Sport

Tennisstar in China verschleppt? Fotos von vermisster Peng Shuai aufgetaucht

Peng war 2014 die Nummer 14 der Welt im Einzel, im Doppel führte sie die Rangliste an. Das Bild zeigt sie bei einem Turnier im Jahr 2019.

Peng war 2014 die Nummer 14 der Welt im Einzel, im Doppel führte sie die Rangliste an. Das Bild zeigt sie bei einem Turnier im Jahr 2019.

(Foto: imago images/Xinhua)

Chinesische Medien verbreiten Fotos, die zeigen sollen, dass es der vermissten Tennis-Spielerin Peng Shuai gut gehe. Doch die Zweifel sind groß. Nicht nur, weil die Bilder undatiert sind und nicht von Peng selbst geteilt werden. Ein Experte vermutet sogar ein "Drehbuch".

Im "Fall Peng Shuai" haben im Internet aufgetauchte Fotos von der chinesischen Tennis-Spielerin die Verwirrung um die Lage der aus der Öffentlichkeit verschwundenen Ex-Weltranglistenersten im Doppel vergrößert. Auf den bei Twitter von einem als "staatlich gebundenen Medium" gekennzeichneten Konto "shen_shiwei" eingestellten Bildern ist die 35-Jährige in unterschiedlichen Posen demonstrativ zufrieden zu sehen. Eine Zeitung der regierenden Kommunistischen Partei zufolge soll Peng zeitnah in der Öffentlichkeit auftreten.

Auf den seit dem späten Freitagabend im Netz kursierenden vier Bildern ohne Datum ist Peng vermeintlich vergnügt zu sehen. Auf einem Foto hat die einstige Top-20-Spielerin vor einer chinesischen Nationalflagge lächelnd und von Plüschtieren und einem Pokal umgeben eine Katze im Arm. Auf einem weiteren Foto posiert Peng vor einer Abbildung der Winnie-Pooh-Bärenfigur, die in China wegen eines häufigen Vergleichs mit Staats- und Parteichef Xi Jinping oft zensiert wird. Eine Anfrage der französischen Nachrichtenagentur AFP zur Authentizität der Abbildungen ließ der Konto-Betreiber unbeantwortet.

In die Aufklärung von Pengs Schicksal nach Missbrauchsvorwürfen gegen einen früheren Spitzenparteifunktionär hatten sich zuletzt nach Aufrufen mehrerer prominenter Tennis-Stars auch höchste Stellen eingeschaltet. Sowohl das Weiße Haus von US-Präsident Joe Biden als auch die Vereinten Nationen forderten Klarheit über den Verbleib der zweifachen Gewinnerin eines WTA-Turniers. Für die Spielerinnen-Vereinigung WTA schloss Direktor Steve Simon ohne überprüfbare Angaben zu Pengs Aufenthaltsort einen Abzug der WTA-Turniere aus China trotz eines drohenden Verlustes von mehreren hundert Millionen Dollar nicht aus: "Dies ist größer als das Geschäft. Frauen müssen respektiert und nicht zensiert werden."

Mehr zum Thema

Peng hatte zu Monatsbeginn in dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo einen sexuellen Missbrauch durch den ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli öffentlich angeprangert. Der Eintrag wurde allerdings ebenso wie zahlreiche Interneteinträge über die Doppel-Spezialistin gelöscht, während von Peng seitdem keine Spur mehr zu finden gewesen ist. An der Echtheit einer am vergangenen Mittwoch von chinesischen Staatsmedien verbreiteten E-Mail mit beruhigenden Worten Pengs bestehen ernsthafte Zweifel. Zugleich wächst auch die Kritik am IOC und dessen deutschem Chef Thomas Bach - in wenigen Wochen beginnen in China die Olympischen Winterspiele. Die "Stille ist inakzeptabel", teilte etwa Global Athlete, ein Zusammenschluss von Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt mit.

Angeblich soll jedoch eine Rückkehr der Spielerin in die Öffentlichkeit bevorstehen. "Sie wird bald öffentlich auftreten", schrieb Kolumnist Hu Xijin von der Parteizeitung "Global Times" bei Twitter, "und an einigen Aktivitäten teilnehmen". Gerald Kleffmann, Tennis-Experte und Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" twitterte dazu jedoch skeptisch, dass "angebliche Lebenszeichen von Peng" nur im Zusammenhang mit "Beschwörungen und Erklärungen staatlich anhängiger Personen" verbreitet werden. Er sieht den angekündigten Auftritt der Vermissten eher als abgekartetes Spiel: "Nur das Drehbuch steht offenbar noch nicht fest."

Quelle: ntv.de, tsi/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen