Politik

RTL/ntv-Trendbarometer Deutsche noch immer offen für Flüchtlinge

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Als 2015 und 2016 Hunderttausende nach Deutschland flohen, erlebten sie das, was als "Willkommenskultur" in den Wortschatz einging. Die Stimmung hat sich seitdem gedreht - doch wie sehr? Das Trendbarometer zeigt, dass die Offenheit zur Aufnahme noch immer groß ist.

Trotz der hitzigen Debatte um Grenzkontrollen, Obergrenzen und Abschiebungen sind die Deutschen einem neuen Trendbarometer von RTL und ntv zufolge noch immer überwiegend für die Aufnahme von Menschen, die vor einem Krieg fliehen. Wer dagegen nach Deutschland kommt, um sich ein besseres Leben aufzubauen, stößt bei einer Mehrheit der Deutschen auf Ablehnung.

Für das Trendbarometer verglich Forsa die aktuellen Zahlen mit denen von 2015. Heute sagen 91 Prozent, dass Kriegsflüchtlinge "auf jeden Fall" oder "eher" aufgenommen werden sollten. Vor acht Jahren waren es 95 Prozent. Allerdings verschob sich dabei die Gewichtung. Nur noch 60 Prozent (2015: 73 Prozent) sagen heute, dass Deutschland diese Menschen "auf jeden Fall" aufnehmen soll. 31 Prozent (2015: 22 Prozent) neigen "eher" dazu.

Andere Fluchtgründe stoßen bei den Deutschen auf weniger Verständnis. Politische oder religiöse Verfolgung ist für 81 Prozent (48 Prozent "auf jeden Fall"; 33 Prozent "eher") ein legitimer Aufnahmegrund. Vor acht Jahren waren es 83 Prozent. Damals war eine Mehrheit von 56 Prozent "auf jeden Fall" für eine Aufnahme solcher Verfolgter, 27 Prozent hielten sie "eher" für geboten.

Wenig Verständnis für wirtschaftliche Gründe

Flucht vor Hungersnöten und Naturkatastrophen ist für 39 Prozent "auf jeden Fall" (2015: 42), für 35 Prozent "eher" (2015: 35) ein Aufnahmegrund. Wer hingegen in seiner Heimat keine Perspektive sieht und sich in Deutschland ein besseres Leben aufbauen will, stößt bei der Mehrheit der Befragten auf wenig Verständnis. 56 Prozent sagen, dass solche Zuwanderer "eher nicht" oder "bestimmt nicht" in Deutschland bleiben sollten. 10 Prozent (2015: 14) sprechen sich "auf jeden Fall" für eine Aufnahme aus. 31 Prozent halten sie "eher" für richtig.

Die Akzeptanz unterschiedlicher Fluchtgründe spiegelt sich in der Gesetzeslage. Laut dem deutschen Grundgesetz (Artikel 16a) ist eine Verfolgung Voraussetzung für Asyl. "Notsituationen wie Armut, Bürgerkriege, Naturkatastrophen oder Perspektivlosigkeit sind damit als Gründe für eine Asylgewährung gemäß Artikel 16a GG grundsätzlich ausgeschlossen", heißt es auf der Homepage des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Es gibt aber noch die Möglichkeit des "Flüchtlingsschutzes" und des "subsidiären Schutzes", der unter Bedingungen auch Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlingen gewährt werden kann. Eine wirtschaftlich motivierte Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern ist dagegen meist an hohe Auflagen geknüpft.

Für das Trendbarometer befragte Forsa zwischen dem 6. und 9. Oktober 2023 im Auftrag von RTL 1004 Menschen. Die Fehlertoleranz liegt bei drei Prozentpunkten.

Quelle: ntv.de, vpe

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