31 Russen unter Verdacht Biathlon droht Flut von Dopingfällen
15.12.2016, 16:22 Uhr
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"Völligen Blödsinn" nennt Russland den McLaren-Report über russisches Staatsdoping. Ob sich der Biathlon-Weltverband diesem Urteil anschließt? Ihm liegt eine Liste mit dopingverdächtigen Russen vor. Darauf verzeichnet: 31 Namen, auch von aktiven Athleten.
Im russischen Doping-Skandal rückt Biathlon in den Fokus. Nach Veröffentlichung des McLaren-Reports hat der Weltverband IBU eine Liste mit insgesamt 31 dopingverdächtigen Russen erhalten, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) zusammengestellt wurde. Das bestätigte IBU-Präsident Anders Besseberg der norwegischen Zeitung "Verdens Gang". Unter den aufgelisteten Namen seien auch Sportler, die noch aktiv laufen würden. Einige der Athleten seien schon gesperrt, andere hätten ihre Karriere bereits beendet. Hinzu kämen Athletinnen oder Athleten, die bislang noch gar nicht bei internationalen Wettbewerben aufgetaucht seien.

IBU-Präsident Anders Besseberg könnte in den nächsten Wochen als Krisenmanager gefragt sein.
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Die IBU hatte unmittelbar nach der Veröffentlichung des zweiten McLaren-Reports eine fünfköpfige Expertengruppe aus fünf Nationen eingesetzt, um den Bericht und andere Dokumente der Wada im Zusammenhang mit den Enthüllungen über Doping unter russischen Athleten zu prüfen. "Aber das geht nicht über Nacht. Das ist keine einfache Aufgabe", sagte Besseberg. "Das Wichtigste ist, dass wir alles absolut transparent darstellen." Entscheide sich die IBU dafür, Athleten zu sperren, solle das vor der ersten Weltcup-Woche in Oberhof geschehen, sagte Besseberg der Zeitung. Die Wettkämpfe in Oberhof beginnen am 5. Januar mit dem Herren-Sprint. Außerdem könnte die Junioren-WM im Februar und der Weltcup im März aus Russland in andere Länder zu verlegt werden, hieß es.
Lebenslange Sperren für Doper
Der deutsche Damen-Bundestrainer Gerald Hönig begrüßte, dass vorerst keine Namen veröffentlicht werden: "Mit einer Vorverurteilung oder einem Rundumschlag wäre ich ganz vorsichtig. Wir waren auch in der Situation, in der wir mit einem Dopingfall belastet waren und man fühlt sich richtig mies. Ohne Beweise würde ich mich nie auf das wacklige Brett begeben und andere beschuldigen oder Vermutungen äußern." Bei überführten Dopern sprach sich Hönig allerdings für eine lebenslange Sperre aus. "Wer mit reinem Doping erwischt wird, sollte gesperrt und dann auch nicht wieder zurück in den Sport gelassen werden", sagte Hönig beim Biathlon-Weltcup im tschechischen Nove Mesto mit Blick auf die Liste.
Eine Reaktion des russischen Teams gibt es noch nicht. Die Herren werden seit August 2015 vom früheren deutschen Weltklasse-Biathleten Ricco Groß betreut, der erst vor wenigen Wochen die Null-Toleranz-Politik bekräftigt hatte. "Wir haben klar vereinbart, dass jeder fliegt, der betrügt. Selbst der Versuch würde reichen", sagte Groß Anfang November in einem Interview mit der "Funke Mediengruppe". Seine Athleten um Staffel-Olympiasieger Anton Schipulin hätten ihm versprochen, sich daran zu halten: "Ich hoffe, dass ich mich darauf verlassen kann, aber ich vertraue ihnen."
"Kein staatlich gestütztes Doping-System"
Um für mehr Transparenz zu sorgen, hatte Groß die meisten Trainingseinheiten nach Deutschland und Mitteleuropa gelegt. "Ich möchte ein Zeichen setzen. Ich will zeigen, dass wir offen sind für Trainingskontrollen und uns nicht in Russland verstecken. Wir wollen jederzeit für die Doping-Kontrolleure erreichbar sein." Trotz der von Wada-Chefermittler Richard McLaren zusammengetragenen Indizien und Beweisen weisen die Russen derweil weiter alle Dopingvorwürfe von sich. Ministerpräsident Dmitri Medwedew bezeichnete die Anschuldigung, der Staat und seine Behörden hätten an der Vertuschung entscheidend mitgewirkt, als "völligen Blödsinn".
Es habe in Russland "selbstverständlich kein staatlich gestütztes Doping-System gegeben", dieses "gibt es nicht und kann es nicht geben", sagte er in einem Interview mit russischen Fernsehsendern. Die IBU-Liste könnte das Gegenteil beweisen.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa