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Corona-Warn-App-Desaster Nur jede zehnte Infektion wird gemeldet

Die App wurde bislang mehr als 25 Millionen Mal heruntergeladen - aber nur selten von denjenigen gespeist, die infiziert sind.

Die App wurde bislang mehr als 25 Millionen Mal heruntergeladen - aber nur selten von denjenigen gespeist, die infiziert sind.

(Foto: picture alliance/dpa)

Deutschland stolpert weiter durch die Corona-Pandemie. Doch es hapert nicht nur beim Testen, Impfen und dem Schutz von Risikogruppen. Auch positiv Getestete könnten zur Eindämmung des Infektionsgeschehens beitragen, indem sie ihr Ergebnis der Warn-App mitteilen. Die meisten lassen es aber.

Die gute Nachricht der vergangenen Woche lautete: Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes steht in einer neuen Version zum Herunterladen bereit. Dort wird nun in einen Info-Bereich mit den wichtigsten Kennzahlen zum aktuellen Infektionsgeschehen in Deutschland schön übersichtlich das aktuelle Corona-Geschehen angezeigt. Allerdings wird gleichzeitig auch jeder über das Teilversagen der App in Kenntnis gesetzt. Denn die Nutzer könnten in der App jetzt auch auf die aktuellen Zahlen zu den Neuinfektionen, der Sieben-Tage-Inzidenz und dem Sieben-Tage-R-Wert zugreifen. Außerdem haben die Entwickler die Nutzerfreundlichkeit verbessert und auch einige kleinere Fehler beseitigt. Prima.

Aber die Zahlen belegen auch, warum die Corona-Warn-App nicht funktioniert: Nach den in der App veröffentlichten Zahlen haben bislang knapp über 230.000 Personen, die selbst positiv auf das Coronavirus getestet wurden, ihre Mitmenschen mithilfe der App vor der möglichen gefährlichen Begegnung mit ihnen gewarnt. Das Problem: Gleichzeitig zeigt die App an, dass bislang fast 2,3 Millionen Menschen mit Corona infiziert wurden. 90 Prozent der Infizierten wurden von der App also gar nicht erfasst. Obwohl Nutzer, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, andere Nutzer, die sich in ihrer Nähe aufgehalten hatten, darüber informieren sollten - per digitaler Übertragung oder einer Validierung über ein Callcenter der Telekom.

Corona-Warn-App mit Image-Problem

Experten schätzen, dass die App von rund 23 Millionen Menschen aktiv genutzt wird. Fragt sich nur, warum dann nur 10 Prozent der mit Corona Infizierten von der App erfasst werden, denn die Wirksamkeit der App erhöht sich, je mehr Menschen die Anwendung auch tatsächlich einsetzen. RTL-Digitalexpertin Frauke Holzmeier wundert die Verweigerung nicht: "Die Corona-Warn-App hat einfach ein riesiges Image-Problem. Wenn nur so wenige Menschen ihre Erkrankung in der App melden, läuft etwas gewaltig schief."

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Dabei ist nicht einmal die Corona-Warn-App selber das größte Problem, sondern "die digitale Infrastruktur rund um die App. Gesundheitsämter, die noch mit Fax und Bleistift arbeiten und keine einheitliche Software nutzen. Und dazu Warteschleifen in Hotlines, damit man sein Ergebnis auch in der App eingeben kann. Das ist viel zu umständlich und könnte einfacher gehen", so Holzmeier.

Wenig Tests, mutmaßlich hohe Dunkelziffer

Abgesehen davon geht auch fast ein Jahr nach dem ersten Auftreten des Coronavirus in Deutschland das Rätselraten um verlässliche Symptome, die auf eine Infektion hinweisen, weiter. Nicht zuletzt deshalb, da nach wie vor keine kostenlosen Tests für alle unkompliziert und permanent verfügbar sind beziehungsweise einfach nicht zur Strategie der Bundesregierung gehören. Auch so könnte Licht ins Dunkel des Infektionsgeschehens gebracht und ein eigenverantwortlicher Umgang mit der Pandemie gestärkt werden. So wie es ist, fällt es weiterhin auf jeden selbst zurück, zunächst herumzuraten, ob es sich bei Halskratzen, Husten, Durchfall, Fieber oder Geschmacksverlust möglicherweise um eine Infektion mit dem Coronavirus handeln könnte.

Quelle: ntv.de, awi

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