Sport

Der "Ausputzer" verneigt sich Eine Ode an die grauen Mäuse

Manchmal können "Graue Mäuse" ganz schön attraktiv sein. In der Saison 1983/84 mischte Bayer Uerdingen die Liga auf und die Fans hatten ihren Spaß mit dem Underdog-Image.

Manchmal können "Graue Mäuse" ganz schön attraktiv sein. In der Saison 1983/84 mischte Bayer Uerdingen die Liga auf und die Fans hatten ihren Spaß mit dem Underdog-Image.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Bundesliga ist ein Spiegelbild unserer Leistungsgesellschaft. Es geht um Erfolg oder das nackte Überleben. Für das Mittelmaß interessiert sich niemand. Dabei klopft am Ende der Saison fast die halbe Liga flehend an die Niemandsland-Pforten.

Meisterschaft, Champions League, Europa League und Abstiegskampf: Pünktlich zum Ende der Saison geht es wieder ans Eingemachte. Und wie in jedem Jahr um diese Zeit wird auch dementsprechend berichtet. Wer darf sich - wie die Münchner - im nächsten Jahr mit Kalibern der Marke Barcelona, Madrid und Chelsea messen? Wer darf Europa League-Tickets buchen? Und wer darf sich zwei Stockwerke tiefer über Grundlegendes – nämlich eine weitere Saison in der höchsten deutschen Spielklasse - freuen?

"Der Ausputzer" auf n-tv.de

Das Fußballwochenende ist passé, alles ist geschrieben und gesagt. Wirklich alles? Natürlich nicht. Mit unserer Kolumne "Der Ausputzer" kehren wir auf n-tv.de dienstags, was aufzukehren ist. Unsere Autoren sind: Christian Bartlau, Kai Butterweck, Anja Kleinelanghorst und Ingo Scheel. Nach dem Spiel ist schließlich vor dem Spiel.

In drei Wochen ist die Nation schlauer. Dann wird sich zeigen, ob die erzwungenen Last-Minute-Treffer von Hamburgs Gojko Kacar und Gladbachs Ibrahima Traoré in die vereinsinternen Geschichtsbücher eingehen werden. Dann werden wir wissen, ob man in Gelsenkirchen einen Kevin-Prince Boateng doch noch auf Händen tragen wird. Und man wird auch erfahren, was das derzeitige Aufbäumen des SC Paderborn wert war. Über all das wird intensiv berichtet werden; denn die Bundesliga ist ein Geschäft. Es geht um Millionen. Jedes erzielte oder verhinderte Tor kann die Lebensqualität einer ganzen Region nachhaltig beeinflussen. Existenzen stehen auf dem Spiel. Der Druck ist enorm.

Klar, dass die Kameras dorthin schwenken, wo es um viel geht. Was auf den ersten Blick nur zu verständlich erscheint, sorgt jedoch bei Anhängern von Vereinen wie Mainz 05, dem 1. FC Köln oder auch Eintracht Frankfurt für Frust und Tristesse. Die müssen nämlich jeden Montag mit der Lupe in den Kiosk um die Ecke marschieren. Große Schlagzeilen und seitenlange Berichte über erbrachte Leistungen der Untertanen von Thomas Schaaf, Peter Stöger und Martin Schmidt sind nämlich rar gesät.

Niemand interessiert sich für die grauen Mäuse der Liga! Das ist traurig, denn seien wir doch mal ehrlich: Wie viele Club-Obrige würden dieser Tage wohl nicht sofort Haus und Hof für einen Tabellenplatz im Niemandsland der Liga verkaufen? Herr Dutt? Herr Preetz? Herr Beiersdorfer? Der Wunsch nach unbeschwerten Samstagnachmittagen dürfte bei diesen Herren wohl mindestens genauso groß sein, wie der eines unter Histamin-Unverträglichkeit leidenden Kleinkindes nach Schokolade. Bestimmt würden sich auch mal ein Rudi Völler oder ein Clemens Tönnies über ein paar druckbefreite Wochen freuen. So ein permanentes Leben auf der Überholspur kann auf Dauer doch nicht gesund sein.

Die Nische zwischen Licht und Schatten ist erstrebenswerter, als den meisten Verantwortlichen bewusst ist. Hier ist es sicher. Hier weht kein böiger Wind. Hier klopft weder das schaurig schlotternde Abstiegsgespenst an die Pforte, noch fletscht das nimmersatte Wir-müssen-mehr-erreichen-Monster gierig mit den Zähnen. Warum aber huldigt das niemand? Warum wird eine Tabellenregion mit Nichtbeachtung bestraft, in der sich die halbe Liga zum Ende Saison nur allzu gerne breitmachen würde? Daran sollte sich in Zukunft etwas ändern. Der "Ausputzer" macht hier und heute den Anfang, und bricht eine Lanze für die Unsichtbaren. Ein Hoch auf das Niemandsland!

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen