Ratgeber

Nahrungsergänzung im Öko-Test Drei Vitamin-B-12-Präparate durchgefallen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Nehmen? Messen!

Nehmen? Messen!

(Foto: imago images / Panthermedia)

Müde, antriebslos, überreizt? Man kennt das. Der Zustand könnte an einem Vitamin-B12-Mangel liegen. Warum also nicht die Abkürzung nehmen und via Pille den Bedarf decken? Weil nicht alle Präparate etwas taugen, wie Öko-Test meint.

Vitamine sind Mikro-Nährstoffe, die für den Körper unverzichtbar sind. Und tatsächlich, der Begriff Vita kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Leben. Darüber, ob eine zusätzliche Zufuhr der verschiedenen Stoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln nötig ist, streiten sich allerdings die Gelehrten. Der gemeine Hausarzt kommt meistens zu der Überzeugung, dass der gesunde Mensch durch eine ausgewogene Ernährung genug davon zuführt und eine zusätzliche Ergänzung nur dem Hersteller guttut.

Gerne auch Vitamin B12. Das soll für den nötigen Drive im Leben sorgen und gegen Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Gereiztheit helfen. Da aber immer mehr Menschen ihren Fleischkonsum reduzieren oder sich pflanzenbasiert ernähren, boomt der Markt für Vitamin-B12-Präparate. Denn Cobalamin, so der wissenschaftliche Name, steckt fast nur in tierischen Lebensmitteln. Da aber der Körper bis auf wenige Ausnahmen Vitamine nicht selbst bilden kann, ist er auch bei B12 auf die Zufuhr durch die Nahrung angewiesen. Heißt: Wer vegan oder streng vegetarisch lebt, muss auf anderen Wegen an Vitamin B12 kommen, das maßgeblich an der Blutbildung, Zellteilung und Nervenfunktion beteiligt ist. Ein Mangel kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Nervenschäden nach sich ziehen, die im schlimmsten Fall irreversibel sind.

Wenn denn tatsächlich ein Mangel vorliegt. Ob das tatsächlich der Fall ist, kann nur eine Messung der entsprechenden Blutwerte zeigen. Aber da eine derartige Untersuchung keine Kassenleistung ist, bleibt eine Untersuchung meist aus und die Präparate werden einfach auf Verdacht eingeworfen.

In der Regel keine Substitution notwendig

Öko-Test wollte wissen, was gängige Vitamin-B12-Präparate taugen und hat 29 von ihnen untersucht. Darunter 3 rezeptfreie sowie apothekenpflichtige und ein frei verkäufliches traditionelles Arzneimittel (Vitasprint). Bei einem weiteren Produkt - den "Vitamin B12 Loges 1000 µg Kapseln" - handelt es sich um ein Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke.

Tenor der Untersuchung? Wer gesund ist und tierische Lebensmittel zu sich nimmt, braucht keine B12-Präparate. Weder gegen "Müdigkeit und Erschöpfung", wie etliche Anbieter suggerieren, noch "um Energie und Leistungsfähigkeit im Alltag" sicherzustellen. Dagegen ist die Wirksamkeit der drei apothekenpflichtigen Arzneimittel "B12-Asmedic Tropfen", "Vitamin B12-Ratiopharm 10 µg, Tabletten" (beide "sehr gut") und "B12 Ankermann 1000 µg, Tabletten" ("gut") sowie der Vitamin-B12-Kapseln von Loges ("sehr gut") ausreichend belegt. Sie werden bei einem Vitamin-B12-Mangel eingesetzt oder um diesem vorzubeugen.

Als einziges B12-Nahrungsergänzungsmittel wurden die "Vitalis Vitamin B12 Ampullen, Himbeere" von Aldi Süd für 0,48 Euro pro höchster empfohlener Tagesdosis von 17,5 µg (0,48 Euro) mit "sehr gut" befunden. Denn die meisten anderen Nahrungsergänzungsmittel im Test enthalten mehr als 25 Mikrogramm (µg) Vitamin B12 pro empfohlener Tagesdosis. Sie sind damit aus Sicht der Tester, die sich an den Höchstmengenvorschlägen des Bundesinstituts für Risikobewertung orientiert haben, teils extrem überdosiert. Viele der Nahrungsergänzungsmittel werden denn auch nur mit "befriedigend" oder "ausreichend" bewertet.

Zweimal "mangelhaft", einmal "ungenügend"

Mehr zum Thema

In drei Nahrungsergänzungen – darunter die beiden mit "mangelhaft" bewerteten - "Doc Morris Vitamin B12 Minitabletten" und "Vitamaze Vitamin B12 Tropfen" weichen die im Labor gemessenen B12-Gehalte zu stark von den deklarierten ab. Tatsächlich enthalten beide Präparate 150 µg beziehungsweise 500 µg an Vitamin B12. Das sind 20 beziehungsweise 50 Prozent mehr als angegeben.

Testverlierer sind aber die mit "ungenügend" abgestraften und mit 2,60 Euro pro höchster empfohlener Tagesdosis teuren "Vitasprint B12 Trinkfläschchen" des Herstellers GlaxoSmithKline. Die Wirksamkeit des als traditionelles Arzneimittel zugelassenen Produktes ist für das deklarierte Anwendungsgebiet "traditionell angewendet zur Besserung des Allgemeinbefindens" aus Sicht von Öko-Test nicht ausreichend belegt. Dafür wurden ganze vier Noten abgezogen. Außerdem zwei Noten dafür, dass sich auf der Verpackung und dem Beipackzettel der Vitasprint-B12-Trinkfläschchen kein Hinweis findet, dass es bei veganem oder streng vegetarischem Ernährungsstil zu einem B12-Mangel kommen kann.

(Dieser Artikel wurde am Freitag, 27. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, awi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen