Thüringen Ehefrau in Straßenbahn angezündet – reumütiges Geständnis
23.10.2025, 12:49 Uhr
Mit Benzin übergossen und angezündet: Vor Gericht schildern Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Hintergründe der Tat, die eine Frau lebensgefährlich verletzte. Angeklagt ist der Ehemann.
Gera (dpa/th) - Grauenvolles Ende einer langjährigen Ehe: Innerhalb weniger Sekunden wird im Frühjahr eine Frau in einer Straßenbahn im ostthüringischen Gera mit Benzin übergossen und angezündet. Vor Gericht bekennt sich ihr angeklagter Ehemann nun über seinen Anwalt zu der furchtbaren Tat. Er empfinde tiefe Reue darüber, dass er seiner Frau schweres Leid zugefügt habe, erklärte Verteidiger Andreas Boine für seinen Mandanten zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Gera. Im Gefängnis habe sich der Angeklagte selbst mit heißem Wasser übergossen, um ähnliche Schmerzen zu erleiden.
Der Georgier sitzt unter anderem wegen versuchten Mordes auf der Anklagebank. Er habe das Zerbrechen seiner 30-jährigen Ehe nicht akzeptieren können und sei in einer tiefen Lebenskrise gewesen, die er nicht habe bewältigen können, so die Verteidigung. Seine Familie mit den drei gemeinsamen Kindern sei für den 46-Jährigen maßgeblicher Lebensinhalt gewesen.
"Ohne sie wollte er nicht weiterleben"
Staatsanwalt Marc Prehler sprach von diversen Gewalthandlungen in der Ehe - gegenüber der Frau und auch den Kindern. Die Frau sei zu Jahresbeginn nach einem Eifersuchtsanfall ihres Mannes zu ihrer erwachsenen Tochter gezogen. Da er ohne sie nicht weiterleben wollte und diese kein selbstbestimmtes Leben führen sollte, habe der Angeklagte sich und seine Frau töten wollen, sagte Prehler.
Am 16. März dieses Jahres bestieg der Mann daher laut der Anklage mit einer Flasche Benzin die Straßenbahn, mit der seine Frau immer zur Arbeit fuhr. Er habe gewusst, dass sie dort nicht fliehen konnte. Innerhalb weniger Sekunden habe er das Benzin der ahnungslosen Frau ins Gesicht geschüttet und sie angezündet.
"Wie ein Feuerball durch Straßenbahn gerannt"
Die Frau sei daraufhin um Hilfe schreiend und vor Schmerzen stöhnend "wie ein Feuerball", durch die Straßenbahn nach vorn gerannt, während der Angeklagte zugeschaut und nichts getan habe, so der Staatsanwalt. Der 46-Jährige sei dann geflüchtet und habe versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Nach dem misslungenen Versuch stellte er sich einen Tag nach der Tat bei der Polizei.
Die Frau wurde lebensgefährlich verletzt. Sie erlitt nach Angaben des Staatsanwaltes Verbrennungen dritten Grades und musste in ein künstliches Koma versetzt werden. Der Angeklagte habe versucht, einen Menschen zu töten - aus niedrigen Beweggründen und aus Heimtücke, sagte der Staatsanwalt. Er habe "grausam" gehandelt.
Für den Prozess sind vorerst Termine bis zum 4. Dezember anberaumt.
Quelle: dpa