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Ukrainische ATACMS-Schläge London: Russland schwerer getroffen als gedacht

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Der Angriff mit Streumunition soll 14 Helikopter auf zwei Flugplätzen in besetzten Gebieten zerstört haben.

Der Angriff mit Streumunition soll 14 Helikopter auf zwei Flugplätzen in besetzten Gebieten zerstört haben.

(Foto: REUTERS)

Laut britischem Geheimdienst ist der Angriff der Ukraine mit ATACMS-Raketen für Russland wahrscheinlich noch schwerwiegender ausgefallen als bislang angenommen. Die vielen zerstörten Helikopter ließen sich wohl nicht so schnell ersetzen, die Verteidigung der Kreml-Truppen könnte geschwächt sein.

Das britische Verteidigungsministerium hat in seinem täglichen Bericht Bezug auf die ATACMS-Angriffe der Ukraine auf russische Luftwaffenstützpunkte vor wenigen Tagen genommen. Bisher gingen Spezialeinheiten der ukrainischen Streitkräfte kurz nach dem Angriff noch von neun zerstörten Helikoptern verschiedener Modifikationen in den besetzten Gebieten bei Berdjansk und Luhansk aus. London hält dagegen insgesamt eine Zahl von 14 für wahrscheinlich: neun in Berdjansk und fünf in Luhansk. Laut den Spezialeinheiten wurden zudem Ausrüstung, ein Flugabwehrsystem und Munitionslager zerstört sowie die Start- und Landebahnen der Flugplätze beschädigt.

Durch den Angriff wurde öffentlich, dass die Vereinigten Staaten Kiew die lange geforderten ATACMS-Raketen im Stillen geliefert hatten. Erst nach dem Einsatz bestätigten Washington und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Lieferung der Waffen. Die "New York Times" will aus US-Beamtenkreisen erfahren haben, dass rund 20 Raketen übergeben worden sind.

Wahrscheinlich ist, dass es sich um eine Spezialversion handelt, die mit Streumunition ausgerüstet ist. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) wies kürzlich in einer Analyse darauf hin, dass diese es den ukrainischen Streitkräften möglich mache, Flugzeuge, Helikopter und andere Einrichtungen in größerem Umfang zu zerstören. In der Vergangenheit hatten die Kreml-Truppen zum Beispiel in Berdjansk Helikopter mit größerem Abstand zueinander aufgestellt. Mit Streumunition ausgestattet können die ATACMS einen großflächigeren Schaden anrichten.

Der britische Geheimdienst schreibt in seinem Update, dass die russische Luftnahunterstützung durch Starrflügler (also zum Beispiel Kampfjets) "bisher äußerst dürftig war". Die Luftwaffe sei aufgrund dessen "zunehmend auf die Unterstützung durch Drehflügler (Hubschrauber) angewiesen". Ein Verlust sei für Russland "angesichts der derzeitigen Belastung der russischen Militärproduktion kurz- bis mittelfristig nur schwer zu ersetzen".

Schwächung der Verteidigung möglich

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Laut London wird "Berdjansk als primäre vorgeschobene Operationsbasis auf der südlichen Achse genutzt, die sowohl logistische als auch offensive und defensive Fähigkeiten bietet". Sollte sich die Zerstörung von 14 Helikoptern bestätigen, werde sich das "höchstwahrscheinlich auf Russlands Fähigkeit auswirken, diese Achse zu verteidigen und weitere offensive Aktivitäten durchzuführen".

Der Angriff mit der ATACMS-Streumunition bei Berdjansk und Luhansk wird laut ISW "wahrscheinlich" dafür sorgen, dass Moskau einige Luftstreitkräfte auf "weiter von der Frontlinie entfernte Flugplätze abzieht". Auch der britische Geheimdienst hält ein solches Szenario für denkbar. "Es besteht die realistische Möglichkeit, dass der Schlag Russland dazu zwingen wird, seine Operationsbasen und Kommando- und Kontrollzentren erneut weiter von der Front weg zu verlegen, was die Belastung der Logistikketten erhöht", heißt es abschließend in dem Bericht. Laut einer Sprecherin des Weißen Hauses verfügen die gelieferten ATACMS über eine Reichweite von 165 Kilometern.

Quelle: ntv.de, rog

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