Pressestimmen

Obama will Waffen an syrische Rebellen liefern "Noch mehr Menschen werden sterben"

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Nun sind sich die USA sicher, dass in Syrien Giftgas eingesetzt wurde. Sie wollen die Rebellen mit Waffen beliefern. Applaus bekommt US-Präsident Obama von den Kommentatoren der Tageszeitungen in Deutschland dafür nicht gerade.

Zwei Kommentatoren sind sich sicher: In Syrien wird ein Stellvertreterkrieg geführt.

Zwei Kommentatoren sind sich sicher: In Syrien wird ein Stellvertreterkrieg geführt.

(Foto: dpa)

"Allmählich bekommt Barack Obama ein Glaubwürdigkeitsproblem", meint die Südwest Presse. Über Assads Einsatz des Nervengift Sarin wisse der Rest der Welt seit Monaten Bescheid. Erst jetzt sei dies für den US- Präsidenten ausreichend verifiziert.  "Verifiziert ist jedoch nur eines: Dass der Druck auf Obama in den Vereinigten Staaten enorm gewachsen ist. Wenn er sogar von Bill Clinton, als Feigling beschimpft wird, der gefälligst das moralisch Korrekte zu tun habe und mit seinem bisherigen Zögern Amerikas Ruf aufs Spiel setzte, dann horcht eine ganze Nation auf. Das weiß der Präsident, der nun das Richtige tut, allerdings aus den falschen Gründen", kritisiert das Blatt.

Die Rhein-Neckar-Zeitung erhebt Vorwürfe gegen die USA und Russland. "In Syrien wird schon lange ein Stellvertreterkrieg geführt", schreibt das Blatt. "Wenn jetzt aber die USA den Einsatz erhöhen, indem sie die Rebellen mit Waffen beliefern und zugleich Russland an seiner militärischen Hilfe für Assad festhält, geschieht nur eines: Noch mehr Menschen sterben."

Ganz ähnlich sieht es auch die Stuttgarter Zeitung: "Die Menschen sterben, weil immer mehr Ausländer die syrischen Streitkräfte unterstützen. Sie sterben auch, weil immer mehr Ausländer die syrischen Rebellen unterstützen", heißt es dort. "In Syrien findet einer der gewaltigsten Stellvertreterkriege seit Langem statt. In dieser Situation wird der Friedensnobelpreisträger Obama Waffen liefern. Man muss keine allzu prophetischen Gaben besitzen, um festzustellen, dass sich die Zahl der Toten erhöhen wird." Es seien schon unvorstellbare 93.000, warnt die Zeitung. "Die Spirale der Gewalt, sie wird sich schwungvoll weiterdrehen."

Obama habe sich selbst vor geraumer Zeit unter Zugzwang gesetzt, als er den Einsatz von chemischen Waffen als rote Linie festgelegt habe, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Jetzt sieht seine Regierung die rote Linie überschritten, bestätigt den Einsatz von Giftgas - und will Kleinwaffen an die Rebellen liefern (aber kein wirklich modernes Kriegsgerät)", schreibt das Blatt. Vermutlich haben nicht unbedingt "Beweise" über einen Einsatz chemischer Waffen die bislang passive Politik Obamas geändert; das dürfte eher die realistische Einschätzung bewirkt haben, dass sich die militärische Lage für die Aufständischen deutlich verschlechtert hat und dass das Assad-Regime - dank russischer und iranischer Hilfe und des Einsatzes von Hizbullah-Kämpfern in Syrien - heute fester im Sattel sitzt als noch vor wenigen Monaten."

Das Darmstädter Echo sieht einzig eine Lösung in einer Zusammenarbeit von Obama und Putin. "Einigt sich der Westen über kurz oder lang mit Russland auf eine gemeinsame Linie, gibt es noch die Chance auf eine politische Lösung in Syrien. Andernfalls droht der Zerfall des Landes. Assad wird dann vielleicht noch einen schmalen Küstenstreifen beherrschen, die Rebellen das Hinterland."

Quelle: ntv.de

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