mussten: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Erziehungsberatungen vor Ort um acht Prozent gesunken - und damit von ihrem Höchst- auf ihren Tiefststand.
427.900 oder 44 Prozent aller erzieherischen Hilfen wurden 2020 von alleinerziehenden Müttern oder Vätern in Anspruch genommen. Damit erhielten Alleinerziehende deutlich häufiger erzieherische Hilfen als zusammenlebende Elternpaare (33 Prozent) oder Elternteile in einer neuen Partnerschaft (16 Prozent).
Besonders auffällig war der Rückgang bei den Beratungen, die im Corona-Jahr 2020 neu begonnen hatten: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2020 rund 44. 900 weniger Beratungen neu eingeleitet (-14 Prozent). Beratungsstellen hätten aber betont, dass 2020 verstärkt per Telefon beraten wurde, was in der Statistik nicht erfasst wird.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP