"Politisierung des Sports" Bidens Olympia-Boykott-Pläne empören China
19.11.2021, 12:07 Uhr
Die Proteste gegen die Olympischen Winterspiele haben die höchste diplomatische Ebene erreicht.
(Foto: picture alliance/dpa/FR67404 AP)
US-Präsident Biden spricht in der Öffentlichkeit über einen möglichen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. So soll auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam gemacht werden. China reagiert empört. Unterdessen bleibt Tennisspielerin Peng Shuai verschwunden.
Das chinesische Außenministerium hat empört auf die Überlegungen des US-Präsidenten Joe Biden hinsichtlich eines diplomatischen Boykotts der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking reagiert. "Die Politisierung des Sports widerspricht dem olympischen Geist und schadet den Interessen der Athleten aller Länder", sagte Zhao Lijian, Sprecher des Außenministeriums.
Biden hatte zuvor bei einem Treffen mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau mitgeteilt, ein solcher Boykott der Spiele (4. bis 20. Februar) sei "etwas, das wir in Betracht ziehen". In diesem Fall würden keine amerikanischen Regierungsbeamten nach China reisen, doch Sportler und Sportlerinnen könnten teilnehmen.
Aktuell werden aus der US-Politik immer mehr Rufe sowohl nach einem diplomatischen als auch einem vollständigen Boykott laut, um auf Menschenrechtsverletzungen und die Unterdrückung der uigurischen Muslime aufmerksam zu machen. Das chinesische Außenministerium wies die Vorwürfe als "nicht der Wahrheit entsprechend und völlig unbegründet" zurück und nannte die Behauptungen Washingtons einen "Witz in den Augen des chinesischen Volkes".
Auch WTA droht China
Unterdessen hat die Spielerinnen-Organisation WTA den Druck auf China im Zusammenhang mit der verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai erhöht. "Wir sind definitiv bereit dazu und würden alle Komplikationen, die das mit sich bringt, regeln", sagte WTA-Chef Steve Simon bei CNN auf einen möglichen Abzug aller WTA-Turnier aus China angesprochen.
Schätzungen zufolge könnte die WTA durch eine solche Maßnahme mehrere hundert Millionen Dollar verlieren. Simon stellte aber klar: "Dies ist größer als das Geschäft. Frauen müssen respektiert und nicht zensiert werden."
Die Sorgen um die 35 Jahre alte frühere Weltranglistenerste im Doppel sind weltweit groß. Peng Shuai hatte Anfang des Monats in dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo geschrieben, vom ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli (75) sexuell missbraucht worden zu sein. Der Eintrag im Sozialen Medium wurde gelöscht, Peng ist angeblich seit Tagen verschwunden.
Am Mittwoch veröffentlichten chinesische Medien dann eine Mail, die von ihr stammen soll. "Ich werde weder vermisst, noch bin ich nicht sicher. Ich ruhe mich nur daheim aus, alles ist in Ordnung", heißt es darin.
Prominente Weggefährten wie Alexander Zverev äußerten sich beunruhigt. "Ich hoffe, sie wird bald gefunden", sagte der Olympiasieger bei den ATP Finals in Turin: "Wir sprechen hier nicht von einem Tennismatch, wir sprechen von einem Menschenleben." Naomi Osaka schrieb auf Twitter: "Ich bin geschockt von der gegenwärtigen Lage und sende ihr Liebe und Licht."
Quelle: ntv.de, sue/sid