Barça schlagen - oder nix Guardiola und der Heynckes'sche Fluch
29.04.2015, 19:47 Uhr
Futsch ist er, der erste Titel: Josep Guardiola und seine Bayern scheiterten im DFB-Pokal an Borussia Dortmund.
(Foto: AP)
Die Meisterschaft feiern die Fußballer des FC Bayern auf der Couch, im DFB-Pokal rutschen sie aus - jetzt geht es gegen den FC Barcelona in der Champions League um alles. Trainer Guardiola kämpft mit einem Fluch und dem Schatten seines Vorgängers.
Es ist der Fluch des eigenen Anspruchs, der nun auf den Fußballern des FC Bayern lastet - und auf ihrem Trainer Josep Guardiola. Sie waren angetreten, um in dieser Saison das zu schaffen, was sie zuletzt 2014 unter Sankt Jupp Heynckes erreicht hatten, der in der kommenden Woche seinen 70. Geburtstag feiert: Sich das Titel-Triptychon aus deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League in die Trophäen-Vitrine zu stellen.
Dieser Traum ist nun an diesem Mittwochabend mit der dramatischen Niederlage gegen Borussia Dortmund im Halbfinale des nationalen Cupwettbewerbs geplatzt. Sie haben dieses Spiel verloren, weil sie trotz drückender Dominanz nicht in der Lage waren, es in 90 Minuten zu entscheiden. Und weil vier von ihnen - Kapitän Philipp Lahm, Xabi Alonso, Mario Götze und Torhüter Manuel Neuer - es nicht fertigbrachten, beim Showdown den Ball aus elf Metern in des Gegners Tor zu schießen.
Simple Meisterschaft statt Triple?
Nun droht dem FC Bayern des Josep Guardiola eine Saison, die so vielversprechend ihren Lauf nahm und nun seltsam schmucklos enden könnte. Mit einem selbstverschuldeten Aus im Pokal vor eigenem Publikum und mit einer Meisterschaft, die sie zwar wohlwollend registriert, aber kaum gefeiert haben - weil der Höhepunkt dieser Spielzeit noch bevorsteht. Am Mittwoch kommender Woche geht es zum FC Barcelona, das Hinspiel in Halbfinale der europäischen Königsklasse steht an.
Und es ist nicht völlig auszuschließen, dass sie nach dem Rückspiel am 13. Mai am späten Abend auf dem Rasen ihres Stadions stehen und erkennen müssen: War wieder nix. Eine simple Meisterschaft, und ist es auch die 25. in der Vereinsgeschichte, statt des Triples - das ist nicht das, was der FC Bayern wollte. Guardiolas "Hier zählt nur das Triple" hat sich in den vergangenen Wochen den Status eines geflügelten Wortes erarbeitet, das nun wie ein Fluch auf ihnen lastet. Ab sofort heißt es: Champions League oder nix!
Gutes Ende gegen die "alte Liebe"?
Aber was heißt das für den spanischen Trainer, der gerne als Star seiner Zunft bezeichnet wird? Zunächst einmal, dass er in zwei Partien die Chance hat, doch noch - fast - alles zu einem sehr guten Ende zu führen und diese Saison nach dem Double im vergangenen Jahr und dem jämmerlichen Ausscheiden gegen Real Madrid im Halbfinale der Königsklasse zu einer besonderen zu machen. Schließlich hat seine Mannschaft im Viertelfinale beim 6:1 gegen Porto alle überrascht, die nach dem 1:3 im Hinspiel schon das Aus prophezeit hatten. Aber, auch das ist eine Binse: Natürlich ist der FC Barcelona, bei dem Guardiola als Trainer begann und mit zwei Triumphen in der Champions League seinen Ruhm begründete, von ganz anderer fußballerischer Güte - mit dem Argentinier Lionel Messi, dem Brasilianer Neymar und dem Uruguayer Luis Suárez, die ein galaktisches Angriffstrio bilden.
Die Aufgabe wird für die Münchner dadurch nicht leichter, dass in der Abwehr Holger Badstuber als Pechvogel der Saison wieder einmal fehlt; dass Arjen Robben sich erneut verletzt hat; und dass Robert Lewandowski mit einer Gehirnerschütterung auszufallen droht. Die Vorzeichen stehen also wenig günstig. Aber was heißt das schon? Wenn der Begriff Alles-oder-nichts-Spiele je zutraf, dann auf diese beiden Partien, die darüber entscheiden, ob Guardiola wenigstens einen Schritt aus dem Schatten seines Vorgängers Heynckes heraustritt. Und wenn nicht? Wie das im Fußball so ist: Es geht weiter, immer weiter. Ein Jahr läuft Guardiolas Vertrag in München noch. Und im Fall der Fälle versucht er es in der kommenden Saison ein weiteres, ein drittes Mal - sein letztes Mal?
Quelle: ntv.de