Freibetrag für Alleinerziehende "Mehr als überfällig"
16.04.2015, 21:25 Uhr
Gute Nachrichten für erwerbstätige Alleinerzieher: Auf Druck der SPD sollen sie steuerlich entlastet werden. Nach zehn Jahren Stillstand soll der Entlastungsbeitrag alleinerziehender Elternteile von 1308 auf 1908 Euro angehoben werden. Anders als Kinderfreibetrag und Kindergeld, die in den letzten zehn Jahren um 23 Prozent stiegen, blieb die steuerliche Entlastung von Alleinerziehenden seither unangetastet. Die Presse spricht von einer überfälligen Entscheidung.
"Die Erhöhung des steuerlichen Entlastungsbetrags ist nach zehn Jahren überfällig", schreibt die Südwest Presse aus Ulm. Weil Alleinerziehende ein besonders hohes Risiko hätten, in die Altersarmut abzurutschen, sei die Idee richtig. Studien hätten gezeigt, dass diese Form der Entlastung besonders wirksam sei. Diese steuerliche Begünstigung "erreicht mehr als eine Million Haushalte, entlastet Alleinerziehende spürbar und macht zudem eine Erwerbstätigkeit attraktiver, mit der sie Hartz IV entrinnen können."
Dass es den Alleinerziehenden "meist schwer gemacht" wird, empfindet auch der Kölner Stadtanzeiger. "Also ist es gut, dass die Koalition beschlossen hat, die Steuerfreibeträge für Alleinerziehende anzuheben." Eigentlich sollten sie steuerlich noch besser dastehen, weil sie oft keinen Vollzeitjob antreten könnten. Auch wenn der Schritt der Regierung in die richtige Richtung gehe, werde der Beschluss nicht viel daran ändern, "dass sie später bei der Rente wieder benachteiligt werden."
Der geplante Beschluss sei "ein weitaus größeres Zeichen als 'nur' diese 600 Euro", um die der Freibetrag angehoben wird, meint die Eisenacher Presse. Es sei eine Anerkennung der Doppelbelastung, die alleinerziehende Eltern zu stemmen haben. Der Anteil alleinerziehender Mütter und Väter liege bei 20 Prozent, sie seien also längst keine Minderheit mehr. Dennoch würden sie benachteiligt. "Das Einkommen ist knapp. Ein Drittel der Alleinerziehenden ist davon bedroht, unter die Armutsgrenze zu rutschen. 600 Euro werden ihnen helfen können", fasst das Blatt zusammen.
Der Mannheimer Morgen rechnet die geplante Erhöhung durch und stellt dabei fest: "Auch wenn ein Plus von 600 auf 1908 Euro üppig klingt: Bei geschätzten Kosten von 80 Millionen lässt sich ausmalen, wie wenig die rund 1,6 Millionen Alleinerziehenden davon jeweils haben."
Alleinerziehende würden "vom Steuersystem wie Singles behandelt", urteilt die Frankfurter Rundschau. Von den Beträgen, die kinderlose Ehepaare durch das Ehegattensplitting bekämen, könnten diese Eltern nur träumen. Daher sei der Plan der Koalition "mehr als überfällig." Es gehe jedoch mehr als nur darum, mehr Geld in der Tasche zu haben. Wichtig sei vor allem, "Alleinerziehenden und ihren Kindern endlich das Gefühl zu nehmen, dass sie in unserer Gesellschaft Familien zweiter Klasse sind."
Zusammengestellt von Katja Belousova
Quelle: ntv.de