Regierung unterstützt Schulungen Wie aus Ärzten Verkäufer werden
30.07.2012, 07:09 Uhr
Ärzte sind zunehmend darauf angewiesen, sich mit Behandlungen, die Patienten selbst bezahlen müssen, ein Zubrot zu verdienen. Das ist nicht unumstritten. Und nicht alles, was Mediziner anbieten, ist notwendig und sinnvoll. Wie das Wirtschaftsministerium jetzt einräumt, lässt die Regierung Ärzte neuerdings darin schulen, Patienten die Zusatzaufträge zu verkaufen.
Die Bundesregierung fördert einem Bericht zufolge Verkaufstrainings für Ärzte. Mediziner werden darin geschult, die umstrittenen Igel-Leistungen an den Patienten zu bringen. Derartige Seminare würden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bezuschusst, zitiert die "Berliner Zeitung" aus einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Regierung kündigte an, die Praxis überprüfen zu wollen. Bei den "individuellen Gesundheitsleistungen" - kurz Igel-Leitungen genannt - handelt es sich um Behandlungen, die zum Teil als medizinisch nicht notwendig gelten und daher von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt werden.
Grundlage der Förderung solcher Trainings sei eine Richtlinie zur "Förderung unternehmerischen Know-hows" für kleine und mittlere Betriebe sowie Freie Berufe, zu denen die Ärzte gehören, zitiert die Zeitung weiter aus der Stellungnahme. Gefördert würden auch bei Medizinern "Maßnahmen der Verkaufsoptimierung", die konkreten Produkte und Dienstleistungen bewerte man nicht.
Der "Berliner Zeitung" zufolge sind die häufigsten Igel-Leistungen das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. Viele der Igel-Untersuchungen führen zu falschen Befunden und unnötigen Eingriffen. Laut Zeitung setzen Ärzte mit diesen Selbstzahlerleistungen rund 1,5 Milliarden Euro jährlich um.
Quelle: ntv.de, AFP