Thüringen Kaum problematische Gedenkstatuen in Thüringer Städten
20.09.2025, 14:03 Uhr
Die Kosten für den Erhalt der geschichtsträchtigen Skulpturen in den Kommunen ist übersichtlich - neue Denkmal-Statuen sind fast nirgends geplant.
Erfurt/Suhl/Eisenach/Gera (dpa/th) - Nachdem vor allem kurz nach der Wiedervereinigung Statuen und Denkmäler in großem Stil abgebaut wurden, ist es auf diesem Gebiet in Thüringen ruhig geworden. Allenfalls in Einzelfällen mussten in jüngerer Zeit Statuen berühmter Persönlichkeiten an einen anderen Ort weichen.
Ganz grundsätzlich scheinen Denkmal-Statuen nicht mehr im Trend zu liegen. Ob in Erfurt, Jena, Weimar, Suhl, Eisenach oder Sonneberg - in keiner der befragten Städte ist auf absehbare Zeit eine Neuanschaffung geplant. Allerdings ist der Grund nicht immer fehlendes Interesse: So habe etwa die Stadt Erfurt aktuell keinen Ankaufsetat und könne aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel aktuell keine Aufträge vergeben oder Wettbewerbe ausschreiben, so eine Sprecherin der Stadt.
Von Zeiss bis Darwin
Wie das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege erläutert, lag das Aufstellen von Denkmalen vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert im Trend, viele der aktuellen Gedenkorte im Freistaat stammten aus dieser Zeit.
Nur in Gera plant der städtische Kulturbund einem Sprecher der Stadt zufolge ein neues Denkmal für Heinrich Posthumus (1572-1635), ein Adeliger aus der Familie der Reußen, dessen Denkmal 1958 von der DDR-Führung entfernt worden war. Die jüngste Neuaufstellung eines Denkmals meldet die Stadt Jena - dort wurde 2017 Carl Zeiss, der Gründer des gleichnamigen Optik-Unternehmens, geehrt. In Gera soll eine Statue zu Ehren von Charles Darwin aus dem Jahr 1986 in den kommenden Monaten im Tierpark wieder aufgestellt werden.
Uni-Gründer wird beklebt
Für die Kommunen sind die stillen Gedenkobjekte in der Regel keine große Belastung, da in allen befragten Kommunen nur wenig Vandalismus zu verzeichnen ist und allenfalls in die regelmäßige Reinigung investiert werden muss. Einzig in Jena werden in diesem Bereich Vorkommnisse gemeldet: Seit der Wiedervereinigung gebe es hier den studentischen Brauch, den "Hanfried" am Markt mit Kränzen und Aufklebern zu versehen. Deren Entfernung schlage jedes Jahr mit etwa 1.300 Euro zu Buche, so eine Sprecherin. Beim "Hanfried" handelt es sich um eine Bronzefigur, die an Johann Friedrich I. von Sachsen erinnert, der die städtische Universität gründete.
Lenin-Denkmal umstritten
Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung als problematisch oder unpassend empfundene Figuren gibt es den Kommunen zufolge nur noch in wenigen Ausnahmefällen. So gebe es etwa um der Erhalt der 1975 aufgestellten Lenin-Statue im Hofgut Gera immer wieder Diskussionen, erklärte eine Sprecherin der Stadt. Ähnliches gelte für das Ernst-Thälmann-Denkmal am Weimarer Buchenwaldplatz, hieß es. Aktuell seien aber in beiden Fällen keine weiteren Schritte geplant.
DDR-Skulpturen teils entsorgt
Gerade Kunstwerke aus der DDR-Zeit seien häufig bereits vor Jahren abgebaut worden, hieß es übereinstimmend. Viele der Skulpturen lagerten derzeit in den Museen der Städte oder wurden seinerzeit entsorgt - wie etwa eine Fahnenmastgruppe zu Ehren von Wilhelm Pieck in Jena, die 2001 abgerissen und verschrottet worden war. Die ehemals in Weimar aufgestellten Bronze-Büsten von Lenin und Wilhelm Pieck würden im Stadtmuseum aufbewahrt, hieß es.
Einen genauen Überblick, wie viele Gedenkstatuen und -skulpturen es in Thüringen gibt, existiert laut Landesdenkmalamt nicht - zumal auch nicht jede davon unter den Denkmalschutz und somit in die Zuständigkeit des Amts falle, hieß es. Auch welche der Thüringer Statuen am ältesten ist, sei nicht bekannt. Wichtig seien die vielen Statuen und Denkmäler dennoch, heißt es vom Landesamt für Denkmalpflege: Stauen seien nicht nur platz- und ortsprägend, sondern auch ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur und des kulturellen Gedächtnisses. Daher seien sie nach wie vor von enormer Bedeutung für die kulturelle Bildung unserer Gesellschaft.
Quelle: dpa