Verletzung der Schweigepflicht Zschäpe zeigt ihre Anwälte an
24.07.2015, 14:34 Uhr
Sturm, Stahl und Heer verteidigen Zschäpe seit Beginn des Prozesses.
(Foto: AP)
Inzwischen muss sich das Münchner Oberlandesgericht wöchentlich mit dem zerrütteten Verhältnis zwischen Zschäpe und ihren Pflichtverteidigern Stahl, Sturm und Heer befassen. Nun startet die Angeklagte einen neuen Versuch die drei loszuwerden.
Der Streit zwischen Beate Zschäpe und ihren Verteidigern geht offenbar in eine neue Runde. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hat Zschäpe ihre Anwälte Anja Sturm, Wolfgang Stahl und Wolfgang Heer angezeigt. Sie wirft ihnen die Verletzung von Privatgeheimnissen nach Paragraf 203 vor.
"Ja, die Anzeige ging heute ganz frisch bei uns ein", bestätigte Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch vom Oberlandesgericht München demnach dem Blatt. Steinkraus-Koch bejahte auch, dass Zschäpe gegen alle drei Anwälte Anzeige erstattete.
Zschäpe begründet ihre Anzeige offenbar damit, dass besonders Heer in seinen Ausführungen dem Gericht gegenüber seine Schweigepflicht gegenüber der Mandantin verletzt habe. Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München hatte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Montag über Gespräche mit den drei ursprünglichen Zschäpe-Verteidigern berichtet. Nach Angaben ihres neu hinzugezogenen vierten Pflichtverteidigers wusste Zschäpe aber nichts von diesen Gesprächen.
Die Strafanzeige war am Donnerstag vorab auch den Verteidigern zugestellt worden. Stahl sagte der Zeitung: "Die Vorwürfe sind haltlos." Die Anzeige wird nun geprüft, wann darüber entschieden wird, ist noch offen.
Keiner will mehr
Das Verhältnis zwischen Zschäpe und ihren bisherigen Verteidigern gilt als zerrüttet. Vor einer Woche wollten die Verteidiger deshalb die Mandate niederlegen. Dies lehnte das Gericht jedoch ab. Die Verteidiger hätten nicht überzeugend begründen können, warm das Vertrauensverhältnis unwiederbringlich zerrüttet sei. Zuletzt hatte Zschäpe am Dienstag einen Antrag gestellt, in dem sie um die Abberufung ihres Verteidigers Heer bat. Dem Vernehmen nach beklagte sich Zschäpe darüber, dass Heer sich dem Gericht gegenüber vorab kritisch zur geplanten Bestellung ihres vierten Pflichtverteidigers Mathias Grasel äußerte.
Grasel war Zschäpe auf eigenen Wunsch zusätzlich zugeordnet worden, nachdem immer deutlicher geworden war, dass Zschäpe mit Heer, Stahl und Sturm nicht mehr spricht. Auch die jetzige Anzeige entstand offenbar mit Grasels Unterstützung. Der noch relative junge und unerfahrene Strafverteidiger wurde wiederum von Hermann Borchert beraten, der als einer der erfahrensten Strafverteidiger in München gilt. Zschäpe muss sich im NSU-Prozess für die zehn Morde verantworten, die die Bundesanwaltschaft dem "Nationalsozialistischen Untergrund" vorwirft.
Quelle: ntv.de, sba