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Klassiker neu interpretiert? Das ist die Mogelpackung des Monats

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Für die Verbraucherzentrale ist klar: Gleiche Rezeptur, halber Inhalt, fast doppelter Preis - ein Paradebeispiel für Shrinkflation

Für die Verbraucherzentrale ist klar: Gleiche Rezeptur, halber Inhalt, fast doppelter Preis - ein Paradebeispiel für Shrinkflation

(Foto: vzhh)

Der Inhalt reduziert sich, der Preis bleibt nahezu gleich. Unterm Strich müssen Verbraucher deutlich mehr Geld für ein Produkt bezahlen, ohne dies ohne Weiteres erkennen zu können. Freunde von Süßem müssen mal wieder tapfer sein, wie die Verbraucherzentrale Hamburg aufdeckt.

In diesem Monat bekommt die Backmischung Käse-Streusel von Dr. Oetker den Titel "Mogelpackung des Monats" von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen.

Das Produkt enthält nur noch 370 Gramm. Zuvor waren es 730 Gramm Backmischung für den Käse-Streusel Kuchen pro Packung. Der Preis sank teilweise im Handel minimal - von 3,99 auf 3,79 Euro. Bei meist leicht reduziertem Preis bedeutet das eine versteckte Preiserhöhung von knapp 90 Prozent. Unterm Strich zahlen Verbraucher also fast das Doppelte pro Kilo Backmischung.

Bei Zutaten und Zubereitung bleibt fast alles beim Alten

Der Hersteller argumentiert, es handele sich um ein "Neuprodukt" - beworben mit dem Zusatz "Klassiker neu interpretiert". Doch für die VZHH ist das reine Kosmetik. Demnach bleibt bei Zutaten und Zubereitung fast alles beim Alten.

  • Der Produktname "Käse-Streusel" ist identisch - bis auf den Marketing-Gag, der Backmischung den Zusatz "Klassiker neu interpretiert" zu verpassen.
  • Die Zutaten der beiden vermeintlich unterschiedlichen Backmischungen selbst sind exakt gleich. Es ist eine aromatisierte Mehl-Zucker-Mischung mit Backtriebmittel, die nunmehr zum stolzen Preis von über 10 Euro pro Kilogramm verkauft wird.

Die Anleitung der Backmischung wurde lediglich entsprechend der halbierten Packungsgröße angepasst. Das sind die Zutaten, die Verbraucher selbst hinzufügen müssen.

  • 2 statt 4 Eier
  • 250 statt 500 Gramm Quark
  • 50 statt 125 Gramm Butter
  • Doppelrahm-Frischkäse statt Joghurt und Milch (als einziger Unterschied)

Weniger Inhalt, unveränderte Qualität?

Noch zu Beginn des Jahres zeigte sich Dr. Oetker beim Thema Shrinkflation (versteckte Form der Inflation, bei der die Menge eines Produkts bei unverändertem Preis und Verpackungsgröße reduziert wird) deutlich transparenter - etwa beim Schoko-Müsli oder Schokoladenpuddingpulver. Damals prangte auf der Packung der Hinweis: "Weniger Inhalt, unveränderte Qualität". Darauf verzichtet Dr. Oetker - aus Sicht der Verbraucherschützer unverständlicherweise. In einer Stellungnahme verweist der Konzern auf ein "Neuprodukt".

Für die Verbraucherzentrale ist hingegen klar: Gleiche Rezeptur, halber Inhalt, fast doppelter Preis - ein Paradebeispiel für Shrinkflation - auch wenn das Unternehmen Dr. Oetker alles daran setzt, die Backmischung als neues Produkt zu verkaufen und die versteckte Preiserhöhung zu vertuschen.

Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.

Quelle: ntv.de, awi

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