WTA will Turniere abziehen UN machen China Druck wegen Pengs Verschwinden
19.11.2021, 13:56 Uhr
Peng Shuai wird vermisst.
(Foto: dpa)
Tennis-Profi Peng Shuai ist verschwunden, seitdem sie Missbrauchsvorwürfe gegen einen früheren Vizepremier Chinas veröffentlicht hat. Eine angeblich von ihr stammende Mail verstärkt die Sorge noch. So sehr, dass sich die Vereinten Nationen einmischen.
Der internationale Druck auf China im Zusammenhang mit der verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai wächst. Erstmals meldeten sich die Vereinten Nationen (UN) in diesem Zusammenhang zu Wort. "Es wäre wichtig, Beweise für ihren Aufenthaltsort und ihr Wohlergehen zu haben. Wir würden darauf drängen, dass es eine Untersuchung mit voller Transparenz zu ihren Vorwürfen der sexuellen Nötigung gibt", sagte Liz Throssell, die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros in Genf.
Zuvor hatte Steve Simon, Chef der Spielerinnen-Organisation WTA, nicht ausgeschlossen, aufgrund der weiterhin unklaren Situation um Peng Shuai dem Reich der Mitte WTA-Turniere zu entziehen. "Wir sind definitiv bereit dazu und würden alle Komplikationen, die das mit sich bringt, regeln", sagte der Funktionär in einem CNN-Interview. Schätzungen zufolge könnte die WTA durch eine solche Maßnahme mehrere Hundert Millionen Dollar verlieren. Simon stellte aber klar: "Dies ist größer als das Geschäft. Frauen müssen respektiert und nicht zensiert werden."
Tennis-Stars in großer Sorge
Die Sorgen um die 35 Jahre alte frühere Weltranglistenerste im Doppel sind weltweit groß. Peng Shuai hatte Anfang des Monats in dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo geschrieben, vom ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli sexuell missbraucht worden zu sein. Der Eintrag im Sozialen Medium wurde gelöscht, Peng ist angeblich seit Tagen verschwunden.
Am Mittwoch veröffentlichten chinesische Medien dann eine Mail, die von ihr stammen soll. "Ich werde weder vermisst, noch bin ich nicht sicher. Ich ruhe mich nur daheim aus, alles ist in Ordnung", heißt es darin. Die Echtheit der Nachricht ist nicht geklärt.
Prominente Weggefährten wie Alexander Zverev äußerten sich beunruhigt. "Ich hoffe, sie wird bald gefunden", sagte der Olympiasieger bei den ATP Finals in Turin: "Wir sprechen hier nicht von einem Tennismatch, wir sprechen von einem Menschenleben." Naomi Osaka schrieb auf Twitter: "Ich bin geschockt von der gegenwärtigen Lage und sende ihr Liebe und Licht."
US-Tennisstar Serena Williams äußerte sich gar entsetzt. "Ich bin am Boden zerstört und schockiert von den Nachrichten über meine Kollegin Peng Shuai. Ich hoffe, sie ist sicher und wird so schnell wie möglich gefunden", schrieb die 23-malige Grand-Slam-Siegerin auf Twitter und forderte: "Dies muss untersucht werden, und wir dürfen nicht schweigen."
Auch der Deutsche Olympische Sport Bund reagierte: "Es braucht Klarheit über ihr Wohlergehen und ihren aktuellen Zustand", schrieb der DOSB in einem vierzeiligen Tweet. Man verfolge "mit Sorge die Vorgänge um die Olympionikin Peng Shuai". Die Vereinigung Athleten Deutschland fordert "unabhängige und überprüfbare Belege bezüglich ihrer Sicherheit und ihres Wohlergehens". Sie nehmen das IOC in die Verantwortung, es müsse "seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht gerecht" werden. "Gerade mit Blick auf die bevorstehenden Olympischen und Paralympischen Winterspiele in China muss der organisierte Sport beweisen, dass er den Schutz der Athlet*innen gewährleisten kann."
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa