Neue "Silberfeinde"? Duell Bottas gegen Hamilton elektrisiert
22.02.2017, 18:31 Uhr
Das Duell der neuen Mercedes-Teamkollegen Hamilton (l.) und Bottas wird mit Spannung erwartet.
(Foto: dpa)
Mit dem Finnen Valtteri Bottas hat sich Mercedes bewusst wieder einen Piloten ins Formel-1-Team geholt, der mit Lewis Hamilton auf Augenhöhe fahren kann. Neben viel sportlicher Spannung birgt, wie sollte es anders sein, auch diese Konstellation Zündstoff.
Der neue Silberpfeil war noch nicht enthüllt, die ersten Tests noch längst nicht absolviert. Doch Lewis Hamilton musste mal etwas klarstellen. "Es gibt keinerlei Probleme in meinem Team", schrieb der Engländer bei Twitter, "und es gibt keinerlei Probleme mit Valtteri Bottas." Die Formel 1 wartet mit Spannung auf die Präsentation des neuen Mercedes-Boliden, am Donnerstag in Silverstone erblickt der W08 das Licht der Welt - mindestens ebenso interessiert wird allerdings die neue Fahrerpaarung des Weltmeister-Rennstalls analysiert: Lewis Hamilton und Valtteri Bottas.
Wird dieses Duo funktionieren? Seit Wochen liegt daher jedes Wort der Konkurrenten auf der Goldwaage. So hatte Hamilton den Datenaustausch innerhalb eines Formel-1-Teams zuletzt als "unfair" bezeichnet. "Ich gehe auf die Strecke, mache meine Hausaufgaben, und der andere kann alles sehen." So könnten die Piloten sich gegenseitig "kopieren", Hamilton gefalle dies nicht. Für einige Fachmedien war dies eine frühe Attacke im anstehenden WM-Duell mit Bottas, dem Nachfolger von Weltmeister Nico Rosberg, und zudem ein Signal an sein Team. Die Geschichte machte sich selbständig, Hamilton sah sich zur Richtigstellung veranlasst.
"Ich habe mein Team in keinster Weise angegriffen", schrieb er also bei Twitter, "es ging einzig um den Sport im Allgemeinen". Letztlich war das eine Kleinigkeit. Doch sie zeigte, was auf Mercedes und auch auf die Piloten zukommt: Seit Jahren wurde die Öffentlichkeit "verwöhnt" mit Geschichten über die Rivalität zwischen Hamilton und Rosberg. Diese drehbuchreife Story von den Jugendkumpels, die zu erbitterten Teamrivalen wurden, war oft das einzige, was in der von Mercedes klar dominierten Königsklasse des Motorsports etwas Spannung versprach.
Team-Konstellation unter Beobachtung
Die Beziehung zwischen den neuen Teamrivalen wird daher nun sehr genau beobachtet und bewertet. Hamilton und Rosberg, das funktionierte in der Vergangenheit sportlich allerdings ziemlich gut, trotz offensichtlicher Brüche. Denn die Rollen waren klar verteilt. Hamilton, oft provokant und ohne große Rücksicht, war häufig der Brandbeschleuniger. Rosberg bemühte sich zumindest öffentlich meist eher darum, Konflikte klein zu halten.
Diese Balance war auch bei der Wahl von Rosbergs Nachfolger wohl bedeutend. "Nico hatte eine bestimmte Rolle innerhalb des Teams", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, "und Valtteri kann diese ziemlich gut ausfüllen". Auch Hamilton und Bottas seien "zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten." Es sei wichtig, dass der neue Pilot "in Nicos Fußstapfen" treten könne. Auch dieser Wunsch war vermutlich ein Grund dafür, dass das Mercedes-Talent Pascal Wehrlein in dieser Saison für Sauber fahren wird - und eben nicht Rosbergs Nachfolge antrat. Denn Wehrlein, 22, wirkt öffentlich stets kontrolliert, tatsächlich ist er aber viel mehr Heißsporn, als Rosberg es war.
"Lewis und Pascal, das wäre eine explosive Mischung", das hatte Wolff schon Wochen vor der Entscheidung für Bottas eingeräumt. Mit der Auto-Präsentation am Donnerstag und den ersten Tests in der kommenden Woche beginnt nun also die heiße Phase vor dem Saisonstart am 26. März in Melbourne. Bottas wird schnell zeigen müssen, welche Rolle er im Mercedes-Kosmos spielen kann. "Ich bin nicht hier, um Zweiter zu werden", sagte er zuletzt dem Bezahlsender Sky: "Es ist möglich, Lewis zu schlagen. Nico Rosberg hat gezeigt, dass es geht."
Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid