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Stephen Curry dominiert NBA-Finals Ein Schmachtlappen nervt den Auserwählten

Superstar LeBron James spielt überragende Finals in der NBA, aber Stephen Curry hat bislang immer eine Antwort.

Superstar LeBron James spielt überragende Finals in der NBA, aber Stephen Curry hat bislang immer eine Antwort.

(Foto: AP)

Klein, dünn, schüchtern - Stephen Curry könnte der Prototyp des Durchschnitts sein. Ist er aber nicht. Denn niemand bewegt den Ball so virtuos und so unorthodox durch des Gegners Reihen wie Curry. Selbst der beste Basketballer der Geschichte ist dagegen machtlos.

LeBron James legt mal kurz alle Bescheidenheit ab und stellt eines klar: "Ich bin der beste Spieler der Welt." Der 30-Jährige sagt das nicht einfach so daher. Nein, natürlich nicht. Er hat diesen kurzen, aber keine Zweifel zulassenden Satz zuvor mit beeindruckenden Fakten untermauert: 40 Punkte, 14 Rebounds, 11 Assists. Es gibt nur wenige Spieler auf der Welt, die diese Zahlen in der besten Basketball-Liga der Welt jemals erreichen. LeBron James legt sie regelmäßig auf. In Spiel fünf der NBA-Finalserie zwischen seinen Cleveland Cavaliers und den Golden State Warriors gibt er zum Gott weiß wievielten Mal eine Bewerbung dafür ab, irgendwann als der beste Basketballer aller Zeiten zu gelten. Alles wäre so schön einfach, gäbe es da nicht einen ziemlich nervigen "Schmachtlappen".

Ein schmächtiger Typ, aber ein überragender Basketballer: Stephen Curry.

Ein schmächtiger Typ, aber ein überragender Basketballer: Stephen Curry.

(Foto: USA Today Sports)

Dieser Schmachtlappen heißt Stephen Curry. Curry ist 1,91 Meter groß, nicht besonders kräftig. Er hat kurze Haare, trägt ein bisschen Bart, ist verheiratet und hat eine Tochter. Der 27-Jährige ist auf den ersten Blick nichts anderes als der Prototyp des Durchschnitts - oder vielleicht noch nicht einmal das. Noch im Teenager-Alter wurde er bei Auswärtsspielen seines Teams angepöbelt, was denn sein so bekannter Vater, der ehemalige NBA-Profi Dell Curry, so zahle, damit er, dieser schmächtige Stephen, in der Schulmannschaft spielen dürfe. Curry antwortete nicht - vorerst. Er machte einfach weiter. Ging seinen Weg. Den Weg, der ihn im Mai dieses Jahres zum wertvollsten Spieler der NBA (MVP) werden ließ. Und zur aktuell größten Plage von Superstar LeBron James.

Mach was du willst, Curry macht es besser

Denn der kann derzeit machen, was er will. Punkten, rebounden, Pässe verteilen, Schüsse blocken - was immer der "Auserwählte", so sein Spitzname, auch macht, Curry macht es besser. So auch in der Nacht zu Montag, in Spiel fünf der Finalserie. James feuert alles raus, was sein basketballerisches Repertoire hergibt, doch der hagere Warriors Spielmacher kontert ein ums andere Mal, trifft seine ultraschnellen Präzisionswürfe aus wirklich allen noch so verrückten Lagen - die Kalifornier gewinnen 104:91, führen in der "best-of-seven"-Serie mit 3:2, haben nun Matchball. Doch trotz dieser feinen Aussichten bleibt die Nummer 30 aus Golden State bescheiden: "Es hat Spaß gemacht."

Was tun gegen Warrior Curry? LeBron James hat derzeit keine Antwort.

Was tun gegen Warrior Curry? LeBron James hat derzeit keine Antwort.

(Foto: AP)

Spaß gemacht - wie banal das klingt. Wie eine Runde Achterbahnfahren. Und genauso muss es James und seinen Cavaliers derzeit vorkommen, wenn Curry den Ball mit einer selbstsicheren Leichtigkeit hochnimmt und schneller schießt als der berühmte Comic-Cowboy Luke. "Man muss einfach den Hut vor dem besten Schützen der Liga ziehen", erklärte James dann auch ziemlich machtlos. Und wie einfach seinem großen Gegner das Spiel derzeit von der Hand geht, hat Warriors-Coach Steve Kerr vor ein paar Wochen noch beschrieben: "Er liebt die Freiheit und sagt sich: Alles klar, ich haue mal ein paar Dinger raus. Er ist so gut darin."

Seit 2009 ist Curry in der NBA. Und in seinem sechsten Jahr spielt er die Saison seines Lebens. Er trifft und trifft und trifft, vor allem von der Dreierlinie, er zieht dynamisch zum Korb und legt spektakuläre Assists auf. Curry gibt den Ball gerne hinter dem Rücken weiter oder ohne Blickkontakt, als "No-Look-Pass". Die Fernsehreporter feiern ihn angesichts seiner überragenden Ballbehandlung als "Magier". Die Fans haben ihren Spaß - und die Warriors Erfolg. Zum ersten Mal seit 40 Jahren steht das Team aus Oakland wieder im Finale.

Wie ein Schiffsmotor

Daran und an dieser Entwicklung des Aufbauspielers hat Coach Kerr einen großen Anteil. Während der mittlerweile 27 Jahre alte Point Guard in den ersten Jahren nach seinem Wechsel vom College in die Profi-Liga vor allem seinen Distanzwurf zum vielleicht gefährlichsten der NBA-Historie machte, hob er sein Spiel in dieser Saison dank des neuen Trainers auf ein titelreifes Niveau. Kerr selbst war ein technisch richtig guter Spieler und ein sehr sicherer Schütze. Vermutlich genau deshalb versteht er das Spiel von Curry so gut. Vermutlich genau deshalb mag er Curry so gerne. Vermutlich genau deshalb konnte er ihn noch ein bisschen besser machen.

Einer, der das Talent des jungen Curry noch viel früher erkannte, war ausgerechnet LeBron James: "Er ist wie ein Motor, der ein ganzes Schiff antreiben kann. Viele wissen gar nicht wie großartig er ist", sagte der "Auserwählte" über den Warrior nach dessen Wahl zum MVP. Er outete sich als Fan jenes Mannes, mit dem ihm nur eines verbindet: Beide wurden im Akron General Hospital geboren. 1984 erblickte LeBron James in der Klinik das Licht der Welt, etwas mehr als drei Jahre später wurde Stephen Curry dort geboren.

Schon 2008, als Curry noch am College aktiv war, besuchte der Cavaliers-Star die Spiele des damals 19-Jährigen. Er studierte sein Spiel, ahnte nicht, dass sie sich sieben Jahre später als die beiden großen Rivalen im Kampf um den Championchip-Ring der NBA duellieren würden. Dort jedoch ist keine Zeit mehr für Bewunderung und Komplimente, hier zählen nur die Fakten und die hat James trotz eines 2:3-Rückstandes in der Serie noch einmal unmissverständlich betont: "Ich bin der beste Spieler der Welt." Und für den Besten zählt nur der Titel. Es könnte alles so einfach sein, wäre da nur nicht dieser Schmachtlappen.

Quelle: ntv.de

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