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Mecklenburg-Vorpommern Vogelgrippe weitet sich auch in MV aus

Mehr als 500.000 Nutztiere mussten bundesweit wegen der Vogelgrippe bereits getötet werden. Zahlreiche Kraniche starben aufgrund des Virus. Es herrscht Alarmstimmung bei Haltern und Naturschützern.

Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern ist die Vogelgrippe weiter auf dem Vormarsch. Einige Landkreise meldeten weitere Verdachtsfälle und appellierten an Geflügelhalter, die Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Der Schaden kann noch nicht beziffert werden. Am Mittwoch dürfte die Vogelgrippe auch eine zentrale Rolle bei einer Mitgliederversammlung des Geflügelwirtschaftsverbandes MV in Güstrow spielen. 

Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus sprach sich angesichts der hohen Tierverluste infolge der Vogelgrippe für Geflügelimpfungen aus. "Der Impfstoff wird bei uns in Deutschland hergestellt und in Frankreich auch schon erfolgreich im Kampf gegen die Tierseuche eingesetzt", sagte der SPD-Politiker in Schwerin. 

Er habe daher vorgeschlagen, dass sich die von Bund und Ländern eingesetzte Arbeitsgruppe zügig mit einem möglichen Einsatz des Impfstoffes befasse. Denkbar seien sogenannte Ringimpfungen in Geflügelhaltungen im unmittelbaren Umkreis von Ausbruchsherden der Vogelgrippe. Damit könne die vorsorgliche Tötung ganzer Geflügelbestände deutlich eingeschränkt werden, zeigte sich Backhaus überzeugt.

Weitere Verdachtsfälle in Landkreisen 

Der Landkreis Nordwestmecklenburg meldete indes nach bereits vier bestätigten Fällen von Geflügelpest bei Wildvögeln am vergangenen Wochenende 15 weitere Totfunde. Derzeit würden diese Verdachtsfälle geprüft. Es handele sich bei den verendeten Wildvögeln fast ausschließlich um Kraniche. "Wir warnen dringend davor, aufgefundene Tiere anzufassen", sagte Landrat Tino Schomann (CDU), der gleichzeitig darum bat, Totfunde zu melden. An die Geflügelhalter appellierte er eindringlich, ihre Vögel von Wildvögeln zu separieren. 

Amtstierarzt Philipp Aldinger verwies darauf, dass erkrankte Kraniche durch die Infektion sehr geschwächt seien. Sie ließen sich auch auf Grundstücken nieder, wo sie verendeten oder versuchten, weiterzufliegen. Die Infektion könne zu Gehirnhautentzündung führen, wodurch die Tiere unkoordinierte Bewegungen tätigten, taumelten und den Kopf verdrehten. "Das sieht natürlich dramatisch aus. So hart es klingt, aber: Die Natur nimmt da ihren Lauf. Den Tieren kann medizinisch nicht geholfen werden", sagte Aldinger.

Weiterhin hoher Virusdruck durch Zugvögel 

Nach Angaben des bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Instituts hat die Geflügelpest-Welle unter Wildvögeln in diesem Jahr früher eingesetzt als in früheren Jahren und vor allem Kraniche erfasst. Da der Vogelzug weiterhin in vollem Gange ist und der Virusdruck durch infizierte Zugvögel hoch bleibt, rechnen die Fachleute damit, dass das Virus weiterhin auch auf kommerzielle Geflügelhaltungen überspringen kann. 

Seit Anfang September seien schon mehr als 30 Ausbrüche in solchen Betrieben registriert worden, heiß es. Wie das Loeffler-Institut weiter mitteilte, wurden in den betroffenen Haltungen schon mehr als 500.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten vorsorglich getötet und entsorgt, um Infektionsquellen zu beseitigen. Besonders stark betroffen waren bislang Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen.

Die gemeinnützige Gesellschaft Kranichschutz Deutschland äußerte sich besorgt über die Auswirkungen der Vogelgrippe-Welle auf die Kraniche. Die Vögel ziehen derzeit zu Zehntausenden über Norddeutschland und Mecklenburg-Vorpommern ins Winterlager gen Süden. 

Zahlreiche Tiere seien bereits tot aufgefunden worden, sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft Günter Nowald der Deutschen Presse-Agentur. "Das, was wir jetzt leider beobachten, ist sehr dynamisch und vor allen Dingen auch sehr dramatisch. Wir haben Zahlen, die ganz, ganz schnell immer weiter anwachsen."

Institut listet über 30 Ausbrüche auf 

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) registrierte in der aktuellen Vogelgrippe-Welle seit Anfang September bundesweit bereits über 31 Ausbrüche in Geflügelhaltungen sowie 131 Fälle von Geflügelpest bei Wildvögeln. 

Bei den gehaltenen Vögeln verteilen sich die bisher bestätigten Ausbrüche auf Niedersachsen (9 Ausbrüche), Mecklenburg-Vorpommern (6), Brandenburg (5), Thüringen (4), Schleswig-Holstein (3), Nordrhein-Westfalen (2) sowie Baden-Württemberg und Bayern (jeweils 1). 

Bei den Wildvögeln sind den Angaben zufolge in Brandenburg bisher 34 Fälle registriert worden, in Thüringen 22, in Niedersachsen 20, in Mecklenburg-Vorpommern 19, in Sachsen-Anhalt 14, in Bayern 7, in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt jeweils 5, 4 in Rheinland-Pfalz und Hessen, 3 in Hamburg und Schleswig-Holstein, 2 in Berlin und einer im Saarland.

Quelle: dpa

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