Gegen Glaeseker wird ermittelt Wulff ließ sich von Zentis einladen
20.01.2012, 15:18 Uhr
Bundespräsident Wulff kommt nicht zur Ruhe.
(Foto: dpa)
Wulffs Nähe zu Unternehmern und Firmen zeigt sich erneut: Der Bundespräsident soll sich von der Firma Zentis zum Münchner Filmball eingeladen lassen haben. Gegen niedersächsisches Ministergesetz soll der damalige Ministerpräsident indes nicht verstoßen haben. Dafür besteht gegen seinen ehemaligen Sprecher Glaeseker der Anfangsverdacht der Bestechlichkeit.
Neue Enthüllungen über Verbindungen zu Unternehmen sowie die Ermittlungen gegen seinen Ex-Sprecher und -Vertrauten Olaf Glaeseker bringen Bundespräsident Christian Wulff erneut in Bedrängnis. Wulffs Anwälte bestätigten einen Medienbericht, wonach sich Wulff als niedersächsischer Ministerpräsident vor zwei Jahren von der Firma Zentis zum Münchner Filmball einladen ließ. Der Marmeladenhersteller habe die Übernachtung für das Ehepaar Wulff sowie die Eintrittskarten bezahlt. Dies stehe jedoch im Einklang mit dem niedersächsischen Ministergesetz.
Den Regeln zufolge dürften die einladenden Gastgeber Reise- und Übernachtungskosten für Regierungsmitglieder übernehmen, wenn die Erfüllung der Amtsaufgaben nicht beeinflusst oder behindert werde, erläuterte Anwalt Gernot Lehr. Auch dürften die Unparteilichkeit und Unbefangenheit nicht beeinflusst werden. Im Einklang mit diesen Regeln seien die Übernachtung von Wulff und seiner Frau sowie des Sicherheitspersonals ebenso wie die Eintrittskarten von dem Unternehmen bezahlt worden.
Vortrag auf einer Zentis-Konferenz
Über die Einladung des Ehepaares Wulffs zum Filmball durch Zentis hatte die Münchner "Abendzeitung" berichtet und sie in Zusammenhang mit einem Vortrag gestellt, den Wulff wenige Wochen zuvor bei einer Konferenz des Marmeladenherstellers gehalten hat. Wulffs Anwalt erklärte, der Vortrag in einem Hotel in den Niederlanden im Dezember 2009 habe Fragen der Lebensmittelwirtschaft thematisiert. Bei der Gelegenheit habe Wulff die Führung der Zentis-Gruppe überzeugen können, ihre zentrale Tagung im folgenden Jahr in Wolfsburg abzuhalten.
Wulff steht wegen eines privaten Hauskredits der Unternehmergattin Edith Geerkens, einem günstigen Nachfolgekredit bei der BW-Bank und Urlauben bei Unternehmerfreunden in der Kritik.
Im Fall Glaeseker begann die Staatsanwaltschaft Hannover mit der Auswertung der am Vortag bei einer . Es bestehe nach wie vor ein Anfangsverdacht, sagte ein Sprecher. Ein dringender Tatverdacht dagegen sei "ganz weit entfernt". Glaesekers Anwalt werde kurzfristig Akteneinsicht gewährt. Dem langjährigen engsten Vertrauten Wulffs wird Bestechlichkeit vorgeworfen. Er soll zwischen 2007 und 2009 die Finanzierung des vom Eventmanager Manfred Schmidt ausgerichteten "Nord-Süd-Dialog" im Rahmen seiner damaligen Dienstgeschäfte "gefällig gefördert" haben. Als Gegenleistung soll Glaeseker mehrfach unentgeltlich Urlaube in Feriendomizilen Schmidts verbracht haben.
In Medien wurden gegen Glaeseker neue Vorwürfe laut. So soll die Staatskanzlei laut der "Neuen Presse" doch in die Organisation der Veranstaltungsreihe "Nord-Süd-Dialog" eingebunden gewesen sein. Die Zeitung zitiert einen Sprecher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), wonach 44 Studierende der Hochschule als Servicekräfte bei der Party am 11. Dezember 2009 ausgeholfen hätten. Die Staatskanzlei habe die Übernahme der Kosten verweigert. Glaeseker war damals Regierungssprecher und Staatssekretär in der Staatskanzlei.
Quelle: ntv.de, rts/dpa