Streichfett im Öko-Test Bei Butter setzt es 14 Mal "ungenügend"
17.11.2022, 06:31 Uhr
Butter wird aus dem Rahm der Kuhmilch gemacht.
(Foto: imago stock&people)
Für viele gehört Butter aufs Brot oder in die Pfanne. Nachdem der Schmierstoff eine Zeit lang als ungesund verschrien war, gilt er heute als rehabilitiert. Doch eine Untersuchung von Öko-Test weist dramatische Ergebnisse auf. Besonders eine Butter haut die Tester aus den Socken.
Butter war lange als Cholesterinbombe verschrien. Verbraucher griffen deshalb verstärkt zur Margarine. Die galt wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren als gesünder. Die gesättigten aus der Kuh sollten hingegen das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Mittlerweile gilt, dass, wenn Butter in Maßen verzehrt wird, sie gesundheitlich unbedenklich ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, nicht mehr als 30 Gramm Butter oder Margarine pro Tag aufs Brot zu streichen.
Der tierische Schmierstoff, der aus dem Rahm der Kuhmilch gemacht wird, darf also weiter verwendet werden - sparsam. Was derzeit aber nicht weiter schwerfallen sollte, da der Butter-Preis zwischen Herbst 2021 und 2022 laut Statistischem Bundesamt um 72 Prozent gestiegen ist.
Abgesehen davon sollte natürlich die Qualität stimmen. Und hier meldet Öko-Test massive Bedenken an. Die Tester verkosteten und analysierten 20 Buttermarken zu Preisen von 2,29 bis 3,99 Euro pro 250-Gramm-Packung. Die Hälfte der Produkte hat die magische Drei-Euro-Hürde bereits übersprungen. Und nur nebenbei: Um diese handelsübliche Menge herzustellen, werden 5,5 Liter Milch benötigt. Vorrangig griffen die Tester zur mild gesäuerten Variante; wenn einzelne Marken diese nicht anboten, wählten sie Süß- oder Sauerrahmbutter. Sieben Butter sind mit einem Bio-Label zertifiziert, darunter auch Bioland, Naturland oder Demeter. Mit dabei war wegen ihrer hohen Beliebtheit als einzige "Irische Butter" auch die der Marke Kerrygold. Ein Labor analysierte, ob die Buttermarken den generellen Qualitätsanforderungen genügen.
Meist ist gar nichts in Butter
Das Ergebnis der Untersuchung ist alles andere als beruhigend. 17 von 20 Produkten im Test schmieren mit "mangelhaft oder "ungenügend" ab, darunter auch 5 mit Bio-Siegel. Unbesorgt losgestrichen werden kann demnach nur bei der als einzige empfehlenswerten"Bio-Fassbutter der Gläsernen Molkerei" ("gut", 3,49 Euro).
Der Hauptgrund für das Desaster: Ein Großteil der Butter war so stark mit Mineralöl belastet, dass sie das Ergebnis auch mit teilweise guten Noten in der Tierhaltung nicht mehr rausreißen konnten. In 19 von 20 Produkten hat das Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) gefunden. Und das überwiegend in Gehalten, die die Öko-Tester als "stark erhöht" einordnen. Diese Rückstände aus Mineralöl reichern sich im menschlichen Fettgewebe an, aber auch in Lymphknoten oder Organen wie Leber, Milz und Lunge. Toxische Effekte sind bisher zwar nicht bekannt, aber die Datenlage ist laut Öko-Test noch zu dünn, um Langzeiteffekte auszuschließen.
"ÖMA Allgäuer Bauernbutter Sauerrahm" ist Testverlierer
Die "ÖMA Allgäuer Bauernbutter Sauerrahm" übertrifft dabei alle: Sie ist so hochgradig mit Mineralöl-Rückständen belastet, wie es die Tester noch nie in einem Lebensmittel gesehen haben. Nicht nur mit dem bei Weitem höchsten MOSH-Gehalt. Das beauftragte Labor hat in dem Produkt überdies einen Wert von 19,8 mg/kg aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) gemessen. MOAH wird besonders kritisch gesehen, da einige Verbindungen der Stoffgruppe krebserregend sind. Die EU hat einen Richtwert von 2 mg/kg für Fette und Öle vorgeschlagen, der jedoch noch nicht rechtskräftig ist. Der Wert in der ÖMA-Butter liegt fast zehnmal so hoch. Das reicht dicke, um als Testverlierer mit "ungenügend" abgestraft zu werden.
Mit diesem Testergebnis werden aber auch 13 weitere Buttermarken bedacht, auch wenn bei ihnen "nur" stark erhöhte Mineralölbestandteile per MOSH-Gehalt nachgewiesen werden konnten. Unter ihnen sind auch bekannte Marken wie etwa die "Alnatura Bergbauern Süßrahmbutter" und die "Landliebe Butter rahmig-frisch streichzart, mildgesäuert", aber auch günstigere Marken wie "Gut & Günstig DeutscheMarkenbutter mildgesäuert" oder "Ja! Deutsche Markenbutter mild gesäuert".
Und auch die letzte Feststellung zum Thema Butter fällt nicht erfreulich aus. Denn die ist laut Öko-Test "eine Klimasau": Die Herstellung von einem Kilo Butter verursacht 9 Kilo Treibhausgase, wie das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) vorrechnet. Bei Margarine sind es mit 2,8 Kilo weniger als ein Drittel.
Quelle: ntv.de, awi