Neue Attacke gegen Alt-Verteidiger Zschäpe sieht "bewusste Schädigung"
26.12.2015, 13:52 Uhr
Zschäpe stellt zu ihren Alt-Verteidigern maximale Distanz her.
(Foto: dpa)
An Weihnachtsfrieden ist im Verhältnis zwischen der Hauptangeklagten Zschäpe und ihren bisherigen Verteidigern Stahl, Sturm und Heer nicht zu denken. Die mutmaßliche Rechtsterroristin startet den nächsten Versuch, die Anwälte loszuwerden.
Im Streit mit ihren drei Verteidigern Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm hat die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe neue, teils schwere Vorwürfe erhoben. In einem handgeschriebenen Brief an das Gericht wirft Zschäpe den Anwälten vor, sie bewusst geschädigt zu haben. Heer, Stahl und Sturm wollten sich auf Anfrage nicht dazu äußern.
Zschäpe wirft den drei Juristen vor, sie hätten im Gerichtssaal "abfällige Gesten" gezeigt, als ihr vierter Pflichtverteidiger Mathias Grasel vor zwei Wochen ihre Aussage verlas. "Dieses Verhalten werte ich als bewusst schädigend", schrieb Zschäpe an das Münchner Oberlandesgericht. Ihr Brief liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Zschäpe beschreibt darin die Reaktion ihrer drei Anwälte, als sie zum ersten Mal vorschlug, vor Gericht auszusagen und damit ihr jahrelanges Schweigen über die Serie der zehn NSU-Morde und ihr Untergrundleben mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zu brechen. Als Antwort darauf will sie gehört haben: "Sind Sie irre, Frau Zschäpe?" Die drei Verteidiger hätten ihr dann auch mitgeteilt, dass sie "für eine solche Verteidigung nicht zur Verfügung stünden". Die Diskussion über ein Ende der Schweigestrategie hätten die Anwälte immer "im Keim erstickt" und von "prozessualem Selbstmord" gesprochen.
Mit ihrer Einlassung am 9. Dezember hatte Zschäpe ihr jahrelanges Schweigen gebrochen und erstmals ihre Sicht auf die zehn Morde des "Nationalsozialistischen Untergrunds" und ihr Leben mit Mundlos und Böhnhardt im Untergrund beschrieben. Darin bestritt sie jede Beteiligung an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen. Sie habe immer erst nach den Taten davon erfahren. Auch sei es ihr nicht gelungen, Mundlos und Böhnhardt von weiteren Taten abzuhalten.
Lieber mit Grasel/Borchert
Zschäpe hatte diesen Monat erneut die Abberufung von Heer, Stahl und Sturm beantragt. Sie bat das Gericht außerdem, ihr stattdessen den Münchner Anwalt Hermann Borchert als weiteren Pflichtverteidiger zu engagieren. Über ihre Anträge haben die Richter noch nicht entschieden. Zschäpe bat sie darum, ihre jetzt nachgereichten Gründe zu berücksichtigen.
An einem der letzten Prozesstage vor der Weihnachtspause hatten sich Heer, Stahl und Sturm bereits gegen ähnliche Vorwürfe ihres Kollegen Grasel verwahrt. Anders als von Grasel dargestellt, hätten sie sich stets kooperativ verhalten. Sie hätten mehrmals angeboten, sowohl mit Grasel als auch mit ihrer Mandantin Zschäpe zu sprechen. Ein Gespräch mit Zschäpe sei aber schon seit Monaten nicht mehr zustande gekommen.
Zschäpe will im Januar Fragen der Richter beantworten, allerdings nur schriftlich. Die Antworten sollen dann im Gerichtssaal verlesen werden. Einen entsprechenden Fragenkatalog will Zschäpe in der Weihnachtspause mit ihren Anwälten bearbeiten.
Quelle: ntv.de, sba/dpa