25 Jahre "Ein bisschen Frieden" Als Deutschland den Grand-Prix gewann
23.04.2007, 10:44 UhrMag es auch noch so ruhig sein um Schlagersängerin Nicole, mindestens einmal im Jahr taucht ihr Name verstärkt in den Medien auf. Dann nämlich, wenn Deutschland wieder von einem Erfolg beim Grand Prix träumt. Die begehrte Höchstwertung von zwölf Punkten beim größten internationalen Musikwettbewerb konnten zwar auch andere deutsche Kandidaten schon ergattern - für einen ersten Platz in der Gesamtwertung reichte es jedoch nie. Den einzigen Sieg bei dem Wettbewerb, der sich inzwischen Eurovision Song Contest nennt, holte bislang Nicole mit ihrem Lied "Ein bisschen Frieden" aus der Feder von Grand-Prix-Urgestein Ralph Siegel. Im britischen Harrogate gelang der damals 17-Jährigen vor 25 Jahren der Triumph.
Es war die Zeit der gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstrierenden Friedensbewegung und die des Falklandkrieges zwischen Argentinien und Großbritannien, als die Schülerin aus dem Saarland am 24. April 1982 auf die Bühne im Conference Center von Harrogate trat. Das Bild des Mädchens mit langen, blonden Haaren, das mit seiner weißen Gitarre auf einem Hocker vor 600 Millionen Fernsehzuschauern von einer Welt ohne Krieg singt, hat sich tief eingeprägt. "Ich weiß, meine Lieder, die ändern nicht viel. Ich bin nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt. Allein bin ich hilflos wie ein Vogel im Wind, der spürt, dass der Sturm beginnt", sang sie in dem Lied, das ihr Siegel und Bernd Meinunger geschrieben hatten.
Unschuldig und glaubwürdig zugleich habe sie gewirkt, kommentiert Grand-Prix-Experte Jan Feddersen, der ein umfassendes Nachschlagewerk ("Ein Lied kann eine Brücke sein") zu der traditionsreichen Show verfasst hat. "Niemand kam gegen die Bilder an, die sie mit ihrem Auftritt evozierte", meint er - auch wenn die deutsche Friedensbewegung mit "Ein bisschen Frieden" nicht einverstanden gewesen sei, "sich sogar ein wenig auf den Arm genommen fühlte". Ihre 17 Konkurrenten ließ die Deutsche in Großbritannien mit 161 Punkten jedenfalls weit hinter sich. Avi Toledano aus Israel schaffte als Zweiter 100 Punkte, die Schweizerin Arlette Zola als Dritte 97.
Die Sängerin selbst erinnerte sich im Interview für das Lexikon noch genau, dass sie damals keinen Song ihrer Konkurrenten als "ebenbürtig" empfand. "Mein Gefühl wurde noch besser bei den Proben. Da hörten plötzlich die Putzfrauen in der Halle auf zu putzen ...", erzählte sie. Ihren eigenen Auftritt am entscheidenden Abend, bei dem sie ihr Lied in mehreren Sprachen darbot, beschrieb sie als "harmonisch". "Es sollte 'katholisch' aussehen, brav und unschuldig, doch nicht naiv", berichtete die Musikerin, die im Jahr zuvor mit dem Lied "Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund" beim ersten Grand-Prix-Versuch in Deutschland gescheitert war.
Seit "Ein bisschen Frieden", das in Europa Millionen Mal verkauft wurde, gehört die Sängerin zu Deutschlands Schlagerstars. Der heute 42-Jährigen gelangen Hits wie "Mit Dir vielleicht" oder "Und außerdem ...", zahlreiche Preise wie Goldene Schallplatten und Goldene Stimmgabeln gingen an die 1,60 Meter große Künstlerin. Zum Jubiläum ihres Grand-Prix-Sieges wollte Nicole zwar kein Interview geben, dafür war sie erst kürzlich bei der Echo-Verleihung mit einer sehr emotionalen Laudatio auf Komponist Siegel zu erleben. Ebenfalls an diesem Abend auf der Bühne: Roger Cicero. Der Swingmusiker singt am 12. Mai in Helsinki für Deutschland.
(Dorit Koch, dpa)
Quelle: ntv.de