Rath around the world Kultur statt Klunker: Im Spitzenresort Deutschlands wird Luxus neu definiert


Das Fünf-Sterne-Superior-Resort "Schloss Elmau" verbindet Kultur-Events, modernsten Luxus und exklusive Spa-Oasen.
Es gibt eine beeindruckende Auswahl an Spitzenhotels in den Alpen - doch eines ragt heraus. Unser Autor reist ins Fünf-Sterne-Superior-Resort "Schloss Elmau" und erlebt dort ein einzigartiges Zusammenspiel aus Fine-Dining, Lesungen und Yoga-Retreats.
Rund 100 Kilometer südlich von München liegt ein Ort, der mich immer wieder anzieht: In einem abgeschiedenen Hochtal zwischen der Zugspitze und dem Karwendelgebirge erhebt sich "Schloss Elmau" - verborgen und zugleich von bemerkenswerter Strahlkraft, erreichbar nur über einen privaten Zufahrtsweg. Es ist das einzige Resort der Welt, das gleich zweimal als Gastgeber eines G7-Gipfels ausgewählt wurde. Und auch ich checke erneut ein.
Im November dieses Jahres wird die zehnte Preisverleihung der "101 besten Hotels" im "Schloss Elmau" stattfinden. Die besten Hoteliers, leidenschaftlichsten Gastgeber und renommiertesten Spitzenköche aus Deutschland, Österreich, Südtirol, Liechtenstein und der Schweiz kommen hier zusammen. Sie alle eint die hohe Wertschätzung für Dietmar Müller-Elmau, den Eigentümer dieses außergewöhnlichen Hauses. Bei meinem aktuellen Besuch wird mir erneut bewusst, was ihn und "Schloss Elmau" so besonders macht - und warum dieses Hotel für mich zu den besten in ganz Europa gehört.
Ein lohnenswerter Wiederaufbau
Von München fahre ich etwa eineinhalb Stunden ins Elmau Valley und erreiche das Resort auf rund 1000 Metern Höhe. Die Kulisse ist ein Schauspiel der Natur: Umgeben von Almwiesen, Fichten und Felsen gleitet der Ferchenbach leise am Haus vorbei, die Gipfel des Wettersteingebirges wirken zum Greifen nah. Eröffnet wurde "Schloss Elmau" bereits im Jahr 1916. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 2005, der zwei Drittel des denkmalgeschützten Gebäudes zerstörte, übernahm Dietmar Müller-Elmau - Enkel des Gründers und "Fidelio"- Erfinder - die Wiederaufbauplanung. "Fidelio" ist übrigens eine der am weitesten verbreiteten Hotelmanagement-Softwares der Branche. Mit viel Gespür und Innovationsgeist verband er die historische Identität mit zeitgemäßem Design. Heute umfasst das Hotel zwei eigenständige Bereiche mit insgesamt 147 Zimmern: das großzügige "Hideaway" und das exklusive "Retreat", gedacht für Gäste, die noch mehr Exklusivität und Privatsphäre wünschen.
Obwohl "Schloss Elmau" zu den wenigen wirklich herausragenden Luxus-Resorts in Europa zählt, fehlt hier jede Spur von Prunk oder Geltungsdrang. Neureiche mit Rolex zieht es eher an den Tegernsee. Hier schätzen die Stammgäste Substanz, Stil und Zurückhaltung. Dietmar Müller-Elmau erweitert das Kulturprogramm kontinuierlich - ein kluger Zug, der gezielt besondere Künstler, herausragende Denker oder inspirierende Autoren anzieht. Das prägt die besondere Atmosphäre des Hauses. Viele Häuser haben schon versucht, Stil und Konzept von "Schloss Elmau" zu übernehmen. Nie hat es auch nur im Ansatz funktioniert. "Schloss Elmau" lässt sich nicht kopieren.

Die zwei Bereiche "Retreat" und "Hideaway" bieten Gästen Zugang zu erstklassiger Gastronomie, Wellnessangeboten sowie Yoga- und Kulturprogrammen.
(Foto: Schloss Elmau)
Mehrwert in exklusiver Runde
Ich sitze in einer Vorlesung des Politologen Ivan Krastev, der eindringlich drängende Fragen unserer Zeit beleuchtet. Das Kulturprogramm von "Schloss Elmau" liest sich wie das Who's Who internationaler Opern-, Theater- und Konzerthäuser. Von Lahav Shani, Chefdirigent des israelischen Nationalorchesters, über Pianist Lang Lang bis zum Soulsänger Max Mutzke - sie alle folgen der Einladung von Dietmar Müller-Elmau, weil sie seine Vision teilen. Er ist vernetzt wie kaum ein anderer: Gerade habe ich gesehen, wie er Wolfgang Schmidt, den früheren Bundesminister, begrüßt und kurz darauf die Journalistin Maybrit Illner, die ganz in der Nähe lebt, empfängt. "Schloss Elmau" bietet jedes Jahr rund 200 Konzerte, Lesungen und Filmvorführungen. Eine eigene Buchhandlung lädt Autoren ein, ihre Werke persönlich vorzustellen. Und an die Jüngsten ist auch gedacht - in sogenannten "Edutainment-Workshops" lernen sie mehr über Literatur, IT, Zoom-Fotografie, KI oder Schach.
In meinem Zimmer liegt bereits ein von Ivan Krastev signiertes Exemplar seines Buches "Ist heute schon morgen?" - ein Titel, der perfekt zu "Schloss Elmau" passt. Denn das Haus denkt immer an morgen, statt an gestern oder heute. Dieser zukunftsorientierte Anspruch spiegelt sich auch in der Technik wider. Alles funktioniert unkompliziert über das Handy. Die Rechnung erscheint digital auf dem Display, die Kreditkarte ist bereits hinterlegt. Trinkgeld vergebe ich mit einem Knopfdruck prozentual, eine Unterschrift genügt. Ein System, das genauso selbstverständlich funktioniert wie der Service selbst - unauffällig, effizient und präzise.

Die Retreat-Schlafzimmer bieten einen lichtdurchfluteten Rückzugsort mit Naturholz, bodentiefen Fenstern und alpinem Panorama.
(Foto: Schloss Elmau)
Luxus zeigt sich im Detail - und in den Auswahlmöglichkeiten
Manche Hotels haben einen Spa. "Schloss Elmau" bietet gleich sechs - mit 20 Behandlungsräumen, zwei Fitnessstudios, der legendären Ferchenbach-Sauna, mehreren ganzjährig beheizten Außenpools, darunter ein japanischer Onsen-Pool mit direktem Bergblick. Ein Highlight ist auch das hauseigene "Jivamukti Yoga Center" - eines der wenigen weltweit außerhalb von New York, London und Berlin. Persönlich freue ich mich noch mehr über die drei bestens gepflegten Tennisplätze. Und dann sind da noch die kleinen Details, die den Unterschied machen: Liegen, die perfekt auf Bachlauf und Sonne ausgerichtet sind; oder das Kissenmenü für individuell abgestimmten Schlafkomfort. Es stammt natürlich von Mühldorfer, dem weltweiten Qualitätsführer. All das und vieles mehr folgt stets einem Ziel: den Gast in den Mittelpunkt zu stellen.
Besonders ist auch Eddie. Jedes Luxushotel bräuchte einen wie ihn - nur gibt es ihn eben nur einmal. Er wirkt wie ein Thomas Müller im Fußball: zwischen den Linien laufend, ohne definierte Rolle, und doch für alles zuständig, mit kleinen Gesten, stiller Antizipation, punktgenauer Aufmerksamkeit. Bei meiner Ankunft steht mein Fahrrad schon bereit. Die Tennisstunde ist gebucht - Uhrzeit und Wunschtrainer kennt er vom letzten Besuch. Am Frühstückstisch bemerkt er meine kleine Tasche, tauscht sie kommentarlos gegen einen Rucksack - mit Cappie, bestickt mit meiner Lieblingsnummer: der 101. Eddie hat keine offiziellen Aufgaben und genau das macht ihn so wirksam. Dietmar Müller-Elmau hat ihn von allem befreit, damit er dem Gast alles ermöglichen kann. Eddie rennt, organisiert, denkt mit - und vor allem voraus.
Diese Haltung zieht sich durch das gesamte Haus. Mitarbeitende haben hier ungewöhnlich viele Freiheiten. Regeln entstehen nur dort, wo sie gebraucht werden - auf Wunsch der Teams. Uniformen gibt es keine, nur eine schwarze Jacke bitte. Die Hosenfarbe ist unwichtig, die Haltung muss stimmen. Denn Dietmar Müller-Elmau glaubt an Menschen, nicht an Vorschriften. Und wer hier arbeitet, spürt das - und handelt danach.

Zahlreiche Yoga-Retreats und der "Annual Yoga Summit" ziehen Sportfans aus aller Welt an.
(Foto: Schloss Elmau)
Von einem Fünf Sterne Resort darf man fantastische Gastronomie erwarten - und ich finde sie im Fine-Dining-Restaurant "Ikigai", das mit zwei Michelin-Sternen und fünf Gault&Millau-Hauben ausgezeichnet ist. Unter der Leitung von Sternekoch Christoph Rainer werden hier gelungene Kombinationen der japanischen und französischen Küche serviert.
Plötzlich finde ich mich in einer Diskussion wieder: Neben mir sitzt ein Paar aus Paderborn. Er ist Bereichsvorstand in der Chemiebranche, sie Kommunikationschefin in einem Pharmakonzern. Die beiden könnten sich problemlos eine der großen Suiten leisten, aber ihr Aufenthalt ist ein Geschenk zur zweiten Hochzeit. Nach dem ersten Gang blicken sie sich fragend an. "Und das soll Luxus sein?", sagt sie. Das Wasser wird zu langsam geliefert, das Ambiente ist ihnen fremd.
Ich mische mich ein und schwärme von "Elmau". Erkläre, dass nicht jeder Ablauf auf Perfektion abzielt, sondern auf Präsenz. Statt einzelner aufmerksamkeitsorientierter Farbkleckse zählt hier das Gesamtkunstwerk. Vielleicht dauert das Wasser länger, weil ein Mitarbeiter gerade einem anderen Gast hilft - und genau darin liegt die Menschlichkeit des Ortes. Hier sind Prozesse Mittel zum Zweck, nicht der Maßstab. Nach und nach beginnt sich ihr Blick zu verändern. Am Ende des Abends sehen sie beide mehr als die langsame Karaffe - sie sehen das Konzept, das Denken, die Haltung. Und sie möchten wiederkommen. Ich freue mich darüber, dass ich ihnen diese Perspektive mitgeben darf.

Fine-Dining im Restaurant "Ikigai" - der Name bedeutet sinngemäß "Wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen".
(Foto: Schloss Elmau)
Andere versuchen heute oft, "Schloss Elmau" zu imitieren - mit Kulturveranstaltungen, Politikforen oder ausgewählten Lesungsreihen. Doch ein echtes Gesamtkunstwerk ist nicht kopierbar, daher sind die Kopien nur mittelmäßig. Elmau ist Elmau: schwer zu beschreiben, noch schwerer zu erklären - man muss es selbst erleben, um die Besonderheit dieses Hauses zu begreifen. Nur wenigen erschließt sich dieser Ort sofort. Ich bin zum 30. Mal hier - und werde immer wiederkommen.
Ich liebe Elmau!
Raths Reise-Rating:
1. Ganz großes Kino
2. Wenn's nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Resort Name: Schloss Elmau
Land: Deutschland
Region: Bayerische Alpen (Elmau Valley)
Beste Reisezeit: Juni bis September: milde Temperaturen und grüne Berglandschaften, Dezember bis März: Winteridyll mit Ski- und Winteraktivitäten.
Zielflughafen: München Airport (MUC)
Transfermittel: Mietwagen, Shuttle, Zug
Transferzeit: Circa 1 Stunde 15 Min. mit dem Auto von München, rund 1 Stunde 50 Min. per Zug bis Klais + Shuttle.
Zimmerpreis pro Nacht: Circa 500 Euro ("Doppelzimmer Deluxe Hideaway ") bis 2200 Euro ("Summit Suite")
Besondere Empfehlung: Die Wanderung zum "Königshaus am Schachen", einst ein Rückzugsort von Ludwig II, ist eine empfehlenswerte Tagestour über den berühmten "Königsweg" und dauert rund dreieinhalb Stunden hin und zurück. Die Tour bietet ein atemberaubendes Panorama hoch in alpinen Gärten und Berglandschaften auf etwa 1900 Metern Höhe.
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel Rankings im deutschsprachigen Raum, die-101-besten.com, ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Quelle: ntv.de